Winter 2018/2019

Besonders in Erinnerung bleiben im Winter 2018/2019 die großen Schneefälle, die von Anfang bis Mitte Januar innerhalb sehr kurzer Zeit fielen und Ursache für eine große Lawinengefahr über etwa zwei Wochen hinweg waren. Das hatte Auswirkungen auf die Arbeit der Lawinenkommissionen und Sicherheitsbehörden, die außergewöhnlich viele Straßensperrungen insbesondere in diesem Zeitraum vornehmen mussten. Im Winter 2018/2019 kamen drei Menschen in Lawinen im freien Skigelände des bayerischen Alpenraums ums Leben.

Der Winter 2018/2019 begann mit dem ersten nennenswerten Schneefall Mitte Dezember, der von starkem Wind verfrachtet wurde und sich in Form von Triebschneeansammlungen ablagerte. Begleitet von leichten Schneefällen in den höheren und Regen in den tieferen und mittleren Lagen, stabilisierte sich die Schneedecke bis zu den Weihnachtstagen bei Temperaturen nahe 0°C. Die vorherrschenden Lawinenprobleme waren in den tieferen Lagen Gleitschnee auf Grund der tiefreichenden Durchfeuchtung und in höheren Lagen Triebschnee, bedingt durch den starken Wind. Über die Weihnachtstage bis zum Silvestertag wurde es langsam kälter und der bis zum Heiligabend gefallene Neuschnee konnte sich bei stabilem Hochdruckwetter gut setzen. Anschließend führte niederschlagsreiches und stark windiges Wetter an Silvester und Neujahr erneut zu einer angespannten Lawinensituation.

Der Januar war durch ungewöhnlich starken Niederschlag geprägt, der bis zum 16. Januar anhielt und über zwei Wochen hinweg zu einer oft großen Lawinengefahr führte. Am 06. Januar war bereits bis zu ein Meter Neuschnee innerhalb von zwei Tagen zu verzeichnen und auch in den folgenden Tagen schneite es bei oft stürmischen Bedingungen fast ununterbrochen weiter (vgl. Abb.1 und 2). Ab Monatsmitte konnte sich die Schneedecke bei klarem, kalten Winterwetter setzen und die Lawinengefahr entspannte sich. Am 26./27. Januar folgten mildere Temperaturen und Niederschläge, die bis 1.000m in Form von Regen fielen. Ab dem 28. Januar fielen die Temperaturen wieder, begleitet von leichten Neuschneefällen und umfangreichen Verfrachtungen durch die vorherrschende Föhnwetterlage.

Graphik der Schneehöhenentwicklung an der Messstation Brauneck. Die dunkelblaue Kurve der Schneehöhe steigt im Januar von einem halben Meter auf drei Meter an und liegt über den maximal gemessenen Werten am Brauneck seit 1998. Abb.2: Schneehöhenentwicklung im Winter 2018/2019 (dunkelblaue Kurve) an der Station Brauneck (1.485m ü.NN) relativ zur Spannbreite der Messwerte innerhalb der seit 1998 erhobenen Schneehöhen und zu deren Mittelwerten; Grafik: LWD Bayern

Die Lawinengefahr verschärfte sich wieder durch größere Neuschneefälle (bis zu 70cm) Anfang Februar (03. und 04. Februar), die sich nur schlecht mit der Altschneeoberfläche verbanden. Daraufhin stabilisierte sich das Wetter und die Lawinengefahr nahm ab, bis es vom 11. bis 13. Februar erneut zu Neuschneefällen (bis zu 50cm) unter starkem Windeinfluss kam. Ab Mitte Februar stellten sich im gesamten bayerischen Alpenraum frühlingshafte Temperaturen mit viel Sonnenschein ein, die zu einer tiefreichenden Durchfeuchtung der Schneedecke und der damit verbundenen Gleitschneeproblematik führten.

Der März startete mit abwechslungsreichem Wettergeschehen wie wir es gewöhnlich vom April erwarten. Die milden Temperaturen und das damit verbundene Gleitschneeproblem bis in die mittleren Lagen blieben den gesamten März über bestehen. Sonnenschein, Regen bis in die Hochlagen (10. März), Graupelschauer und Schneefälle (bis zu 50cm am 16. März in den Hochlagen, darunter Regen), oft verbunden mit starkem Wind, wechselten sich ab. Danach stellten sich überwiegend stabile Wetterverhältnisse ein, mit starker Abstrahlung und Auskühlung nachts und sonnigem Frühlingswetter tagsüber.

Im April aperte die Schneedecke südseitig zusehends aus. Die teilweise noch mächtige Schneedecke konnte sich mit warmen Temperaturen gut setzen und war überwiegend kompakt und stabil. Kleinere Wintereinbrüche Anfang und Mitte April änderten die Situation nicht mehr grundlegend. Am 01. Mai wurde der letzte Lagebericht in der Saison 2018/2019 herausgegeben.

Insgesamt war der Winter 2018/2019 sehr niederschlagsreich. Regen bis in die Hochlagen und Sturm in Orkanstärke stellte auch diesen Winter in den bayerischen Bergen keine Seltenheit dar. Außergewöhnlich waren die großen Neuschneemengen, die im Januar etwa zwei Wochen lang fielen und zu einer hohen Lawinengefahr in diesem Zeitraum führten. Als ebenso ungewöhnlich ist das früh einsetzende Frühlingswetter zu beurteilen, das zu einer großen Gleitschneeaktivität ab Mitte Februar führte.

Entwicklung der Lawinengefahr

Die Lawinengefahr entwickelte sich im Winter 2018/2019 wie folgt:

Die Lageberichtsaison 2018/2019 begann am 11. Dezember mit erheblicher Lawinengefahr. Die Hauptprobleme zu Beginn des Winters lagen in den durch starke Winde entstandenen, umfangreichen Triebschneeansammlungen in den höheren Lagen und der starken Durchfeuchtung und damit hohen Gleitschneegefahr in den tieferen Lagen. Die Lawinengefahr wurde in diesem Zeitraum als mäßig bis erheblich beschrieben. An Heiligabend stieg sie durch die Neuschneefälle bei stürmischen Verhältnissen auf Stufe vier (groß) in den höheren Lagen einiger Regionen. Anschließend war die Lawinengefahr wieder rückläufig dank stabilen Hochdruckwetters und einer damit verbundenen Setzung der Schneedecke.

Im Januar stieg die Lawinengefahr mit Schwerpunkt im östlichen bayerischen Alpenraum von drei (erheblich) auf vier (groß) an und wurde bis zur Monatsmitte an insgesamt vier Tagen in allen Regionen und Höhenlagen als groß beschrieben. Grund dafür waren die starken Niederschläge in sehr kurzer Zeit und die damit verbundene Selbstauslösung großer Schneebrett- und Lockerschneelawinen. Auch Staublawinen sehr großen Ausmaßes waren in diesen Tagen zu beobachten. Die Folge waren größere Waldschäden in den Berchtesgadener Alpen, die Verschüttung von Straßen im Chiemgau und Gebäudeschäden in Balderschwang im Allgäu. Alle Lawinenkommissionen und Sicherheitsbehörden waren in dieser Zeit stark gefordert, viele Verkehrswege waren über Tage gesperrt, Ortsteile von der Außenwelt abgeschnitten. Es ist der professionellen und zuverlässigen Arbeit der Ehrenamtlichen zu verdanken, dass keine Menschen in überwachten und gesicherten Bereichen zu Schaden kamen. Die außergewöhnlich hohe Zahl von Sperrungen spricht hierbei für sich. Bedauerlicherweise verlor am 05. Januar im freien Skigelände ein Mensch im Chiemgau sein Leben in einer Schneebrettlawine.

Nach den starken Neuschneefällen entspannte sich die Lawinenlage durch die Setzung der mächtigen Schneedecke bei klarem, kalten Winterwetter rasch. Ende Januar und Anfang Februar stieg die Lawinengefahr noch einmal kurzzeitig aufgrund von milderen Temperaturen und Regen in höheren Lagen (26.Januar) und größeren Neuschneefällen (03. und 04. Februar und 11. bis 13.Februar) immer begleitet von starken Winden an. In den folgenden Wochen setzte sich die Schneedecke bei zunehmenden Temperaturen. Durch Sonneneinstrahlung und tageszeitliche Erwärmung stieg die Lawinengefahr ab Mitte Februar aufgrund der tiefreichenden Durchfeuchtung der Schneedecke und der hohen Gleitschneeaktivität regelmäßig im Tagesverlauf an. An glatten, steileren Wiesenhängen, Felsplatten und Waldschneisen war zu jeder Tages- und Nachtzeit mit, aufgrund der Schneedeckenmächtigkeit und der Kompaktheit der Schneedecke (fehlende Schichtung), großen Gleitschneelawinen zu rechnen (vgl. Abb.3). Bedauerlicherweise verloren in diesen Tagen (23. Februar) zwei Menschen ihr Leben in einer Gleitschneelawine im freien Skigelände des Ammergaus.

Im März war die Lawinengefahr zunächst als mäßig bis erheblich einzuschätzen. Von einer Entspannung der Lawinengefahr konnte aufgrund der schwierigen Vorhersagbarkeit der Gleitschneelawinen, die Tag und Nacht in allen Expositionen abgingen, nicht die Rede sein. In den Hochlagen wurde regelmäßig vor kleinräumigen Triebschneeansammlungen, die durch starken Wind entstanden, gewarnt. Erst ab Mitte März (18. März) stellte sich in den tieferen Lagen bzw. vormittags eine geringe Lawinengefahr ein und die Lage entspannte sich bei sonnigem Frühlingswetter pünktlich zum Frühlingsbeginn am 20. März.

Ende März und im April herrschten weitgehend stabile Verhältnisse mit einem Anstieg der Lawinengefahr auf Grund der tageszeitlichen Erwärmung und der intensiven Sonneneinstrahlung. Vereinzelt waren noch größere Gleitschneelawinen zu beobachten, Straßensperrungen mussten aber keine mehr ausgesprochen werden. Langsam aperte die mächtige Schneedecke an Südhängen aus. In schattigen Lagen werden die Reste der mächtigen Schneedecke noch lange sichtbar sein.

Insgesamt war der Winter 2018/2019 sehr schneereich und von vielen Selbstauslösungen von Lawinen geprägt. Trieb-, Neu-, und Gleitschnee waren die vorherrschenden Lawinenprobleme die abwechselnd die Gefahrensituation bestimmten. Die Gefahrenstufe vier wurde überdurchschnittlich oft, an vier Tagen in allen Regionen und Höhenlagen und an elf weiteren Tagen mit Schwerpunkt im Chiemgau und Berchtesgaden, ausgegeben. Bedauerlicherweise haben drei Menschen in Lawinen im freien Skigelände des bayerischen Alpenraums ihr Leben verloren. Wir danken den ehrenamtlichen Lawinenkommissionsmitgliedern und Beobachtern für ihre Einsatzbereitschaft, die einen unersetzbaren Beitrag leisten, um die Bevölkerung vor Lawinenunglücken zu schützen.

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