Winter 2017/2018
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Wintern war der Winter 2017/2018 wieder kälter, länger und insgesamt deutlich niederschlagsreicher. Die Niederschlagsperioden wurden meist von starkem Wind begleitet und einige Male regnete es auch bis in die Hochlagen. Große Neuschneefälle innerhalb kurzer Zeit, wie beispielsweise Mitte Januar, und die fast durchgehend bestehende Gleitschneeproblematik hatten Auswirkungen auf die Lawinengefahr und auf die Arbeit der Lawinenkommissionen und Sicherheitsbehörden. Straßensperrungen wurden vor allem im Allgäu, insbesondere im Januar, vorgenommen. Im Winter 2017/2018 kamen im bayerischen Alpenraum drei Menschen in Lawinen ums Leben.
Zwei markante Wintereinbrüche mit ergiebigen Neuschneefällen im Herbst und Frühwinter (September und November) waren zu verzeichnen, bevor sich gegen Ende November eine flächige Schneedecke ausbilden konnte. Der Dezember war geprägt von einem abwechslungsreichen Wettergeschehen mit stürmischem Wind und mehreren Niederschlagsperioden, die oft ergiebige Schneefälle und teilweise auch Regen mit sich brachten (Abb.1). Durch den warm eingeschneiten Untergrund waren Gleitschneelawinen neben den mächtigen Triebschneeansammlungen das vorherrschende Lawinenproblem.
Der Januar zeigte sich zunächst mit beinahe frühjahrsähnlichen Verhältnissen. Milde Temperaturen (bis zu 4°C in 2.000m am 05. Januar), teilweise begleitet durch Regenfälle, führten zu einer tiefreichenden Durchfeuchtung der Schneedecke und zur Selbstauslösung nasser Locker-, Schneebrett- und Gleitschneelawinen. Erst Mitte des Monats fielen die Temperaturen wieder und es kam zu ergiebigen, von starkem Wind begleiteten Neuschneefällen, die zu einer angespannten Lawinensituation führten.
Die Lufttemperaturen nahmen im Verlauf des Februars kontinuierlich ab, bis sie Ende des Monats den Tiefpunkt von minus 20°C in 2000m Höhe (27. Februar) erreichten. Im Februar schneite es wenig, der Monat war durch viele sonnige und kalte Wintertage geprägt. Die Schneedecke konnte sich gut setzen und es bildete sich ein tragfähiger Harschdeckel. Lediglich kleinere Triebschneeansammlungen waren noch störanfällig.
Großräumiger Föhneinfluss brachte im März milde Temperaturen und es stellten sich Frühjahrsverhältnisse ein, die zu einer zunehmenden Durchfeuchtung der Schneedecke führten. Die gelegentlichen Regenfälle in den tiefen und mittleren Lagen förderten die vorherrschende Gleitschneeproblematik. In höheren Lagen waren weiterhin Gefahrenstellen durch frischen Triebschnee im kammnahen Steilgelände, Rinnen und Mulden zu finden.
Ab dem 4. April beruhigte sich das Wetter und in der Folge die Lawinenlage. Den restlichen April war das frühlingstypische Nassschneeproblem vorherrschend, das durch die milden Temperaturen vor allem in den tieferen Lagen am Nachmittag verursacht wurde (Abb.2).
Insgesamt war der Winter 2017/2018 sehr dynamisch und wechselhaft. Regen bis in die Hochlagen und Sturm in Orkanstärke stellte auch diesen Winter in den bayerischen Bergen keine Seltenheit dar. Außergewöhnlich waren die Frühjahrsverhältnisse, die sich Anfang Januar für etwa zwei Wochen einstellten, bevor sie von starken Neuschneefällen Mitte Januar und sehr niedrigen Temperaturen bei klarem Winterwetter im Februar abgelöst wurden.
Entwicklung der Lawinengefahr
Die Lawinengefahr entwickelte sich im Winter 2017/2018 wie folgt:
Die Lageberichtsaison 2017/2018 begann am 01. Dezember. Bedauerlicherweise kam es bereits vorher zu zwei tödlichen Lawinenunfällen im bayerischen Alpenraum, die auf zwei kurz andauernde Niederschlagsperioden im September und November zurückzuführen sind. Die Hauptprobleme zu Beginn des Winters lagen in der schlechten Bindung der Schneedecke zum Untergrund, da der Boden noch einige Wochen Wärme an die Schneedecke abgab. Neben der dadurch entstandenen Gleitschneegefahr war das Triebschneeproblem in den höheren Lagen vorherrschend. Umfangreiche Triebschneeansammlungen bildeten sich bei starkem Wind immer wieder und waren oft störanfällig.
Erhebliche bis hohe Lawinengefahr herrschte Mitte bis Ende Januar aufgrund großer Neuschneefälle, die stark verfrachtet wurden und sich schlecht mit der Altschneedecke verbanden. In diesen Wochen wurden vor allem im Allgäu einige Straßensperrungen vorgenommen und bedauerlicherweise ereignete sich auch ein tödlicher Lawinenunfall in diesem Zeitraum (21. Januar).
Die Lawinengefahr wurde im Februar wegen der durch das kalte, klare Wetter allgemein gut verfestigten Altschneedecke und einer meist geringen Neuschneeauflage als gering beschrieben.
Insgesamt wurde die Lawinengefahr im März mit gering bis mäßig beurteilt bis sie am 28. des Monats aufgrund von Schauerwetter mit Wind und Neuschneefällen in den höheren und Regen in den tieferen Lagen auf Stufe 3 (erheblich) anstieg. Die Feuchtigkeit in der Schneedecke stieg und es kam vermehrt zu Gleitschneelawinen, die auch zu Lawinenunfällen führten. Die Schneedecke ging in den darauffolgenden Wochen kontinuierlich zurück und verschwand recht bald in den tieferen Lagen, sodass keine Gefahr für Verkehrswege und die Bevölkerung mehr bestand. Damit waren Straßen- oder Wegsperrungen nicht mehr nötig. Am 01. Mai wurde der letzte Lagebericht der Saison 2017/2018 herausgegeben.
Insgesamt ist der Gefährdungsverlauf im Winter 2017/2018 als normal einzustufen mit den Hauptproblemen Triebschnee und Nassschnee, die abwechselnd das Lawinengeschehen bestimmten. Die Gefahrenstufe 4 wurde an einem Tag, dem 22. Januar, in allen Regionen und Höhenlagen und an drei weiteren Tagen im Januar nur in bestimmten Regionen oder Hochlagen ausgegeben. Bedauerlicherweise haben im freien Skigelände drei Menschen in Lawinen im bayerischen Alpenraum ihr Leben verloren. Wir danken den ehrenamtlichen Lawinenkommissionsmitgliedern und Beobachtern für ihre Einsatzbereitschaft, die einen unersetzbaren Beitrag leisten, um die Bevölkerung vor Lawinenunglücken zu schützen.