Baumschläfer (Dryomys nitedula)

Der Baumschläfer (Dryomys nitedula) ist bis zu 12 cm groß und hat ein Gewicht von ca. 15 bis 40 g. Der 6 bis 10 cm lange Schwanz ist einfarbig und behaart. Das Rückenfell ist graubraun und die Bauchunterseite cremefarben bis weiß, ähnlich dem Siebenschläfer. Den Kopf zieren eine dunkle Gesichtsmaske, die sich von der Nase bis zu den Ohren zieht, und dunkle Augenringe. Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist im Unterschied zum Baumschläfer größer und trägt eine Quaste am Schwanzende. Seine schwarze Gesichtsmaske reicht bis hinter die Ohren.

Er bewohnt feuchte unterholzreiche Laubwälder und besiedelt auch alte Fichtenwälder mit Unterwuchs und montane Bergmischwälder. Seine Nahrung besteht aus pflanzlicher und vor allem auch tierischer Kost. So frisst er Knospen, Blätter, Samen, Beeren und Insekten. Er bewohnt selbstgebaute Nester und Baumhöhlen. Den Winterschlaf von Oktober bis April verbringt er in unterirdischen Verstecken im Wurzelbereich von Bäumen.

Der Baumschläfer ist die seltenste Bilchart Mitteleuropas. In Bayern wurden 1988 in Untersuchungen von Faltin (1988) drei gesicherte Nachweise in Nistkästen in den oberbayerischen Alpen beiderseits des Inns im Landkreis Rosenheim erbracht. Seitdem gab es nur noch zwei Nachweise: im Jahr 1993 im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in der Nähe des Eibsees und 2010 bei Brannenburg im Landkreis Rosenheim. Ältere Nachweise, nur teilweise gut dokumentiert, gibt es aus den 1940er, 1950er und 1960er Jahren aus dem Fichtelgebirge, dem Bayerischen Wald und weiteren Stellen in den oberbayerischen Alpen.

Bayerkarte mit Markierung der Verbreitungsgebiete ab dem Jahr 2000. Verbreitung ab dem Jahr 2000

Trotz Nachsuche mit Hilfe von Nistkästen an den überlieferten Fundorten gelang es in jüngerer Zeit nicht, die bekannten Nachweise zu bestätigen oder neue Vorkommen zu finden. Es wird daher angenommen, dass der Bestand des Baumschläfers rückläufig ist, so dass die Art in Anbetracht ihrer Seltenheit auf der Roten Liste Bayerns als vom Aussterben bedroht eingestuft ist. In den Gebieten mit den letzten Nachweisen (Inntal) ist der Siebenschläfer mittlerweile auffallend häufig in Nistkästen (Bayerische Giebelkästen) vorzufinden, die zur Bilcherfassung ausgebracht wurden. Eine Zunahme und Arealerweiterung des Siebenschläfers seit den Erhebungen in den 1980er Jahren scheint damit wahrscheinlich.

Der Baumschläfer ist als FFH-Anhang-IV-Art streng geschützt. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat 2019 und 2020 ein zweijähriges Erfassungsprojekt mit Wildkameras an den ehemaligen Fundorten des Baumschläfers am Eibsee sowie im Inntal in Auftrag gegeben, um die von hier vorliegenden letzten Nachweise des Baumschläfers zu überprüfen und eventuell bisher unbekannte Vorkommen zu erfassen. Dabei sollte auch die Eignung der Methodik für ein Monitoring des Baumschläfers in Bayern eingeschätzt werden. Hierfür wurden 2019 im Eibseegebiet in der Nähe eines Baumschläferfundortes aus den 1990er Jahren sowie 2020 im Inntal nahe Oberaudorf Schläfernistkästen in Bäumen zwischen zwei und sieben Meter hoch aufgehängt und beködert, um die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Bilche vor den Kameras zu erhöhen. Die Wildkameras wurden in derselben Höhe angebracht und auf die Nistkästen ausgerichtet. Im Untersuchungszeitraum 2019/20 wurde kein Baumschläfer erfasst. Auf einem Großteil der Kameraaufnahmen konnten Siebenschläfer, auf einem kleinen Teil auch die Haselmaus nachgewiesen werden. Damit ist grundsätzlich der Nachweis der Eignung der Wildkameramethode für die Erfassung von Bilchen auf Bäumen erbracht. Die Untersuchungen werden 2021/22 fortgeführt.

Weiterführende Informationen

Dokumente

  • Faltin, I. (1988): Untersuchungen zur Verbreitung der Schlafmäuse (Gliridae) in Bayern. - Schriftenr. Bayer. Landesamt für Umweltschutz 81, 7–15.

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