Europäischer Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)

Ökologie und Standortansprüche

Der Schlammpeitzger lebt in flachen Tümpeln, Wassergräben, Altarmen, Teichen und Moorgewässern, wo er sich tagsüber in den schlammigen, weichen und mit Pflanzen bestandenen Gewässergrund eingräbt. Nachts geht er auf Nahrungssuche nach kleinen wirbellosen Tieren. Da seine Wohngewässer meist sauerstoffarm sind, kann der Schlammpeitzger mit seiner stark durchbluteten Darmschleimhaut Sauerstoff aus geschluckter Luft aufnehmen. Dies befähigt ihn auch, bei Regen kurze Landwanderungen zu unternehmen. Schlammpeitzger laichen von April bis Juni bei Wassertemperaturen von mehr als 16° C. Dabei wird das Schlammpeitzgerweibchen während des Laichvorgangs eng vom Männchen umschlungen. Die Eier werden an Pflanzen angeheftet. In sommerlichen Trockenperioden und im Winter können sich Schlammpeitzger bis zu 50 cm tief im Schlamm eingraben und so die für sie ungünstige Zeit überleben.

Ziel

Zunächst erfasst das LfU die stark gefährdeten Schlammpeitzger-Bestände in Bayern. Mit mehr Wissen können Schlammpeitzger an früheren Standorten bereits erloschener Bestände wiederangesiedelt werden. Wenn sich die wiederangesiedelten Europäischen Schlammpeitzger im Zielgewässer erfolgreich etablieren und selbstständig reproduzieren, können diese Zielgewässer schließlich als Ausbreitungsquelle für die umliegenden Gewässer dienen.

Inhalt

Der Europäische Schlammpeitzger ist auch über die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtline) geschützt. Im Rahmen des FFH-Monitorings untersuchen Expertinnen und Experten bayernweit "Verdachtsgewässer" mittels Elektro- und Reusenbefischungen und mit eDNA-Monitoring auf ein Vorkommen dieser Fischart. Die Untersuchungsgewässer wählt das LfU in enger Abstimmung mit Kolleginnen und Kollegen der Fachberatungen für Fischerei der Regierungsbezirke aus und berücksichtigt neben Hinweisen aus Fischerei und Naturschutz unter anderem auch historische Nachweise. Auf Grundlage des besseren Kenntnisstandes über aktuelle Vorkommen und Bestände in Bayern, kann das LfU zielgerichtete Schutzmaßnahmen erarbeiten, um diese gefährdete Fischart und ihre lokalen Bestände zu erhalten und zu fördern.

Zudem kann im historischen Verbreitungsgebiet unter passenden Voraussetzungen, z.B. nach erfolgten Renaturierungsmaßnahmen oder neu angelegten Habitaten, der Europäische Schlammpeitzger wiederangesiedelt werden. Basis für eine erfolgreiche Nachzucht des Europäischen Schlammpeitzgers ist das Wissen und die Expertise der Fischwirte der Teich- und Fischzuchtanlage Wielenbach des Landesamtes für Umwelt (LfU).

Ein teilweise beschatteter Bach oder Graben fließt durch eine Wiese, links stehen Gehölze. Hier setzte das LfU Schlammpeitzger in einem teichartigen Abschnitt des Donaugrabens unterhalb von Deggendorf aus; Foto: Lukas Ittner

Beispiel: Wiederansiedlungsmaßnahme in einem neu geschaffenen Grabensystem

Ein im ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Schlammpeitzgers wieder hergestelltes Grabensystem an der Donau zwischen Deggendorf und Straubing wurde als geeignetes Zielgewässer für eine Wiederansiedlung identifiziert. Der dort vorhandene Lebensraum erfüllt alle für den Schlammpeitzger notwendigen Voraussetzungen.

Ein Vorab-Monitoring belegt, dass sich im Zielgewässer nicht bereits gebietsfremde Schlammpeitzger eingefunden haben. Ein Stützungsbesatz wäre auch dann nicht sinnvoll, wenn sich schon eine vitale Population an heimischen Schlammpeitzgern etabliert hätte.

Im nächsten Schritt vermehrte das LfU und zog Schlammpeitzger in der Teichanlage der Dienststelle Wielenbach auf. Das Zucht-Ergebnis war sehr erfreulich: So konnten bereits im ersten Sommer insgesamt 4.500 Jungtiere im Alter von sieben Wochen im Zielgewässer ausgesetzt werden. Über ein Fischmonitoring wird der Erfolg der Maßnahme kontrolliert.

Kooperationspartner

Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft mBH (WIGES), Fachberatung für Fischerei des Regierungsbezirks Niederbayern, Regierung von Niederbayern

Laufzeit

ab 2021

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