Bodentypen

Boden ist gleich Boden? Nein, im Gegenteil! Boden ist sehr vielfältig. Je nach Ausgangsgestein, Oberflächenbeschaffenheit der Landschaft, Klima und Bewuchs entstehen ganz verschiedene Böden (Bodentypen) mit unterschiedlichen Eigenschaften und besonderen Funktionen.

Nachfolgend eine tabellarische Übersicht der wichtigsten Hauptbodentypen.

Wichtigste Hauptbodentypen
Bodenprofil Erläuterung

Auenboden

Auenböden (Vega) entstehen aus den Ablagerungen von Fluss- und Bachauen. Sie werden in der Regel periodisch überflutet und weisen einen stark schwankenden Grundwasserspiegel auf. Je nach Charakter und Einzugsgebiet des Flusses und der Entfernung dazu ist die Auendynamik der Böden sehr unterschiedlich.

Die immer wiederkehrenden Zuströme frischen Wassers versorgen Auenböden mit viel Sauerstoff und Nährstoffen. Sie dienen als Standorte für den Auenwald und beherbergen seltene Pflanzen und Tiere.

Vegen werden vor allem als Grünland genutzt. Wird eine Vega nur selten überschwemmt, so ist auf ihr auch Ackerbau möglich.

Wissenswertes

Die natürliche Vegetation der Auen ist ein artenreicher Mischwald. Typische selten gewordene Pflanzen in Flussauen sind die Schachblume, der Aronstab, der blaue Eisenhut oder das gelbe Windröschen. Auen dienen auch vielen seltenen Tieren als Rückzugsgebiete.
Leider wurde ihre Entwicklung in den letzten Jahrhunderten durch die Eingriffe des Menschen in die Flusssysteme, etwa durch Korrekturen, Eindeichungen und Grundwasserabsenkungen sehr gestört.

Braunerde

Braunerden entstehen aus verschiedenen Ausgangsgesteinen und können sich nur entwickeln, wenn der Boden kalkfrei ist. Eisenminerale werden gelöst und wandeln sich durch den Kontakt mit Luft und Wasser um und oxidieren (Verbraunung). Der Boden erhält so seine typische braune, manchmal rötliche oder gelbliche Farbe.

Je nach Ausgangsgestein können Braunerden flach- oder tiefgründig, sauer oder basisch, nährstoffarm oder nährstoffreich, steinreich oder steinfrei sein und das alles in sandiger, lehmiger oder toniger Bodenart.

Wissenswertes

Wie fruchtbar eine Braunerde als Acker- oder Waldboden sein kann, hängt von ihrem Ausgangsgestein ab und variiert daher in einem breiten Spektrum.
Die tiefgründigen und lehmigen Braunerden können viel Wasser für die Pflanzen speichern, die flachen, sandigen oder steinreichen Vertreter nur wenig. Entsprechend unterschiedlich reagieren sie auf eingetragene Schadstoffe. Deshalb ist es wichtig sich den Boden vorher genau anzuschauen, bevor man ihn entsprechend nutzt.

Gley

Gleye entstehen bei gleichmäßig hoch anstehendem Grundwasser auf allen Ausgangsgesteinen. Sie zeigen im oberen Bereich ein fleckiges, rostfarbenes Aussehen durch die bei Luftkontakt ausfallenden Eisen- und Manganverbindungen. Der untere, oft die meiste Zeit des Jahres unter Wasser stehende Teil ist in düsteres Graublau bis Grauschwarz "getaucht".

In der Landwirtschaft sind sie nicht für Ackerbau geeignet, da sie sehr nass sind. Sie eignen sich bei nicht allzu hohem Wasserstand besonders für die Grünlandwirtschaft. Gegenüber schweren Landmaschinen sind sie sehr verdichtungsempfindlich.

Wissenswertes

Auf Ihnen gedeihen nässeverträgliche Baumarten wie Pappeln, Eschen und Erlen hervorragend. Pflanzen wie Blutweiderich, Mädesüß und Sauergräser machen den Standort Gley zu etwas Besonderem. Darüber hinaus leistet er einen wichtigen Betrag für die Grundwasserneubildung. Das Grundwasser steigt manchmal aber so hoch, sodass nur noch eine dünne Bodendecke bleibt, um das wertvolle Nass vor Verunreinigungen zu schützen. Deshalb ist es wichtig, dass nicht zu viele Nähr- und Schadstoffe auf ihm landen!

Hochmoor

Moore entstehen durch die Verlandung offener Gewässer oder bei andauernd hohem Grundwasserstand. Anfallende Pflanzenreste können bei Luftmangel nicht ausreichend zersetzt werden und reichern sich in einer Torfschicht an (Niedermoor). Bei genügend hohen Niederschlägen kann das Moor aus dem Grundwasserkörper heraus wachsen und ein häufig kuppenförmig ausgebildetes Hochmoor bilden, in dem die Torfmoose (Sphagnum) die Niederschläge wie ein Schwamm speichern.
Die Torfmoose, die auf ihm wachsen, sterben nach unten hin ab und bilden den Moorkörper. Da diese Moore mit Wasser vollgesogen sind und einen sauren pH-Wert aufweisen, werden dessen Moorkörper nicht von Bodenlebewesen abgebaut. Sie wachsen stetig weiter und bewahren und konservieren alles, was in sie hineinfällt, im Untergrund.

Für die intensive landwirtschaftliche Nutzung sind Moore nicht geeignet, da sie kaum Nährstoffe besitzen.

Wissenswertes

Die wenigen verbliebenen intakten Hochmoore Bayerns bieten vielen seltenen Pflanzen und Tieren einen wertvollen Lebensraum. Dazu gehören zum Beispiel der fleischfressende Sonnentau, das Wollgras, der Moorfrosch oder spezialisierte Käfer- und Insektenarten. Zudem haben sie als Archive der Klimaentwicklung und Kulturgeschichte eine hohe Bedeutung. In Ihnen kann man zum Beispiel konservierte Pollen vergangener Jahrtausende oder auch Moorleichen finden.

Parabraunerde

Parabraunerden entstehen häufig aus feinem, kalkhaltigem Ausgangsmaterial wie Löß oder aus Moränenablagerungen, welche die Gletscher der letzten Eiszeit vor mehr als 10.000 Jahren bildeten, indem sie das Gestein zerrieben und zermahlten. Nach der Eiszeit ist der Löß in verschiedenen Gegenden angeweht worden.
Im Zuge der Verwitterung wird der Kalk gelöst und Ton gebildet. Dieser Ton wird mit der Zeit vom Oberboden in den Unterboden verlagert, was dort zur Ausbildung eines dichten und wasserstauenden Bodenhorizontes führen kann.

Wissenswertes

Parabraunerden gehören zu den besten Ackerböden Bayerns. Sie sind vielfältig nutzbar und erfüllen wichtige Funktionen im Naturhaushalt. Sie besitzen ein gutes Wasser- und Nährstoffspeichervermögen und halten Schadstoffe weitgehend im Boden zurück, so dass sie in hohem Maße das Grundwasser schützen. Allerdings sind sie sehr erosionsgefährdet, wenn diese Böden nicht bedeckt sind. Aufgrund ihrer großen Bedeutung für die Nahrungsmittelversorgung sollte man diese nicht überbauen oder versiegeln.

Pelosol

Pelosole entstehen aus tonreichen Ausgangsgesteinen. Sie kommen in vielen Übergangsformen zu anderen Bodentypen vor. Charakteristisch für Pelosole ist ein ausgeprägter Wechsel von Nass- und Trockenphasen im jahreszeitlichen Verlauf. An ihrem Gefüge lassen sich Schrumpfungs- und Quellungsvorgänge ablesen.

Aufgrund des hohen Tongehalts können Pelosole vor allem in niederschlagsreichen Jahreszeiten viel Wasser speichern. Allerdings geht ihnen dann schnell die Luft aus. In den jährlichen Trockenphasen trocknen Pelosole schnell aus, bilden Schrumpfungsrisse und werden steinhart. Luft ist dafür reichlich vorhanden. In den feinen Porenräumen befindet sich zwar noch genügend Wasser, dieses ist aber für viele Pflanzen zu fest gebunden.

Das sich dabei bildende Bodengefüge wird Prismengefüge genannt, erkennbar an einer säulenartigen Struktur.

Wissenswertes

Pelosole werden häufig als Grünland, Obstbaumwiesen oder als Wald genutzt. Da sie Nähr- und Schadstoffe in hohem Maße binden können, haben sie im Naturhaushalt eine wichtige Schutzfunktion für das Grundwasser. Für die Landwirtschaft sind sie weniger geeignet. Sie lassen sich meist nur bei optimalen Bedingungen (nicht zu nass und nicht zu trocken) mit Landmaschinen bearbeiten ("Minutenboden"). Deshalb werden sie häufig als Dauergrünland oder Wald genutzt.

Podsol

Podsole entwickeln sich auf sandigen, nährstoffarmen Substraten. Da sie meist aus Sand oder Feinkies bestehen, versickert der Regen ganz schnell und wäscht die wenigen Nährstoffe und Eisenverbindungen aus dem Oberboden in den Unterboden aus.
So werden sie oben immer bleicher und saurer. Die Eisenverbindungen fallen in den unteren Horizonten wieder aus und bescheren ihnen schwere, rost-orange Füße.

Wissenswertes

Podsole sind aufgrund fehlender Nährstoffe und ungünstiger Wasserversorgung für die landwirtschaftliche Nutzung ungünstige Standorte. Daher werden sie meistens forstlich genutzt. Typische Pflanzen sind Kiefern, die Heidelbeere, das Heidekraut oder die Drahtschmiele.
Im Mittelalter wurde das Eisen in den unteren Bodenhorizonten zur Herstellung von Werkzeugen und Waffen verwendet.

Pseudogley

Der Pseudogley ist ein durch Staunässe und Austrocknung geprägter Bodentyp. Voraussetzung ist ein stauender Untergrund, auf dem sich zeitweise das versickernde Niederschlagswasser sammelt.
Die typischen Marmorierungen der Pseudogleye entstehen durch feuchteabhängige Umverteilungen von Eisen und Mangan im Boden. Wenn es regnet sind Pseudogleye zu nass und bei Trockenheit werden sie so trocken, dass die Erde aufreißt. Dieser Feuchtewechsel ist für viele Pflanzen ungünstig. Daher sind sie als Acker- oder Gartenboden weniger geeignet.

Wissenswertes

Pseudogleye sind häufig gute Wiesen- und Waldstandorte, weil sie eine gute Wasserversorgung besitzen. Ist der stauende Effekt sehr ausgeprägt, können Pseudogleye Standorte seltener Pflanzen sein. Darüber hinaus filtern Pseudogleye Regenwasser sehr gut.

Rendzina

Rendzinen sind flachgründige Skelettböden ("Skelett" = Steine) auf Kalksteinen, die meistens in Hanglagen vorkommen. Charakteristisch ist ein dunkler, viel organisches Material enthaltender Oberboden, der durch intensive Regenwurmtätigkeit ein stabiles Krümelgefüge erhalten hat. Oft unmittelbar nach unten hin anschließend folgt das wenig verwitterte Ausgangsgestein. Für die landwirtschaftliche Nutzung sind sie weniger geeignet, da sie nur wenig Wasser speichern können. Schadstoffe können sie nicht zurückhalten, nur dem Sauren Regen halten sie stand.

Wissenswertes

Wegen ihrer Flachgründigkeit sind Rendzinen schlechte Ackerböden. Umso wertvoller sind sie dafür als Standorte für seltene Pflanzen und Tiere. Da Rendzinen im Sommer sehr schnell austrocknen wachsen auf ihnen zum Beispiel seltene Pflanzen wie zum Beispiel Ragwurz, Knabenkräuter oder die Küchenschelle. Auch seltene Tiere, von denen viele bereits vom Aussterben bedroht sind, sind hier heimisch. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Schmetterlinge wie der Idasbläuling oder die Berghexe. Aber auch wärme liebende Insekten wie die blauflügelige Ödlandschrecke oder der Warzenbeißer sind hier zu finden. Die Zaunechse und die Schlingnatter sind hier ebenfalls zuhause.

Stadtboden

Stadtböden entstehen maßgeblich durch menschliche Eingriffe. Die massivsten Eingriffe entstehen durch Bautätigkeiten, bei denen Boden ausgehoben, umgelagert, verdichtet und/oder versiegelt wird. Aber auch die Anlage von Freizeitflächen oder die Bodenbearbeitung in Kleingartenanlagen zählen zu den typischen Bodennutzungen in der Stadt.

Wissenswertes

Intakte Böden erfüllen auch in der Stadt wichtige Funktionen. Sie sind zum Einen Teil des Wasser- und Nährstoffkreislaufs und dienen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Zum Anderen sind sie in Städten ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität des Menschen:
Als Standort für Vegetation erfüllt der Boden eine wichtige Erholungsfunktion (zum Beispiel in Parks). Die städtischen Grünanlagen filtern Stäube aus der Luft und verbessern damit erheblich die Luftqualität. Böden und Vegetation speichern Wasser, das an heißen Tagen verdunstet und so zu einer Abkühlung des Stadtklimas beiträgt. Unbebaute Böden nehmen große Mengen an Niederschlagswasser auf. Je mehr Wasser über den Boden versickert, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen. Schadstoffeinträge aus Industrie und Verkehr werden durch intakte Böden gefiltert. Sie schützen so unser Grundwasser.

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