Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Grosser Brachvogel (Numenius arquata)

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: In Bezug auf Status Brutvorkommen: ungünstig/schlecht, in Bezug auf Status Rastvorkommen: ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal des Brachvogels erstreckt sich von Irland über Nord- und Mitteleuropa bis Ostsibirien.

Der Brachvogel ist in Bayern regional verbreitet. Das Brutareal hat sich im Vergleich zum Erfassungszeitraum 1996-1999 wesentlich verkleinert. Die Schwerpunkte der Verbreitung liegen derzeit in den Tallandschaften von Altmühl, Donau, Unterer Isar, Regen, im Nördlinger Ries sowie den Niedermoorgebieten südlich der Donau. Kleinere Verbreitungsinseln bestehen noch im mittleren und südlichen Alpenvorland und im Fränkischen Weihergebiet.

Der Bestand des Brachvogels in Bayern hat zwischen 1980 und 2015 um ca. 54 % abgenommen. Besonders starke Rückgänge traten in Gebieten ein, in denen - vielfach in Folge verbesserter Infrastruktur - eine deutliche Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung zu beobachten war (z. B. Donautal).

Für den Brachvogel liegen gute Zählergebnisse aus den Wiesenbrüterkartierungen von 1998 (591 BP), 2006 (465 BP) und 2015 (496 BP) vor (Bayerisches Landesamt für Umwelt 2016)

Brutbestand: 496 Brutpaare (LfU 2016)

Kurzfristiger Bestandstrend: Rückgang > 50 %

Rastmaximum: 550 Individuen (LfU)

Fundortkarte

Grosser Brachvogel (Numenius arquata)

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

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Vorkommen in Bayern

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5628 Bad Königshofen i.Grabfeld
5630 Bad Rodach
5631 Meeder
5637 Hof
5731 Coburg
5832 Lichtenfels
5833 Burgkunstadt
5837 Weißenstadt
5932 Uetzing
5934 Thurnau
5937 Fichtelberg
6123 Marktheidenfeld
6126 Dettelbach
6221 Miltenberg
6230 Höchstadt a.d.Aisch
6231 Adelsdorf
6330 Uehlfeld
6331 Röttenbach
6426 Aub
6428 Bad Windsheim
6432 Erlangen Süd
6528 Marktbergel
6530 Langenzenn
6627 Rothenburg ob der Tauber
6628 Leutershausen
6639 Wackersdorf
6641 Rötz
6643 Furth i.Wald
6728 Herrieden
6729 Ansbach Süd
6730 Windsbach
6733 Allersberg
6741 Cham West
6742 Cham Ost
6829 Ornbau
6830 Gunzenhausen
6831 Spalt
6833 Hilpoltstein
6834 Berching
6841 Roding
6929 Wassertrüdingen
6930 Heidenheim
6931 Weißenburg i.Bay.
6933 Thalmässing
6939 Donaustauf
7029 Oettingen i.Bay.
7039 Mintraching
7040 Pfatter
7041 Münster
7042 Bogen
7129 Deiningen
7130 Wemding
7137 Abensberg
7138 Langquaid
7139 Aufhausen
7141 Straubing
7142 Straßkirchen
7143 Deggendorf
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7237 Siegenburg
7239 Mallersdorf
7241 Pilsting
7242 Wallersdorf
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7328 Wittislingen
7329 Höchstädt a.d.Donau
7330 Mertingen
7331 Rain
7332 Burgheim Süd
7333 Karlshuld
7334 Reichertshofen
7335 Geisenfeld
7339 Ergoldsbach
7340 Dingolfing West
7341 Dingolfing Ost
7342 Landau a.d.Isar
7343 Eichendorf
7344 Pleinting
7427 Sontheim a.d.Brenz
7428 Dillingen a.d.Donau West
7429 Dillingen a.d.Donau Ost
7430 Wertingen
7432 Pöttmes
7433 Schrobenhausen
7434 Hohenwart
7438 Landshut West
7440 Aham
7441 Frontenhausen
7442 Arnstorf
7443 Roßbach
7444 Aidenbach
7527 Günzburg
7535 Allershausen
7536 Freising Nord
7537 Moosburg a.d.Isar
7538 Buch a.Erlbach
7540 Vilsbiburg
7544 Bad Birnbach
7545 Griesbach i.Rottal
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7629 Dinkelscherben
7631 Augsburg
7634 Markt Indersdorf
7635 Haimhausen
7636 Freising Süd
7637 Erding
7646 Würding
7726 Illertissen
7728 Krumbach (Schwaben)
7729 Ziemetshausen
7731 Mering
7732 Mammendorf
7733 Maisach
7734 Dachau
7735 Oberschleißheim
7736 Ismaning
7738 Dorfen
7739 Schwindegg
7740 Ampfing
7743 Marktl
7744 Simbach a.Inn
7828 Kirchheim i.Schw.
7829 Ettringen
7830 Schwabmünchen
7831 Egling a.d.Paar
7832 Türkenfeld
7834 München-Pasing
7835 München
7927 Amendingen
7929 Bad Wörishofen
7930 Buchloe
7932 Utting am Ammersee
7933 Weßling
7934 Starnberg Nord
7935 München-Solln
7940 Obing
8026 Aitrach
8027 Memmingen
8029 Kaufbeuren-Neugablonz
8031 Denklingen
8032 Dießen a.Ammersee
8033 Tutzing
8034 Starnberg Süd
8037 Glonn
8038 Rott a.Inn
8040 Eggstätt
8041 Traunreut
8042 Waging a.See
8043 Laufen
8132 Weilheim i.OB
8133 Seeshaupt
8134 Königsdorf
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8139 Stephanskirchen
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8143 Freilassing
8232 Uffing a.Staffelsee
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8237 Miesbach
8238 Neubeuern
8240 Marquartstein
8241 Ruhpolding
8324 Wangen im Allgäu West
8327 Buchenberg
8328 Nesselwang West
8330 Roßhaupten
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8423 Kressbronn am Bodensee
8424 Lindau (Bodensee)
8427 Immenstadt i.Allgäu
8430 Füssen
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Brachvögel besiedeln ausgedehnte Wiesengebiete in Flusstälern oder Niedermooren. Die Größe eines Brutreviers kann mitunter stark schwanken. Der Großteil des bayerischen Bestandes brütet inzwischen in feuchten Wirtschaftswiesen. Auch eingesprengte Äcker werden gelegentlich als Brutplatz genutzt, reine Ackerbaugebiete dagegen nicht besiedelt. Vorkommen in naturnahen Mooren und Streuwiesenspielen nur mehr eine untergeordnete Rolle. Optimale Bruthabitate sind Wiesen mit höherem Grundwasserstand und Feuchtstellen mit niedrigerer, lückiger Vegetation. Als günstig haben sich Wiesengebiete erwiesen, in denen sich spät gemähte Flächen mit Frühmahdstreifen, Altgras- und Bracheflächen auf engem Raum abwechseln. Wie Ringfunde und Telemetrieergebnisse zeigen, zieht die bayerische Population nach Südwesten in die Hauptüberwinterungsgebiete an den Atlantikküsten von Spanien und Portugal ab (Schlenker 1982). In den letzten Jahren wurden zunehmend Überwinterungen und Übersommerungen registriert. Am Chiemsee wurden beispielsweise 287 Individuen im Achendelta im August registriert (Lohmann & Rudolph 2016).

Phänologie

Seltener Brutvogel

Wanderungen: Teil- und Kurzstreckenzieher; Ankunft im Brutgebiet ab Anfang März, Vögel ohne Bruterfolg ziehen z. T. schon im Mai ab oder bilden übersommernde Trupps, sonst Abzug ab Ende Juli, sofern nicht an größeren Gewässern (Bodensee, Chiemsee) in größeren Trupps überwintert wird

Brut: Bodenbrüter; das Nest wird in niedriger Vegetation und bevorzugt auf feuchtem (nicht zu nassem) Untergrund angelegt

Brutzeit: Mitte März bis Mitte Juli; Eiablage ab Ende März

Tagesperiodik: tagaktiv

Zug: tags und nachts


Rastzeit-Diagramm
Relative Häufigkeit der Art in Bayern während der Wintermonate.

Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

Der Brachvogel ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird er als ungefährdet eingestuft.

Hauptgefährdungsursache ist die Intensivierung der Wiesennutzung. Besonders ungünstig wirken sich frühe und häufige Mahden (Gelegeverluste) und Düngung (ungünstigere Vegetationsstruktur) aus.

Die Trockenlegung von Feuchtwiesengebieten ist zumeist entscheidend, da sie eine intensivere Nutzung des Grünlandes, z. T. auch eine Umwandlung in Äcker, nach sich zieht.

Viele Wiesenbrütergebiete sind zusätzlich durch Infrastrukturmaßnahmen (Straßen, Wege, Autobahnen, Gewerbegebiete) bedroht.

In vielen wichtigen Lebensräumen haben Störungen durch Freizeitbetrieb an den Brutplätzen sowie an Rast- und Nahrungsflächen ein hohes Ausmaß erreicht.

Die in den letzten Jahren in Bayern beobachten niedrigen Reproduktionsraten lassen weitere Bestandsrückgänge erwarten. Diese treten jedoch aufgrund der hohen Lebenserwartung der Art erst mit Verzögerung in Erscheinung.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Erhaltung und Entwicklung von feuchten Extensivgrünländern, Überschwemmungsflächen, Mooren sowie von Feuchtgebieten mit Flachwasserzonen und Schlammflächen

  • Extensive landwirtschaftliche Nutzung, die zu strukturreichen Wiesen führt: Mahd erst ab 15. Juni, keine Beweidung oder geringer Viehbesatz bis 15. Juni, kein Walzen nach 15. März. Extensive Beweidung kann eine Alternative zur Mahd sein

  • Erhalt von feuchten Mulden auf Ackerflächen

  • Reduzierte Düngung, keine Biozide

  • Verbesserung des Wasserhaushaltes zur Stabilisierung eines hohen Grundwasserstandes in Feuchtgebieten und Grünländern; ggf. Renaturierung und Wiedervernässung.

  • Anlage von Kleingewässern und Flachwassermulden.

  • Sicherung der Brutplätze (Gelegeschutz) durch Zäunung oder Markierung

  • Vermeidung von Störungen im Brutgebiet ab der Ankunft der Vögel bis zum Ende der Brutzeit sowie an Rast- und Nahrungsplätzen, u. a. durch Lenkung der Freizeitnutzung

Sonstige Hinweise

  • Die Vogelschutzwarte im LfU führt seit 2014 ein Artenhilfsprogramm für Wiesenbrüter durch.

Ergänzende Informationen

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2016): 6. landesweite Wiesenbrüterkartierung in Bayern 2014/2015 - Bestand, Trends und Ursachenanalyse. 64-69

Bayerisches Landesamt für Umwelt (verschiedene Jahre): Ergebnisse der Wasservogelzählung in Bayern. - Schriftenreihe des LfU, Augsburg.

Lohmann, M. & B.-U. Rudolph (2016): Die Vögel des Chiemseegebietes. Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V., München.

Schlenker, R. (1982): Vom Zug süd- und nordwestdeutscher Brachvögel (Numenius arquata) nach Ringfunden. - Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 25: 109-112.

weiterführende Literatur:

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2015): 35 Jahre Wiesenbrüterschutz in Bayern - Situation, Analyse, Bewertung, Perspektiven. 180 S.

Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck 2007: Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. Ber. Vogelschutz 44: 83-105.

Wahl, J. & T. Heinicke 2013: Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.