Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Haarstrangwurzeleule (Gortyna borelii)

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Gortyna borelii ist eine europaweit sehr seltene Art, die nur in wenigen Staaten West- und Mitteleuropas lokal vorkommt. In Osteuropa gibt es größere Vorkommen, die allerdings regional begrenzt sind.

In Deutschland ist die Art äußerst selten mit vereinzelten Vorkommen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Die letzten aktuellen Vorkommen in Bayern bestehen in einem eng begrenzten Bereich im östlichen Grabfeldgau. Auch der dortige Bestand ist vor allem bedingt durch Gehölzsukzession rückläufig.

Fundortkarte

Haarstrangwurzeleule (Gortyna borelii)

Nachweise ab 2000



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

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Vorkommen in Bayern

Nachweise ab 2000

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5629 Römhild
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Gortyna borelii besiedelt Magerrasen und trockenwarme Säume (einschließlich Waldinnensäume) mit Vorkommen ihrer einzigen Raupennahrungspflanze, dem Arznei-Haarstrang (Peucedanum officinale). Mit Raupen besetzte Peucedanum-Pflanzen finden sich überwiegend in stark besonnten Bereichen mit Altgrasbeständen. Beschattete Raupennahrungspflanzen, insbesondere unter Gehölzschirm sowie ohne Altgras werden i.d.R. gemieden. Nach einer oberirdischen Phase des Fraßes im Stängel bohrt sich die Raupe im Juni in den Wurzelstock, wo auch die Verpuppung stattfindet. Die Falter fliegen von Ende August bis Anfang Oktober.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

  • Sukzession, bes. Verbuschung
  • Dichteschluss im Wald, Verlängerung der Umtriebszeiten im Mittelwaldel
  • Entnahme durch Schmetterlingssammler als nach wie vor ernstzunehmende Bedrohung
  • Verleitung der Falter durch nächtliche Beleuchtung

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Entbuschung, Freistellung von Peucedanum-Beständen
  • Abschnittsweise Mahd (im Juli, wenn Raupen im Wurzelstock) in mehrjährigen Abständen zum Zurücksetzen der Sukzession
  • Aussaat von Peucedanum auf geeigneten Flächen in Benachbarung von besiedelten Habitaten zur Etablierung weiterer Vorkommen und Entwicklung eines Habitatverbundes
  • Umstellung von habitatnahen Beleuchtungsanlagen auf LED sowie Einschränkung des Beleuchtungswinkels

Sonstige Hinweise

Für die Art existiert in Bayern seit 2006 ein Artenhilfsprogramm, einschließlich eines kontinuierlichen Monitorings.

Ergänzende Informationen

Literatur

Gortyna borelii, Artenportrait, BfN

Bolz, R. (2009): Fortführung des Artenhilfsprogramms Haarstrang-Wurzeleule (Gortyna borelii). Unveröff. Gutachten im Auftrag des LfU.

Bolz, R. (2019): Artenhilfsprogramm (AHP) Haarstrang-Wurzeleule (Gortyna borelii). Unveröff. Gutachten im Auftrag des LfU.