Übergreifende Studien zum Wasserrückhalt

Maßnahmen zum Wasserrückhalt

Die weitere Verbesserung des Hochwasserrückhalts ist ein wesentliches Ziel des Bayerischen Gewässer-Aktionsprogramms 2030.

Durch Maßnahmen, welche die Hochwasserentstehung vermindern oder einen Teil der Hochwasserwelle zurückhalten, lässt sich das Hochwasserrisiko auch auf längeren Gewässerstrecken reduzieren.

Zu den Maßnahmen zum Wasserrückhalt gehören:

  • Alle Maßnahmen aus dem Handlungsfeld "Schutz - natürlicher Rückhalt": Maßnahmen zum Rückhalt in der Fläche, zum Rückhalt in Auen (insbesondere Deichrückverlegungen) und zur Gewässerrenaturierung
  • Rückhaltemaßnahmen aus dem Handlungsfeld "Schutz – technischer Hochwasserschutz": Hochwasserrückhaltebecken (insbesondere Talsperren und Flutpolder) und gezielte Staustufenbewirtschaftung im Hochwasserfall.

Die genannten Handlungsfelder gehören zur Säule I "Hochwasserschäden vorbeugen" des Bayerischen Gewässer-Aktionsprogramms 2030.

Luftaufnahme der Deichrückverlegung an der Isar unterhalb Rosenau, welche zum Handlungsfeld 'Schutz - natürlicher Rückhalt' gehört. Beispiel für eine Maßnahme zum Wasserrückhalt: Deichrückverlegung unterhalb Rosenau (Isar)

Wirkung der Maßnahmen

So vielfältig der Strauß an Maßnahmen zum Wasserrückhalt ist, so unterschiedlich ist auch deren Wirkung.

Mit den Maßnahmen zum natürlichen Rückhalt kann vor allem die Abflussentstehung günstig beeinflusst und der Hochwasserabfluss verzögert werden. Die Wirkung von Maßnahmen des natürlichen Rückhalts ist umso größer, je geringer die Jährlichkeit des Hochwasserereignisses und je kleiner das Einzugsgebiet ist. Das bedeutet, dass sie eher bei kleinen bis mittleren Hochwasserereignissen wirksam sind. Bei größeren Ereignissen (zum Beispiel HQ100) können sie vor allem in kleineren Einzugsgebieten noch eine Ergänzung zu Maßnahmen des technischen Hochwasserschutzes darstellen. Maßnahmen des natürlichen Rückhalts sind aber generell aufgrund ihrer vielfältigen Synergieeffekte mit den beiden anderen Säulen des Bayerischen Gewässer-Aktionsprogramms 2030 von Nutzen.

Hochwasserrückhaltebecken als Maßnahmen des technischen Hochwasserschutzes sind in der Regel auf ein 100-jährliches Hochwasserereignis dimensioniert und können durch Verringerung des Hochwasserscheitels zum Schutz unterhalb liegender Siedlungen beitragen. Bei noch größeren Hochwasserereignissen, wenn eine Überlastung von örtlichen Hochwasserschutzanlagen droht, kommen gesteuerte Flutpolder zum Einsatz. Sie erlauben in eingedeichten Gewässerstrecken eine gezielte kontrollierte Entlastung bei kritischen Wasserständen.

Nachfolgende Grafik verdeutlicht beispielhaft die unterschiedliche Wirkung einer Deichrückverlegung und eines ungesteuerten bzw. gesteuerten Rückhalts in einem seitlich des Gewässers gelegenen Rückhaltebecken. Bei der Deichrückverlegung füllt sich das neu gewonnene Vorland bereits mit dem Anlaufen der Hochwasserwelle, was eine Verzögerung der Hochwasserwelle bewirkt. Die Verminderung der Hochwasserspitze (ΔQ) ist eher gering. Beim ungesteuerten Rückhalt ist die Scheitelreduktion (ΔQ) höher, aber abhängig von Form und Größe der Hochwasserwelle und der Höhe der festen Überlaufschwelle. Durch gesteuerten Rückhalt kann das vorhandene Volumen gezielt zur Kappung des Hochwasserscheitels eingesetzt werden. Zuverlässige Hochwasservorhersagen können zu einer optimierten Steuerung des Einlassbauwerks beitragen.

Die Grafik vergleicht die Wirkung dreier unterschiedlicher Maßnahmen: Deichrückverlegung, ungesteuerter Rückhalt und gesteuerter Rückhalt. Dabei sind auf der rechten Seite die Maßnahmen schematisch anhand von Querschnitten dargestellt, auf der linken Seite wird ihre Wirkung anhand der Abflussganglinien mit und ohne Maßnahme verdeutlicht. Die Scheitelreduktion ist beim gesteuerten Rückhalt am größten und bei der Deichrückverlegung, wo sich vor allem eine Verzögerung der Hochwasserwelle zeigt, am geringsten. Die Scheitelreduktion beim ungesteuerten Rückhalt liegt zwischen den beiden anderen Maßnahmen. Wirkungsvergleich Deichrückverlegung, ungesteuerter Rückhalt und gesteuerter Rückhalt

Als ergänzende Maßnahme zu Rückhaltebecken und Flutpoldern kann an staugeregelten Flüssen eine gezielte Staustufenbewirtschaftung im Hochwasserfall sinnvoll sein. Durch Vorabsenkung einzelner Stauräume vor dem Hochwasserereignis kann ein zusätzliches Rückhaltevolumen geschaffen werden. Dabei sind Auswirkungen auf andere Bereiche wie Standsicherheit der Anlage, Unterlieger, Ökologie, Feststofftransport oder Schifffahrt zu berücksichtigen, welche das Potenzial einschränken können. Die Wirkung einer gezielten Staustufenbewirtschaftung ist abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten, nimmt aber generell bei sehr hohen Abflüssen (HQ100 und darüber hinaus) deutlich ab.

Übergreifende Studien zum Wasserrückhalt

In mehreren großräumigen Studien wurden im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt für verschiedene Flussgebiete bzw. Gewässerstrecken die unterschiedlichen Möglichkeiten zum Wasserrückhalt systematisch erhoben, ihre Wirkung analysiert und Umsetzungsempfehlungen erarbeitet:

  • Innstudie
    (Untersuchung zu größeren Rückhaltepotenzialen an Inn und Salzach wie Deichrückverlegung, Flutpolder und gezielte Staustufenbewirtschaftung)
  • Untersuchungen im Rahmen der Flutpolderprogramms Donau (Untersuchungen zur Wirkung der Flutpolder, einer gezielten Staustufenbewirtschaftung bzw. von Rückhaltebecken in den seitlichen Einzugsgebieten)

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