Pfingsthochwasser 1999

Wie kam es zum Ereignis

Das Pfingsthochwasser 1999 war eine Folge starker Regenfälle, die vom 20. bis 22. Mai in den Nordalpen, am Alpenrand und in Teilen des Alpenvorlandes fielen. Verschärfend kam hinzu, dass bereits in der ersten Maihälfte Regenfälle und Schneeschmelze zu einer Wassersättigung der Böden geführt hatten, so dass der Niederschlag an Pfingsten in Teilgebieten nahezu vollständig zum Abfluss kam. Der Mai 1999 stellte besonders im westlichen Oberbayern neue Rekordwerte bei den Monatsniederschlägen auf.

Regen in der Vorperiode

Vom 11. bis zum 15. Mai lag nahezu ortsfest die Front eines Tiefdruckgebietes quer über Süddeutschland. Entlang dieser Front zog von West nach Ost ein Niederschlagsgebiet über den bayerischen Alpenraum.

Die größten Niederschlagsmengen der ersten Maihälfte fielen in Südbayern zwischen 10. und 14. Mai, wobei die Niederschlagssummen von Westen nach Osten abnahmen: 154 mm in Oberstdorf, gefolgt von Kempten mit 135 mm und Garmisch-Partenkirchen mit 112 mm.

Schneeschmelze

Die Regenfälle bis Mitte Mai gingen mit dem Abschmelzen der Schneedecke bis in Lagen um 2.000 Meter Höhe einher. Am Wendelstein (1.835 mNN) zum Beispiel sank die Schneehöhe von mehr als 40 cm Schnee zu Beginn des Monats auf weniger als 5 cm.

In Lagen um 3.000 Meter Höhe fiel der Niederschlag an Pfingsten als Schnee. Der Niederschlag führte auf der Zugspitze zu einem markanten Anstieg der Schneehöhe von 470 cm am 21. Mai auf 610 cm am 23. Mai.

Extrem ergiebiger Dauerregen

Der das Hochwasser auslösende Niederschlag begann am 20. Mai zwar mit einer mäßigen Intensität, jedoch mit einer großräumigen Ausdehnung. Das Niederschlagsgebiet erstreckte sich an diesem Tag von der Isar bis nach Ostbayern, aber auch über Nordbayern.

Die stärksten Niederschläge traten am 21. Mai insbesondere im Iller- und Isareinzugsgebiet auf. Der meiste Niederschlag fiel dabei mit 243 mm in Wallgau-Obernach, in Hindelang-Unterjoch wurde an diesem Tag mit 169 mm mehr Regen registriert als sonst im gesamten Mai.

Niederschlagssummen über den Zeitraum 20. bis 22. Mai 1999 aufgezeichnet. Links München, Augsburg Fürstenzell, Ulm im Vergleich, alle bis zum 22. Mai stark ansteigend. Rechts Hohenpeißenberg, Garmisch-Partenkirchen, Kempten und Mühldorf, ebenfalls ansteigend. Niederschlagssummenlinien an ausgewählten Niederschlagsstationen; links: Stationen im nördlichen Voralpenland; rechts: Stationen im südlichen Alpenvorland/Alpen

Am 22. Mai ließ der Niederschlag nach, nur am Alpenrand war er noch stärker. An den beiden Folgetagen traten keine nennenswerten Niederschläge mehr auf.

Insgesamt wurden an einigen Niederschlagsstationen neue Rekordwerte erfasst. Die 48-Stunden-Niederschläge am 21. und 22. Mai von 277 mm in Wallgau-Obernach haben eine Jährlichkeit von mehr als 250 Jahren und die 72-Stunden-Niederschläge am Hohenpeißenberg mit 186 mm eine Jährlichkeit von etwa 100 Jahren. Flächendeckend sind in dieser Niederschlagsperiode Zweitagesniederschläge mit einer Jährlichkeit von 50 bis 100 Jahren gefallen.

Anhand der räumlichen Verteilung der Niederschlagssummen vom 20. bis 22. Mai lassen sich die Regenschwerpunkte im Staubereich der Alpen erkennen. Sie lagen vor allem im Oberallgäu und im Werdenfelser Land und erstreckten sich zwischen Lech und Isar am weitesten nach Norden.

Auswirkungen, Schäden

Die unterhalb der Speicher Grüntensee, Forggensee und Sylvensteinsee gelegenen Städte und Gemeinden erlitten beim Pfingsthochwasser 1999 nur geringen Schaden, da ein beträchtlicher Teil der Zuflüsse durch diese Hochwasserschutzmaßnahmen zurückgehalten werden konnte. In den restlichen Regionen Südbayerns hingegen wurden durch dieses extreme Ereignis insgesamt etwa 40.000 ha überschwemmt und es entstanden enorme Schäden, beispielsweise an der Iller, der Loisach und der Donau.

Etwa 100.000 Personen waren direkt durch das Hochwasser betroffen und circa 1.000 Menschen mussten evakuiert werden oder verloren sogar ihr Obdach. Außerdem mussten in der Folge des Hochwassers fünf Todesopfer beklagt werden.

Durch die Verunreinigung von Trinkwasservorkommen und Gewässern entstanden zusätzliche nachteilige Auswirkungen auf Bevölkerung und Umwelt. Trinkwasser musste gechlort und abgekocht werden, weil zeitweise mikrobiologische Grenzwerte überschritten wurden. Ebenfalls wurden Seen (wie zum Beispiel der Ammersee durch den Eintrag von 30 Tonnen Phosphor) in ihrer Wasserqualität beeinträchtigt, was zu einem zeitweiligen Badeverbot führte.

Sandsäcke sind als Notdeich aufgeschichtet Sandsack-Notdeich in Neuburg an der Donau

Weitere gravierende Umweltbeeinträchtigungen waren durch Erosion verursachte Hangrutschungen sowie die vorübergehende Verunreinigung des Bodens durch Heizöl (zum Beispiel circa 33 ha bei Neustadt a.d. Donau).

Insgesamt wurde der aus dem Hochwasser resultierende wirtschaftliche Schaden auf etwa 345 Mio. € geschätzt, wobei die Schäden an Gewässern und wasserbaulichen Anlagen mit circa 79 Mio. € beziffert wurden.

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