Das hydrologische Jahr 2024 (November bis Oktober) war in Bayern das nasseste und wärmste Jahr der Beobachtungsreihe (vergleiche Kapitel Meteorologie). Nach dem wechselhaften, aber insgesamt letztlich etwas zu trockenen hydrologischen Jahr 2023 lagen zu Beginn des November 2023 noch rund 40% der gemessenen Grundwasserstände und Quellschüttungen auf einem niedrigen bis sehr niedrigen Werteniveau, jeweils bezogen auf die Vergleichszeiträume der Vergangenheit (Abbildung 1). Ausgelöst durch die sehr hohen Niederschläge der Monate November und Dezember 2023 setzte bayernweit im Winter 2023/24 eine starke Grundwasserneubildung ein, die vor allem bei oberflächennahen und schnell reagierenden Grundwasservorkommen zu einem markanten Anstieg der Messwerte führte. In einigen Regionen Bayerns wurden auch neue Höchstwerte registriert, was insbesondere in Siedlungsgebieten zum Teil zu einem gehäuften Auftreten von vernässten Kellern und Grundwasserkontakt mit anderen Unterflurbauwerken führte. In der Folge hatte sich die bis dahin vorherrschende mehrjährige Niedrigwassersituation in Bayern stark entspannt. Im Mittel wurden im Januar und Februar 2024 an nur noch 7 bis 8% der Messstellen niedrige bzw. sehr niedrige Messwerte registriert.
Auch im weiteren Jahresverlauf blieben die Messdaten auf einem vergleichsweise hohen Werteniveau, so dass zum einsetzendem Sommerhalbjahr 2024 nur 12% der Messstellen eine Niedrigwassersituation aufwiesen. Hierbei handelte es sich primär um fließgewässerferne Messstellen bzw. vergleichsweise langsam reagierende Messstellen mit mächtiger Bodenüberdeckung. Besonders die regenreichen Monate Mai und September 2024 ließen die gemessenen Grundwasserstände und Quellschüttungen in ganz Bayern erneut ansteigen. Auf Grund des Ausbleibens ausgeprägter sommerlicher beziehungsweise herbstlicher Trocken- beziehungsweise Dürreperioden wurden zum Ende des hydrologischen Jahres 2024 – bis auf wenige Ausnahmen – an 95% der bayerischen Messstellen durchschnittliche bis überdurchschnittliche Messwerte registriert. Auch die meisten fließgewässerfernen Messstellen und Messstellen mit mächtiger Überdeckung hatten inzwischen auf die außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen der letzten Monate reagiert. So stellte sich, verglichen mit den Verhältnissen zum selben Zeitpunkt der Vorjahre, die Grundwassersituation zum Ende des aktuellen Sommerhalbjahres (beziehungsweise hydrologischen Jahres) mit lediglich 5% niedrigen Messstellen insgesamt erheblich verbessert dar (2023: 43%, 2022: 42%, 2021: 32%, 2020: 36%, 2019: 56%, 2018: 68%).
Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken im hydrologischen Jahr 2024
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke wiesen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Auch hier führten die außergewöhnlich hohen Niederschläge November/Dezember 2023 zu einer ersten positiven Reaktion. In der Folge betrug die Anzahl der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen zum Ende des Winterhalbjahres (November bis April) rund 37% (Abbildung 1). Diese Entwicklung hat sich bis Ende Oktober 2024 fortgesetzt, mit einer erneuten deutlichen Abnahme des Anteils der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Messstellen nach den Extremniederschlägen vom Mai/Juni 2024. Entsprechend stellte sich damit die Niedrigwassersituation zum Ende des hydrologischen Jahres 2024 mit rund 28% als niedrig oder sehr niedrig klassifizierten Messstellen, verglichen mit den Verhältnissen zum selben Zeitpunkt der Vorjahre, deutlich verbessert dar (2023: 66%, 2022: 66%, 2021: 57%, 2020: 71%, 2019: 78%, 2018: 77%). Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen waren zum Ende des hydrologischen Jahres 2024 immer noch Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers sowie des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.
Abbildung 1: Anteil Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig beziehungsweise neuer Niedrigstwert im oberen sowie tieferen Grundwasserstockwerken im Verlauf des hydrologischen Jahres 2024, in der Auswertung berücksichtigt sind Grundwassermessstellen und Quellen mit einer Beobachtungsdauer > 5 JahreDie Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen in Bayern kann für nahezu jede staatliche Messstelle dem Gewässerkundlichen Dienst (GKD) entnommen werden. Hier ist auch ein Download der Tagesmittelwerte möglich. Im Niedrigwasser-Informationsdienst (NID) wird eine fachliche Einschätzung der aktuellen Grundwasserstände im Hinblick auf eine Niedrigwassersituation getroffen. Der Hochwassernachrichtendienst (HND) bietet ausgewählte Grundwassermessstellen mit Bezug zu hochwassergefährdeten Bereichen an.
