Biologische Gewässerqualität der Seen
Durch die Einführung der Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 wurde zur Beurteilung des ökologischen Zustands bzw. Potenzials eines Gewässers ein neuer Bewertungsansatz vereinbart. Er bezieht alle für einen See relevanten Organismengruppen ein. Dafür wurden entsprechende biologische Bewertungsverfahren entwickelt, die in einer fünfstufigen Skala (sehr gut bis schlecht) Auskunft über den Zustand des Gewässers geben. Die schlechteste Komponente gibt dabei den Ausschlag (worst case). Für Seen werden Phytoplankton, Makrophyten und Phytobenthos als eine zusammengehörende Komponente sowie Makrozoobenthos an den natürlichen Seen des Überblicksmessnetzes bewertet. Zusätzlich werden noch die Fische an den Seen des Überblicksmessnetzes mit einbezogen. Im Folgenden wird jedoch auf die beiden zuletzt genannten Biokomponenten nicht eingegangen, da die Bewertung für das Makrozoobenthos noch nicht abschließend geklärt ist und die Fischbewertung in der Zuständigkeit des Instituts für Fischerei liegt.
Ökoregion Mittelgebirge
2020 wurde im Rahmen des Monitorings für die Wasserrahmenrichtlinie in der Ökoregion Mittelgebirge zwei Seen biologisch untersucht. Neben dem Phytoplankton, das an der tiefsten Stelle des Sees entnommen wird, wurden auch die Makrophyten und benthischen Algen (Phytobenthos) im Uferbereich kartiert.
Im Folgenden wird auf die Ergebnisse für den Kleinen Brombachsee eingegangen.
Kleiner Brombachsee
Der Kleine Brombachsee hatte eine Frühjahrsalgenblüte von zentralen Diatomeen (Centrales) und Cryptophyceen bereits im Februar. Im Spätsommer dominierten verschiedene fädige Cyanobakterien (Blaualgen, Nostocales), vor allem Limnothrix planctonica bildete eine extreme Algenblüte (siehe Abbildung 1). Als nicht heimische, eingewanderte Art trat die toxinbildende Cylindrospermopsis raciborskii erstmals in einem bayerischen See auf. Ihre weitere Ausbreitung muss beobachtet werden. Das ökologische Potenzial wird mit dieser Organismengruppe als unbefriedigend bewertet.
Die Daten für die Bewertung der Biokomponente Makrophyten und Phytobenthos lagen bei Berichterstellung noch nicht vor.
Ökoregion Alpen bzw. Alpenvorland
In den Ökoregionen Alpen bzw. Alpenvorland wurden im Jahr 2020 zwölf Seen nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie untersucht Auch hier stehen die Biokomponenten Phytoplankton sowie Makrophyten und Phytobenthos im Fokus. Unter anderem wurden Daten im Großen Alpsee bei Immenstadt und im Simssee erhoben. Auf diese Seen wird im Folgenden etwas genauer eingegangen.
Großer Alpsee bei Immenstadt
Der Große Alpsee bei Immenstadt hatte in der Planktongesellschaft eine auffallende und artenreiche Frühjahrsalgenblüte, die von zentrischen Kieselalgen gebildet wurde (Centrales). Später im Jahr veränderte sich die Zusammensetzung hin zu langgezogene Kieselalgenarten (Pennales) mit diversen Begleitgruppen (siehe Abbildung 2). Das Gesamtbiovolumen, das Maß der insgesamt vorhandenen Menge an Phytoplankton, entsprach im Mittel dem Referenzzustand. Der ökologische Zustand dieser Biokomponente wird als sehr gut bewertet.
Die Biokomponente Makrophyten und Phytobenthos wird für den gesamten See mit "mäßig" bewertet. Während die höheren Wasserpflanzen und Armleuchteralgen an allen untersuchten Stelle nur geringfügig in der Bewertung schwanken (durchgehend "mäßig"), zeigt das Phytobenthos größere Unterschiede in der Belastung auf (zwischen "gut" und "unbefriedigend"), siehe Abbildung 3. Dies ist aufgrund der verschiedenen Einflüsse von der Landseite auf die Uferbereiche gut nachvollziehbar. Auffallend ist eine im Jahr 2020 im Großen Alpsee aufgetretene Encyonema-Art, eine substratgebundene Kieselalge, die erst seit wenigen Jahren in Bayern nachgewiesen wird.
In der Gesamtbewertung aller untersuchten biologischen Qualitätselemente wird somit ein mäßiger ökologischer Zustand nach WRRL ermittelt.
Simssee
Der Simssee hatte in der Planktongesellschaft eine Frühjahrsalgenblüte von zentrischen Kieselalgen (hauptsächlich der Art Cyclotella balatonis) begleitet bereits von Cyanobakterien (Blaualgen), die offensichtlich überwintern konnten (siehe Abbildung 4). Letztere dominierten im Verlauf ganzjährig und bildeten noch Anfang Dezember ein erhebliches Biovolumen. Es kam zu rötlichen Wasserfärbungen durch Planktothrix rubescens, einer dieser Blaualgenarten. Der ökologische Zustand wird als mäßig beurteilt.
Die Wasserpflanzengesellschaft des Simssees kann an allen untersuchten Uferstellen mit "mäßig" bewertet werden, während das Phytobenthos an einigen Stellen einen guten Zustand anzeigt. Wie auch im Großen Alpsee ist im Simssee 2020 die oben angesprochene Encyonema-Art aufgetreten. Anders als in einigen anderen Seen jedoch in nicht sehr großen Mengen. Die Tiefe, in der noch Wasserpflanzen angetroffen werden, kann als Maß für die Eindringtiefe des Sonnenlichts und damit für die Klarheit des Wassers interpretiert werden. Je weniger Trübung, desto tiefer wachsen noch Wasserpflanzen. 2020 war diese um etwa einen halben Meter geringer als in den Vorjahren. Die Biokomponente Makrophyten und Phytobenthos kommt für den gesamten See nicht über ein "mäßig" hinaus (siehe Abbildung 5).
In der Gesamtbewertung aller untersuchten biologischen Qualitätselemente wird somit ein mäßiger ökologischer Zustand nach WRRL ermittelt.