Bodenversiegelung in Bayern: Zahlen und Fakten

Wo Straßen, Häuser oder Industrieanlagen entstehen, da verschwinden immer auch große Teile des Bodens unter Beton, Asphalt oder Pflastersteinen. Dieser als Versiegelung bezeichnete Prozess bringt eine Reihe an Umweltproblemen mit sich. So können Flächen, die luftdicht überdeckt wurden, kein Regenwasser mehr aufnehmen oder speichern. Dadurch steigt bei starken Regengüssen das Risiko örtlicher Überschwemmungen. Im Sommer heizen versiegelte Flächen die Luft in den Städten zusätzlich auf. Außerdem geht wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren – und zwar oft für immer. Denn einmal versiegelter Boden lässt sich kaum wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückführen.

Umso wichtiger ist es, das übermäßige Versiegeln von Böden einzudämmen. Aktuell wird der Anteil versiegelter Böden an den Flächen, die für Siedlung und Verkehr beansprucht werden, bundesweit auf 40 bis 50% geschätzt. Die restlichen 50 bis 60% sind zum Beispiel Gärten, Parks, Sportflächen oder Friedhöfe. Diese Flächen werden zwar vom Menschen genutzt, aber nicht bebaut oder anderweitig abgedeckt. Da Tag für Tag neue Wohnungen, Gewerbebauten und Straßen entstehen, nimmt auch die Versiegelung kontinuierlich zu.

Versiegelung aus Satellitenperspektive

Um über Ausmaß und Folgen der Versiegelung zu diskutieren, braucht es eine verlässliche Datengrundlage. Deshalb hat Bayern 2007 als erstes Bundesland den Grad der Versiegelung detailliert untersuchen lassen. Im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt ermittelte die Universität Würzburg anhand von Satellitenbildern aus dem Jahr 2000, wie hoch der Anteil der versiegelten Fläche in den bayerischen Städten und Gemeinden, Landkreisen und Regionen tatsächlich ist. Aktuell wurde diese Untersuchung mit Daten aus dem Jahr 2015 wiederholt. Damit ist nun auch die Veränderung der Versiegelungssituation in einem Zeitabschnitt von 15 Jahren mit räumlicher Auflösung belegt. Betrachtet werden dabei nur solche Flächen, die in den Gemeinden als Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen sind.

Die Siedlungs- und Verkehrsflächen im Freistaat waren im Jahr 2000 zu rund 47% versiegelt, im Jahr 2015 zu rund 51%. Auch für die meisten Landkreise und kreisfreien Städte zeigen sich in 2015 höhere Versiegelungsgrade, deren Ursachen regional unterschiedlich sein können. In der Studie konnte dies jedoch nicht weiter untersucht werden. Grundsätzlich tragen aber eine verstärkte Innenentwicklung und eine damit einhergehende Nachverdichtung in den Gemeinden dazu bei. Hierdurch werden Flächen im Außenbereich geschont. Eine andere Ursache kann der Ausbau des Verkehrsnetzes mit zusätzlichen oder breiteren Straßen sein. Zudem werden neue Wohnsiedlungen bei hohen Grundstückspreisen zunehmend kompakter angelegt. In wenigen Fällen wurden niedrigere Versiegelungsgrade ermittelt. Eine Erklärung wäre, dass dort neu ausgewiesene Siedlungs- und Verkehrsflächen in größerem Umfang noch unbebaut sind. Die tatsächlichen Gründe müssten aber gezielt vor Ort ermittelt werden.

Die in Bayern insgesamt versiegelte Fläche entspricht im Jahr 2015 gut 4.200 km2 – also fast der 8-fachen Fläche des Bodensees. Gegenüber dem Jahr 2000 hat sie durchschnittlich um 44,7km2 pro Jahr zugenommen – also jährlich um mehr als der halben Fläche des Chiemsees entspricht.

In Städten ist der Anteil versiegelter Flächen stets höher als in ländlichen Gebieten. Allerdings wohnen dort auch mehr Menschen auf geringerem Raum. In beiden Studien wurde deshalb auch errechnet, wie groß die versiegelte Fläche pro Einwohner ist. Dabei zeigt sich, dass die meisten Städte und Großstädte Bayerns eine geringere Pro-Kopf-Versiegelung aufweisen als ländliche Räume – was für eine deutlich bessere Auslastung der Siedlungsflächen im urbanen Raum spricht. Die Spanne reicht von 73 m2 pro Einwohner in München bis hin zu 3.200 m2, dem Höchstwert in einer ländlichen Gemeinde. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Versiegelung hat in Bayern von 277 m2 im Jahr 2000 auf 330 m2 (2015) zugenommen.

Die nachfolgende Tabelle fasst die Ergebnisse der aktuellen Studie zusammen und zeigt für die verschiedenen administrativen Ebenen an, wie hoch jeweils der Minimal- und Maximalwert des durchschnittlichen Versiegelungsgrades (%) und der Pro-Kopf-Versiegelung (m2) ist.

Kennzahlen zur Bodenversiegelung in Bayern (Stand: 2015)
Administrative Ebene Versiegelungsgrad der Siedlungs- und Verkehrsfläche in % Versiegelte Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Einwohner in m2
Bayern 50,9 330
Regierungsbezirke 48,0 - 55,4 221 - 518
Planungsregionen 46,0 - 56,1 154 - 606
Landkreise 39,5 - 58,9 169 - 871
Gemeinden 26,9 - 75,4 73 - 3.203

Entwicklung der Versiegelung zwischen 2000 und 2015

An dieser Stelle war bis zum 29.10.2019 anhand einer Karte mit den Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns die Veränderung der versiegelten Flächen zwischen 2000 und 2015 dargestellt.

Gemeinsam mit der Universität Würzburg hat das Landesamt inzwischen exemplarisch für einen Landkreis eine Validierung vorgenommen. Sie kommt zum Ergebnis, dass als Folge der Umstellung der amtlichen Flächenerhebung in den letzten Jahren die Kenngröße "Veränderung der versiegelten Fläche" in bestimmten Sonderfällen überprüfungsbedürftig ist.

Wir weisen daher darauf hin, dass alle in der verlinkten Studie hierzu genannten Angaben auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte unter Prüfvorbehalt stehen. Dies betrifft insbesondere Kapitel 4.9 (S. 54 bis S. 57) der Langfassung sowie den Abschnitt "Entwicklung der Versiegelungssituation zwischen 2000 und 2015" (S. 18 bis S. 20 mit Abb. 8) der Kurzfassung. Im Anhang beider Fassungen betrifft der Prüfvorbehalt die Spalte "Zunahme der versiegelten Fläche seit 2000".

Die Ergebnisse der Studie zu den Kennzahlen "Versiegelungsgrad der Siedlungs- und Verkehrsfläche" sowie "Versiegelte Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Einwohner" sind hierdurch nicht berührt.

Inzwischen verbessern neue Satelliten die Möglichkeiten der Fernerkundung und die Beobachtung der Versiegelungssituation in Bayern bleibt weiterhin im öffentlichen Interesse. Aus diesen Gründen wird das LfU dieses wichtige Umweltthema in Zukunft mit weiterentwickelter Methodik verfolgen lassen.

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