Was tun, wenn man eine Fledermaus findet?

Wenn ich eine Kolonie finde

Wenn Sie zum Beispiel bei Reparaturarbeiten in Ihrem Dachstuhl oder an der Hausfassade eine Fledermauskolonie entdecken, sollten Sie die Tiere ungestört lassen und umgehend einen Fledermausexperten oder eine -expertin hinzuziehen. Die Koordinationsstellen für Fledermausschutz helfen Ihnen gerne weiter.

Dort finden Sie auch eine Adressenliste für Ansprechpartner in den Landkreisen.

Weibchen mit Jungen sind sehr empfindlich gegen Störungen und es besteht die Gefahr, dass sie ihre Jungen verlieren oder das Quartier aufgeben. In aller Regel lassen sich bei etwas gutem Willen Lösungen finden, die den Tieren ein Verbleiben ermöglichen. Alle Fledermäuse sind streng geschützt. Weder sie selbst noch ihre Quartiere dürfen geschädigt werden. Das gilt auch, wenn die Quartiere vorübergehend nicht bewohnt sind.

Wenn ich eine hilflose Fledermaus finde

Wenn Sie eine hilflose Fledermaus finden oder eine Fledermaus in ihre Wohnung eingeflogen ist, sollten Sie versuchen, diese sobald wie möglich – also am nächsten Abend – wieder in die Freiheit zu entlassen. Fledermäuse können beißen und tun dies auch in für sie ungewohnten Situationen. Daher ist es wichtig, Fundtiere nur mit Handschuhen anzufassen oder mit Hilfe eines dicken Tuches aufzunehmen. Die Fledermaus bringt man bis zum Abend in einer fest schließendenden Schachtel mit einem Tuch als Versteck unter. Hilfreich kann es für geschwächte Tiere sein, wenn sie Wasser trinken können. Hierzu genügt es, mit einer Pipette oder einem Teelöffel die Schnauze vorsichtig zu benässen, durstige Tiere lecken dann etwas Wasser auf. Die Fütterung mit Mehlwürmern erweist sich dagegen oft als schwierig und sollte Fachleuten überlassen werden. Am Abend können Sie die Fledermaus vor dem Haus an einer erhöhten, vor Katzen sichere Stelle (Baumstamm, raue Hauswand, Fensterbrett) mit freiem Abflug aussetzen. Es kann längere Zeit dauern, bis das Tier aktiv wird und abfliegt – tagsüber gehen Fledermäuse meist in Lethargie. Bei kühlen Temperaturen, insbesondere Frost, setzen Sie sich bitte mit lokalen Fledermausexperten in Verbindung.

Jungtiere (die nur von Ende Mai bis Mitte Juli auftreten können) sollte man in das Versteck der Kolonie zurücksetzen oder abends in einer offenen, flachen Schachtel katzensicher auf eine Fensterbank stellen, damit die Mutter ihren kleinen Ausreißer wieder abholen kann.

Kleine Löcher in der Flughaut verheilen übrigens schnell. Dagegen kann einer stärker verletzten Fledermaus oft auch ein Tierarzt nicht mehr helfen, insbesondere wenn ein Flügelknochen gebrochen ist. Tote oder flugunfähige Fledermäuse sollten Sie den Koordinationsstellen oder lokalen Fledermausexperten melden. Auch solche Funde tragen zum Wissen über die Verbreitung der einzelnen Arten bei.

Fütterungsversuch mit einem Mehlwurm Die Fütterung mit Mehlwürmern ist schwierig und sollte Fachleuten überlassen werden; Foto: Ute Fehn, Koordinationsstelle Nordbayern

Wenn ich viele Fledermäuse in der Wohnung habe

In Siedlungen kann es gelegentlich vorkommen, dass einzelne junge Zwergfledermäuse in Wohnungen einfliegen, mitunter aber auch Gruppen aus vielen Tieren. Am einfachsten öffnen Sie am nächsten Abend weit die Fenster, so dass die harmlosen "Hausbesetzer" wieder ausziehen können. Wenn Sie nicht sicher sind, dass alle Tiere ausgeflogen sind, bitte am nächsten Abend die Aktion noch einmal ausführen! Wenn sich solche Invasionen wiederholen – meistens, weil sich in der Nähe ein Zwergfledermausquartier befindet – kann es auch sinnvoll sein, die entsprechenden Fenster ein paar Wochen lang (meistens im August und September) mit Fliegengaze zu versehen.

Übertragen Fledermäuse Krankheiten?

Bislang sind in Bayern trotz der Vielzahl gebäudebewohnender Fledermäuse keine Fälle bekannt geworden, in denen Krankheiten von den Tieren übertragen wurden. Grundsätzlich kommen jedoch alle wildlebenden Säugtiere als Träger (Reservoir) und Überträger von Krankheiten wie zum Beispiel Tollwut in Betracht. Wildlebende Fledermäuse meiden den Kontakt mit Menschen. Weder von Fledermauskolonien am oder im Haus noch von herabgefallenen Jungtieren, dem Kot oder gar winterschlafenden Tieren geht eine prinzipielle Gefahr aus.

Kritische Situationen können entstehen, wenn verletzte, verflogene, kranke oder geschwächte Tiere aufgefunden werden. In diesen Fällen sind folgende Regeln zu beachten:

  • Muss eine Fledermaus angefasst werden (zum Beispiel zur Bergung aus einer Wohnung oder bei der Pflege) sollten dicke Handschuhe oder Tücher verwendet werden (größere Arten können durch dünne Handschuhe beißen).
  • Jeder Fund einer Fledermaus sollte der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt bzw. der kreisfreien Stadt oder einem Fledermausexperten gemeldet werden. Ort, Datum, Fundort und Kontaktdaten des Finders sind dabei wichtig.
  • Bei der Übergabe eines Fledermauspfleglings an fachkundige Personen sind immer sämtliche Informationen zur Fundsituation sowie die Namen und Kontaktdaten aller Personen, die mit der Fledermaus in Berührung gekommen sind, weiterzugeben (Name, Adresse, Tel.-Nr., Datum und Fundort).
  • Wird man von einer Fledermaus gebissen, sollte die Wunde sofort und gründlich mit Wasser und Seife gewaschen und anschließend desinfiziert werden. Inwieweit ein Krankheitsrisiko besteht und einen Behandlung notwendig ist, muss mit einem Arzt besprochen werden. Das betreffende Tier sollte von Experten begutachtet werden.

Fledermaustollwut

Sie wird durch Viren verursacht, die sich vom klassischen Tollwutvirus der Fuchstollwut unter-scheiden. Bei Fledermäusen werden Tollwutviren in Europa regelmäßig nachgewiesen, in Deutschland besonders in den nördlichen Bundesländern. Die Fledermaustollwut wurde bislang nur in sehr seltenen Fällen auf andere Tierarten oder auf den Menschen übertragen. Genau wie bei der Fuchstollwut verläuft aber die einmal ausgebrochene Erkrankung beim Menschen in der Regel in wenigen Tagen tödlich. Auch nach geringfügigem Kontakt oder winziger Verletzung durch eine verdächtige Fledermaus sollte daher ein Arzt konsultiert werden. In der Regel wird in solchen Fällen die postexpositionelle Immunisierung gegen Tollwut empfohlen. Sie ist in der Regel sehr gut verträglich und schützt zuverlässig vor einer Infektion mit den in Deutschland vorkommenden Tollwutviren.

Weitere Informationen zur Fledermaustollwut erhalten Sie bei der zuständigen Behörde:

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Sachgebiet TG5 Virologie
Landesinstitut Tiergesundheit II
85762 Oberschleißheim
E-mail: TG-II@lgl.bayern.de
Zentrale: 09131/6808-0
Fax: 09131/6808-5-194.

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