Aktives Monitoring mit Graskulturen und Grünkohl
Gras und Grünkohl stehen stellvertretend für Futter- und Nahrungspflanzen am Beginn der Nahrungskette zu Tier und Mensch. Standardisierte Graskulturen und Grünkohl dienen als Bioindikatoren für die Anreicherung von Schadstoffen in Pflanzen. Sie akkumulieren Schadstoffe, ohne selbst sichtbar geschädigt zu werden. Schadstoffe wie Dioxine und Furane, PCB und PAK gelangen gasförmig oder an Staubpartikel gebunden über die Luft auf die Pflanzenoberfläche. Auf den Blättern lagern sich Staub und damit im Staub enthaltene Schadstoffe ab; in der Wachsschicht der Blattoberfläche reichern sich die lipophilen (in Fett löslichen) Stoffe an. Neben der Untersuchung organischer Schadstoffe eignen sich die Graskulturen auch für das Monitoring von Metallen.
Graskulturen und Grünkohlpflanzen werden im Gewächshaus nach standardisierten Methoden (VDI-Richtlinie 3957 Blatt 2 und Blatt 3) angezogen und dann am Untersuchungsort im Freiland aufgestellt (aktives Biomonitoring). Sie versorgen sich selbst über einen Vorratsbehälter mit Wasser und können so an ausgewählten Standorten exponiert und untersucht werden. In Bayern sind die Dauerbeobachtungsstationen während der Vegetationsperiode mit den Bioindikatoren ausgestattet.
Das schnell wachsende Grasbüschel des Weidelgrases wirkt mit seinem dichten Wuchs wie eine Bürste, an der die Schadstoffe hängen bleiben. Die stark gekräuselten Grünkohlblätter bieten ebenfalls eine große Oberfläche für die Anreicherung von Stoffen aus der Luft. Nach mehreren Wochen werden die Pflanzen geerntet und das Blattmaterial im Labor auf die genannten Schadstoffe untersucht. Graskulturen werden von Mai bis September in fünf aufeinander folgenden Zeitabschnitten aufgestellt. Grünkohl ist relativ unempfindlich gegen Frost und wird daher von Oktober bis Ende November eingesetzt. So können auch die Wirkungen der Luftbelastungen der beginnenden Heizperiode registriert werden.