Projekte
Projekttitel
Klimabiomonitoring mit Flechten in Bayern
Aufgabenstellung
Daten zum Monitoring mit Flechten liegen für Bayern bereits aus den Jahren 1996 und 2011 vor. Das vorliegende Projekt trägt zur langfristigen Beobachtung bei und liefert neue Erkenntnisse zum Monitoring des lokalen Klimawandels im ländlichen und urbanen Raum. Untersucht werden soll zum einen, ob und inwieweit sich der Klimawandel auf die Bestände der definierten klimawandelzeigenden Flechtenarten bis heute ausgewirkt hat. Zum anderen soll eine Methode zum Stadtklima-Biomonitoring mit Flechten entwickelt werden. Eine weitere Aufgabe des Projekts ist es, mithilfe vorhandener Datenreihen Aussagen zur langfristigen Entwicklung der Luftgüte sowie zum Einfluss eutrophierender Verbindungen zu erhalten.
Methoden
Flechten betreiben aufgrund ihrer physiologischen Eigenschaften einen intensiven Austausch mit ihrer Umgebung. Sie besitzen keine Cuticula (Wachsschicht), so nehmen sie Wasser, darin gelöste Nähr- und Schadstoffe sowie Gase über ihre gesamte Oberfläche auf. Trockenphasen tolerieren sie in einem inaktiven Zustand.
Wirkungen des lokalen Klimawandels wurden an 25 Messflächen in Bayern kartiert, ebenso die immissionsbezogenen Untersuchungen zur Luftgüte. Das Stadt-Klimabiomonitoring fand in Aschaffenburg, Nürnberg und München statt. Die Grunddatenerfassung der Flechtenkartierung verläuft nach den durch den Verein Deutscher Ingenieure standardisierten Verfahren. Je nach Untersuchungsziel erfolgt eine entsprechende Auswertung und Darstellung der Ergebnisse als Flechtendiversitätswert der Klimawandelzeiger (FDWKWZ) und Klimawandelzeiger-Index (KWI), als Luftgüteindex (LGI) oder als mittlere Frequenzen urbanotoleranter bzw. urbanophober Arten.
Ergebnisse
Im Beobachtungszeitraum von 27 Jahren seit 1996 stieg der Flechtendiversitätswert der Klimawandelzeiger (FDWKWZ) an 11 der 25 Messflächen an. Der Klimawandelzeiger-Index (KWI) ist von 2011 bis 2023 im Mittel um 0,23 angestiegen. Deutliche Veränderungen sind insbesondere in den westlichen Landesteilen in Unterfranken und am Bodensee eingetreten.
Für die ausgewählten Städte erfolgte eine Flechtenkartierung auf 30 Messflächen pro Stadt. Es konnten zwei Gruppen von Indikatorarten identifiziert werden, die Urbanophoben, häufigere Arten, die stark versiegelte Bereiche von Städten meiden und die Urbanotoleranten. Vor allem auf Grünflächen mit nächtlicher Abkühlung erreichen die urbanophoben Arten höhere mittlere Frequenzen als im stark versiegelten Zentrum der jeweiligen Stadt.
Trotz der Fortschritte in der Luftreinhaltung der letzten Jahrzehnte zeigen Flechten aktuell keine Verbesserung der Luftgüte an, was auf ihre hohe Empfindlichkeit gegenüber eutrophierenden Verbindungen zurückzuführen ist. Hohe Luftgüte weisen Messflächen im Bayerischen Wald, in den Voralpen und Alpen auf.
Projektleitung
Bayerisches Landesamt für Umwelt, Referat 76
Projektbeteiligte
Bayerisches Landesamt für Umwelt, Referat 76, Fraxinus GbR Prof. Dr. Ute Windisch
Projektfinanzierung
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Laufzeit
2022 bis 2024