Klärschlamm

Entsorgungssituation

Klärschlamm ist der bei der Abwasserbehandlung in Kläranlagen anfallende Schlamm. In den ca. 2.200 bayerischen kommunalen Kläranlagen fallen pro Jahr ca. 270.000 t Trockenmasse (TM) Klärschlamm an. Bei einem mittleren Trockenrückstandsgehalt (TR) von ca. 5% und einem Wasseranteil von ca. 95% entspricht dies ca. 5,4 Mio. Tonnen Nassschlamm pro Jahr.

Bayerns Kläranlagenstruktur ist geprägt durch viele kleine ländliche Kläranlagen. Ca. 41% der rund 2.200 kommunalen Kläranlagen weisen eine Ausbaugröße < 1.000 Einwohnerwerte (EW) auf. In diesen kleinen Kläranlagen fallen (bezogen auf die Trockenmasse) rund 1% des bayerischen Klärschlamms an.

Im Jahr 2022 war für Bayern die thermische Behandlung (Verbrennung) mit 86% der entsorgten Klärschlammmenge der wichtigste Entsorgungsweg. Der Anteil des landwirtschaftlich verwerteten Klärschlammes betrug 9%, dieser stammt gänzlich aus Kläranlagen des ländlichen Raums. Einer stofflichen Verwertung bei Rekultivierungsmaßnahmen oder im Landschaftsbau wurden lediglich 5% zugeführt. Etwa 29% des bayerischen Klärschlamms wurde außerhalb Bayerns entsorgt und dort vor allem thermisch oder bei Rekultivierungsmaßnahmen verwertet.

Neuausrichtung der Klärschlammverwertung

Klärschlamm stellt im Abwasserreinigungsprozess eine Schadstoffsenke für eine nicht überschaubare Vielfalt an Abwasserinhaltsstoffen aus Haushalten, Gewerbe und Industrie dar. Die Wirkungen dieser Schadstoffe auf die Umwelt und Gesundheit sind teilweise noch unbekannt. Dies trifft insbesondere auf die organischen Schadstoffe zu (zum Beispiel Flammschutzmittel, Desinfektionsmittel, Arzneimittel usw.). Durch die landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm werden die aus dem Abwasser abgetrennten Schadstoffe wieder großflächig ausgebracht.

Bayern hat sich bereits 2011 zum Ziel gesetzt, die landwirtschaftliche, gärtnerische und landschaftsbauliche Verwertung des Klärschlamms aus Gründen des vorsorgenden Verbraucher-, Boden- und Gewässerschutzes zu beenden. Der Klärschlamm soll Entsorgungsverfahren zugeführt werden, die zu einer Zerstörung der organischen Schadstoffe und einem Ausschleusen der Schwermetalle aus dem Schadstoffkreislauf führen. Dies wird insbesondere durch eine thermische Behandlung (Verbrennung) des Klärschlamms gewährleistet.

Mittlerweile wurde die bundesweit geltende Klärschlammverordnung dahingehend angepasst, dass großen Kläranlagen die direkte bodenbezogene Verwertung des Klärschlamms ab 2029 untersagt wird (s. Kapitel Phosphorrückgewinnung). Nicht zuletzt dadurch wird sich der Trend zur thermischen Behandlung (Verbrennung) des Klärschlamms fortsetzen. Der wertgebende Inhaltsstoff Phosphor ist vor einer Verbrennung oder nach entsprechender Aufbereitung der Verbrennungsaschen ebenfalls zu einem Großteil zurückzugewinnen.

Klärschlammverwertung in Bayern - Planungshilfe für Kommunen und Fachinformationen zur Phosphorrückgewinnung

Für technische Lösungen der Phosphorrückgewinnung vor oder nach der Verbrennung stehen die beiden Ausgaben des UmweltSpezial „Rückholbarkeit von Phosphor aus kommunalen Klärschlämmen“ und „Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnung in Bayern“ zur Verfügung. Die Veröffentlichungen können jeweils im Publikationsshop des LfU heruntergeladen werden (siehe auch Menüpunkt Phosphorrückgewinnung).

Aufgaben des LfU

Die wichtigsten Aufgaben des LfU im Rahmen der Klärschlammentsorgung sind:

  • Beratung von Kommunen bzgl. Neuausrichtung der Klärschlammentsorgung,
  • Fachliche Stellungnahmen zu Verordnungs- und Gesetzesentwürfen,
  • Begutachtung und Überwachung von thermischen Behandlungsanlagen,
  • Erstellung von Gutachten bei innovativen Behandlungsverfahren,
  • Betreuung bzw. Beurteilung von Forschungsvorhaben (zum Beispiel Phosphorrückgewinnung),
  • Betrieb von POLARIS-KS (Internetapplikation, die das papiergebundene Lieferscheinverfahren gemäß den Vorgaben der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) in Bayern ersetzt),
  • Erstellung des bayerischen Berichtes zur landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung gemäß Klärschlammverordnung,
  • Erhebung und Auswertung von statistischen Daten (Abfallbilanz).

Stand: Juni 2024

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