Industrielle Abwasserbehandlung

Industrielle Abwasserbehandlung

In Industrie und Gewerbe werden die Abwasserbehandlungstechniken aufgrund der Anforderungen nach dem Stand der Technik, vorgegeben durch die europäische Industrieemissionsrichtlinie IED, und zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ständig verbessert. Daneben werden vor allem in Bereichen der Glas-, Papier-, Metall- und der Zellstoffindustrie aber auch bei der chemischen Industrie oder der Getränkeindustrie verstärkt Verfahren eingesetzt, die durch Kreislaufführung (zum Beispiel Waschanlagen für Getränkeflaschen oder Autos), Stoffsubstitution und Stoffrückgewinnung die umweltbelastenden Emissionen bereits im Produktionsprozess minimieren. Dies wird hauptsächlich bei Abwässern angestrebt, die gefährliche (giftige, langlebige oder krebserregende) Stoffe enthalten, die mit einer normalen biologischen Reinigung nicht ausreichend abgebaut werden.

Verschiedene große Behälter zur Abwasserbehandlung Biohochreaktoren zur industriellen Abwasserbehandlung

Die Betriebssicherheit der Kläranlagen wurde durch Anlagen- und Regeltechnik sowie verstärkte Eigenüberwachung verbessert. Die Abwasserbehandlung erfolgt, abhängig von der Abwasserzusammensetzung, über mechanische, biologische, chemische oder physikalische Verfahren. Bei den biologischen Verfahren hat der Einsatz von anaeroben Abwasserbehandlungsprozessen zugenommen, da infolge von Wasserspar- und Kreislauftechnologien höhere Rohwasserkonzentrationen auftreten.

Im Bereich der Abwasserentsorgung von Industrie und Gewerbe sollen folgende Ziele und Maßnahmen verfolgt werden:

  • Produktionsverfahren sollen durch produktionsintegrierte Umweltschutzmaßnahmen (zum Beispiel Stoffsubstitution, Stoffrückgewinnung) weiter verbessert werden. Neben der Verringerung des Abwasseranfalles sollen Einsatzstoffe und Energie effektiver genutzt sowie Reststoffe ohne Problemverlagerung in andere Umweltbereiche umweltgerecht entsorgt werden.
  • Schwer abbaubare, persistente und ökotoxische Stoffe aus Industrie und Gewerbe sind bereits am Ort des Anfalles zu minimieren.
  • Besonderes Augenmerk soll in den nächsten Jahren auf die Verringerung des Eintrages von schwer abbaubaren Verbindungen und auf Stoffe mit Verdacht hormonartiger (endokriner) Wirkung gerichtet werden.

Diese Maßnahmen sind durch einen ständigen Dialog zwischen Unternehmensträgern, Rechts- und Fachbehörden weiterzuentwickeln.

Direkt- und Indirekteinleiter

Unternehmen können ihr Abwasser als Indirekteinleiter oder als Direkteinleiter in ein Gewässer einleiten. Indirekteinleiter leiten ihr Abwasser zur (weiteren) Behandlung in eine kommunale (§ 58 WHG) oder private Abwasserbehandlungsanlage (§ 59 WHG) ein. Die Abwassereinleitung erfolgt somit indirekt, über eine nicht betriebseigene Abwasserbehandlungsanlage, in ein Gewässer. Die Anforderungen an das Abwasser ergeben sich aus den Anforderungen vor Vermischung und Ort des Anfalls der geltenden Anhänge der Abwasserverordnung und gegebenenfalls der kommunalen Abwassersatzung. Die jeweiligen Kläranlagenbetreiber, können aufgrund der Abwasserzusammensetzung noch weitere Anforderungen stellen. Abhängig von der Abwasserzusammensetzung kann eine Vorbehandlung notwendig sein. Indirekteinleitungen in private Kläranlagen sind häufig in Industrieparks zu finden. Die Abwasserströme der einzelnen Unternehmen werden gemeinsam in einer zentralen, von einem eigenständigen Unternehmen betriebenen, Abwasserbehandlungsanlage behandelt.

Direkteinleiter (§ 57 WHG) sind alle kommunalen und gewerblichen/industriellen Betreiber einer Abwasserbehandlungsanlage, die das gereinigte Abwasser direkt in ein Gewässer einleiten. An Direkteinleiter werden daher umfangreichere und strengere Anforderungen als an Indirekteinleiter gestellt. Die Anforderungen an das eingeleitete Abwasser richten sich nach den Mindestanforderungen der Anhänge der Abwasserverordnung und den Anforderungen an die Gewässereigenschaften.

Produktionsintegrierter Umweltschutz

Der Wasserpfad ist ein wichtiger Bestandteil des Produktionsintegrierten Umweltschutz (PIUS), denn Wasser ist ein essentieller Produktionsfaktor. Nachhaltige und intelligente Wassernutzung ist nicht nur aus Umweltschutzgründen erforderlich, sondern auch aus Kostengründen. Wassersparmaßnahmen und andere produktionsintegrierte Verfahren sind daher ebenso wichtig wie eine ordnungsgemäße Abwasserbehandlung. Die Herausforderung besteht darin, den Produktionsprozess so intelligent zu gestalten, dass der Bedarf an Wasser, Einsatzstoffen und Energie sowie Emissionen minimiert werden. Im Extremfall können diese produktionsintegrierten Maßnahmen zu völlig abwasserfreien Verfahren führen, wie zum Beispiel die Pulverbeschichtung in Lackierbetrieben. Bereits durch die Wasser sparende Gestaltung von Produktionsprozessen und -anlagen können enorme Einsparungen erreicht werden. So kann eine optimierte Spültechnik bei der Metalloberflächenbehandlung den Abwasseranfall um den Faktor 500 vermindern. Durch die Schließung von Wasserkreisläufen kann in der Papierindustrie eine Wassereinsparung von etwa 99% erreicht werden (früher: 1.000 m3/t Papier; heute: 12 m3/t Papier). Erhebliche Einsparungen können durch die Aufreinigung und Wiederverwendung von Betriebsmitteln erzielt werden, wie zum Beispiel von Reinigungslauge in der Getränkeindustrie und von Lösemitteln in der chemischen Industrie. Das gleiche gilt für die Rückgewinnung von Wertstoffen aus entsprechend hoch belasteten Abwässern, zum Beispiel von Edelmetallen aus Galvanikabwässern.

Außerdem sollte bereits während des Produktionsprozesses die gesamte Lebensdauer der Ware berücksichtigt werden, um mögliche Umweltauswirkungen bei Gebrauch und Entsorgung der Ware so gering wie möglich zu halten (Integrierte Produktpolitik). Viele Produkte durchlaufen eine Wertschöpfungskette, die durch das Zusammenwirken von Zulieferern, Halbzeug- und Endproduktherstellern entsteht. Durch integrierte Produktpolitik kann sichergestellt werden, dass durch abgestimmte Maßnahmen in den einzelnen Stufen die Umweltauswirkungen insgesamt minimiert werden.

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