Entwicklung der Grundwassersituation in Bayern

Die Grundwasserneubildung wird wesentlich durch den Anteil des Niederschlags bestimmt, der als Sickerwasser aus der durchwurzelten Bodenzone den Grundwasserleiter erreicht. Nur aus etwa 20 bis 25 % des Niederschlags wird bayernweit tatsächlich Grundwasser gebildet. Der verbleibende Anteil des Niederschlags wird über Oberflächenabfluss und Verdunstung (Evapotranspiration) wieder entzogen.

Die Evapotranspiration bezeichnet die Verdunstung von Wasser von Oberflächen und durch Pflanzenatmung (Photosynthese). Eine Erhöhung der Lufttemperatur bewirkt ein höheres Verdunstungspotential. Dadurch verringert sich der Anteil des Niederschlags, der im Boden als Sickerwasser dem Grundwasser zugutekommen kann. Bayernweit ist über den Betrachtungszeitraum 1951 bis 2020 ein signifikanter Temperaturanstieg zu beobachten. Sechs der zehn heißesten Jahre seit 1951 sind in den letzten zehn Jahren zu verzeichnen.

Welche Folgen hat diese Entwicklung für die Wasserwirtschaft? Die langfristige Entwicklung der Grundwasserneubildung über den Zeitraum von 1951 bis 2020 zeigt, dass seit dem Jahr 2003 in keinem Kalenderjahr eine deutlich überdurchschnittliche Bildung von Grundwasser stattgefunden hat. Dadurch fehlen seither Jahre, in denen die Grundwasservorkommen wieder ausreichend aufgefüllt werden.

Dieser Rückgang der Grundwasserneubildung ist bayernweit aber nicht gleichmäßig verteilt, was sich anhand des Vergleichs zwischen dem Referenzzeitraum 1971 bis 2000 und den Jahren 2011 bis 2020 zeigt. Vielmehr zeichnet sich ab, dass manche Regionen stärker von einer reduzierten Grundwasserneubildung betroffen sind als andere. Hervorzuheben ist, dass in den vergleichsweise niederschlagsarmen fränkischen Regierungsbezirken im Jahrzehnt 2011 bis 2020 ein Rückgang um mindestens 17 % gegenüber der Referenzperiode 1971 bis 2000 verzeichnet wurde.

Derzeit werden über 90 % des Trinkwassers in Bayern aus Grundwasser gewonnen. Auch die Bewässerung von Feldern erfolgt durch die Nutzung dieser Ressource. Die seit dem Jahr 2003 defizitäre Neubildung macht sich in verschiedenen Regionen Bayerns durch abnehmende Grundwasserstände bemerkbar.

Bayern ist ein niederschlagsreiches Bundesland, das aufgrund des günstigen hydrogeologischen Untergrunds über ausreichende Grundwasservorräte verfügt. Die Grundwasserneubildung und damit die verfügbare Menge an Grundwasser wird besonders durch den menschengemachten Klimawandel beeinflusst. Sollte sich der negative Trend der Grundwasserneubildung weiterhin fortsetzen, können sich weitere Anpassungsmaßnahmen für die Wasserwirtschaft ergeben, um eine zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser zu gewährleisten.

Durch eine klimafreundliche Lebensweise kann aktiv zur Grundwassersituation beigetragen werden, denn Klimaschutz ist Grundwasserschutz!

Die AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ setzt sich mit einem breiten Maßnahmenpaket aktiv für den Schutz des Grundwassers ein. Auf der Internetseite der Kampagne sind Veranstaltungstermine, Informationsmaterialien sowie konkrete Anregungen für den eigenen Grundwasserschutz zu finden.

Worauf sich die Wasserversorgung in den einzelnen Regierungsbezirken einstellen muss, kann in den Wasserversorgungsbilanzen nachgelesen werden. Diese werden in den kommenden Jahren aktualisiert und weiter angepasst.

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