Verlauf des Niedrigwassers 2020 im Grundwasser

Die mittlere Niederschlagsmenge im Jahr 2020 summierte sich in Bayern auf 861mm (Nordbayern 704mm, Südbayern 1.040mm). Gegenüber dem 30-jährigen Mittel der Jahre 1971 bis 2000 entspricht dies einem Niederschlagsdefizit von rund -9% (Nordbayern rund -12%, Südbayern rund -6%). Entsprechend konnte im Jahr 2020 das vorhandene Defizit aus den Vorjahren (insbesondere der Trockenjahre 2015 und 2018) nicht ausgeglichen werden. Dies hatte zur Folge, dass sich die Messwerte an vielen Grundwassermessstellen und Quellen im Jahresverlauf auf einem insgesamt niedrigen Niveau, teils auch unterhalb der Messwerte aus dem Trockenjahr 2018, bewegten.

Zur Beschreibung der bayernweiten Grundwasserstandsentwicklung im Jahresverlauf können die tagesaktuellen Daten des Niedrigwasser-Informationsdienstes (NID) herangezogen werden. Der NID umfasst derzeit rund 520 Messstellen, die entweder dem oberflächennahen Grundwasser (einschließlich Quellen) oder tieferen Grundwasserleitern zugeordnet sind. Auf Basis einer statistischen Einteilung erfolgt für jede Messstelle mit einer mindestens fünfjährigen Messreihe eine Klassifikation der aktuellen Niedrigwassersituation (kein Niedrigwasser; niedrig; sehr niedrig; neuer Niedrigstwert). Betrachtet man den zeitlichen Verlauf des Messstellanteils, der innerhalb des NID als mindestens niedrig eingestuft war, so ergibt sich die in Abbildung 1 dargestellte und im Weiteren näher beschriebene Entwicklung im Verlauf des Jahres 2020.

Vorbemerkung zur Grafik

Die y-Achse zeigt den relativen Anteil der NID-Messstellen im oberen Grundwasserstockwerk mit Einstufung Niedrigwasser. Die x-Achse zeigt den zeitlichen Verlauf über die Monate Januar 2020 bis Dezember 2020.

Entwicklung des relativen Anteils der NID-Messstellen mit Einstufung Niedrigwasser über die Monate Januar 2020 bis Dezember 2020. Weitere Erläuterungen im nachfolgenden Text. Abbildung 1: Verlauf der Niedrigwassersituation 2020 im Grundwasser als Entwicklung des relativen Anteils der NID-Messstellen mit Einstufung Niedrigwasser. In der Auswertung berücksichtigt sind Grundwassermessstellen und Quellen des oberen Stockwerks mit einer Beobachtungsdauer > 5 Jahre

Im langjährigen Vergleich war das Jahr 2020 das vierte zu trockene Jahr in Folge. Nach den Trockenjahren 2018 und 2019 wurde der Höhepunkt der Niedrigwasserphase Ende Januar, mit 84% der Messstellen mit Einstufung niedrig oder sehr niedrig, erreicht. Als Folge der ergiebigen Niederschlagsperiode im Februar/März konnten sich die Grundwasserstände an vielen bayerischen Messstellen bis Mitte März 2020 vorübergehend etwas erholen. Nach wie vor wiesen aber rund 28% der Messstellen niedrige Grundwasserstände auf. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen, sowie der in Summe zu geringen Niederschläge, kam es bis Anfang Juni erneut zu einer Abnahme der gemessenen Grundwasserstände mit niedrigen oder sehr niedrigen Messdaten an mehr als zwei Drittel der betrachteten Messstellen. Im Anschluss wirkten sich einzelne feuchtere Witterungsabschnitte bis Anfang November meist nur kurzzeitig positiv auf die Grundwasserverhältnisse aus. Im November und Dezember führten ausbleibende Niederschläge erneut zu einer Verschärfung der Situation, bis Mitte Dezember rund 70% der Messstellen als niedrig oder sehr niedrig klassifiziert wurden.

Betrachtet man die 344 Grundnetz-Messstellen, die mindestens seit dem Jahr 2000 in Betrieb sind, so wurden an auffallend vielen Grundwassermessstellen neue Niedrigstwerte (NNW) in den drei vergangenen Jahren 2018 (66-mal), 2019 (43-mal) und 2020 (97-mal) registriert. Die anhaltende mehrjährige Niedrigwassersituation im Grundwasser in Bayern setzt sich demnach in starker Ausprägung fort. Für die Trockenjahre 2003 und 2015 zeigen heute nur noch 23 bzw. 18 Grundwassermessstellen einen Niedrigstwert. Das heißt, die Grundwasserstände 2018, 2019 und 2020 lagen demnach vielfach auf einem niedrigeren Niveau als 2003 und 2015. Für die genannten Zahlen liegt die Auswertung der Messzeitreihen von 2000 bis 2020 zu Grunde. Messwerte vor diesem Zeitabschnitt wurden, sofern vorhanden, nicht berücksichtigt.

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