Hochwasser und Überschwemmungen

Hochwasser und Überschwemmungen

Hochwasser bedeutet zunächst, dass an einem Fluss oder See der Wasserstand oder Abfluss höher ist als im langjährigen Mittel. Ausuferungen und Überschwemmungen, die zum Teil auch Schäden verursachen, treten meist erst bei deutlich erhöhten Wasserständen auf.

Das Ausmaß der Hochwasser-Ereignisse wird im Allgemeinen über Abfluss- und Wasserstands-Werte beschrieben, die an den Pegel-Messstellen in Bayern gemessen werden. Ausgewertet wird vor allem der maximale Abfluss- oder Wasserstands-Wert der Hochwasserwelle.

Hochwasser-Klassifizierung

Um die Werte einzuordnen gibt es zwei unterschiedliche Klassifizierungen:
Jährlichkeit (HQx) und Meldestufen.

Die Meldestufe gibt Auskunft darüber welche Schäden durch Überschwemmungen beim Hochwasser im Bereich des jeweiligen Pegels aufgetreten sind bzw. auftreten können.

In Bayern wurden Meldestufen an etwa 260 Pegeln festgelegt vorrangig an Pegeln mit größerem Einzugsgebiet. Hochwasser durch Starkniederschläge, welches meist räumlich sehr begrenzt auftritt, wird daher besser durch die Angabe der Jährlichkeits-Werte abgebildet, da diese auch für viele Pegel mit kleinem Einzugsgebiet vorhanden sind.

Datengrundlage

Plausibilisierte und geprüfte Abfluss- und Wasserstands-Daten stehen für das Jahr 2020 noch nicht zur Verfügung. Daher werden für diesen Bericht Rohdaten verwendet, die sich bei der abschließenden Prüfung noch ändern können. Während der Bearbeitung dieses Berichts wurden jedoch bereits die wichtigsten Werte auf auffällige Ausreißer überprüft und korrigiert.

Überblick über die Hochwassersituation 2020

Im Jahr 2020 traten verschiedene kleinere, räumlich begrenzte Hochwasser-Ereignisse auf sowie zwei größere Hochwasserereignisse, bei denen Überschwemmungen in größeren Regionen und/oder Hochwasserscheitel mit hoher Jährlichkeit bzw. neuen Höchstwerten beobachtet wurden. Bei dem Hochwasser-Ereignis Anfang August gab es in 2020 die meisten extremen Abfluss-Scheitel mit Jährlichkeiten bis über HQ100. An insgesamt neun Pegeln wurden dabei – alle an kleineren Zuflüssen zu Mangfall, Chiemsee, Saalach, Inn und im Sur-Gebiet – neue Höchstwerte bei Wasserstand und/oder Abfluss gemessen.

Die Hochwasser-Situation im Jahresverlauf

Das erste Hochwasser Anfang Februar wurde durch ergiebigen Dauerregen und Schneeschmelze verursacht. Es ist das Hochwasser-Ereignis mit der größten räumlichen Verbreitung im Jahr 2020. Über fast ganz Bayern verteilt wurden Ausuferungen und Überschwemmungen beobachtet: An 107 Pegeln wurden Wasserstände gemessen, die die Meldestufe 1 bis 2, bei sechs Pegeln auch die Meldestufe 3, überschritten. (siehe auch Abschnitt ‚Hochwasser Anfang Februar' unten.)

Durch Wetterlagen mit wiederkehrenden Schauern, Dauerniederschlägen und durch Schneeschmelze gab es im Anschluss bis Mitte März fast durchgehend Hochwasser mit Überschwemmungen der Meldestufen 1 und 2, vom 11. bis 13. März auch vereinzelt Meldestufe 3, an jeweils verschiedenen Flüssen im nördlichen Teil Bayerns.

Danach folgte eine Periode ohne Hochwasser bis Anfang Juni.

Von Mitte Juni bis Anfang Juli wurde Hochwasser durch wiederholt auftretenden Starkregen ausgelöst. Betroffen waren, mit Überschwemmungen der Meldestufe 1 bis 3, vor allem die Zuflüsse zum oberen Main, am Pegel Grampelmühle/Ölschnitz wurde ein über 100-jährlicher Abflussscheitel gemessen. Aber auch am Alpenrand traten im Gebiet von Lech, Isar und Inn Überschwemmungen der Meldestufe 1 und 2 auf.

Anfang August verursachten Dauerniederschläge mit Starkregen im Gebiet von Isar, Inn und an der Donau in Passau Hochwasser. Auch an größeren Flüssen Isar, Inn und Mangfall trat hier Hochwasser der Meldestufe 3 auf. Auch wenn das Hochwasser auf den Süd-Osten Bayerns beschränkt war, trat hier an 91 Pegeln ein Abflussscheitel von mindestens dem 1-jährlichen Wert auf. An fünf Pegeln gab es über 100-jährliche Abflussscheitel-Werte. (Siehe auch Abschnitt ‚Hochwasser Anfang August' unten).

Ende August traten noch ganz vereinzelt Überschwemmungen der Meldestufe 1 auf, danach folgte eine längere hochwasserfreie Zeit. Im letzten Drittel des Dezembers gab es noch ein kleineres Hochwasser mit Ausuferungen der Meldestufe 1 und 2 an wenigen Pegeln im Gebiet des Regen und der oberfränkischen Itz.

Besondere Hochwasser-Ereignisse

Hochwasser Anfang Februar

Beim Hochwasser vom 01. bis 08. Februar war die räumliche Verbreitung der Ausuferungen und Überschwemmungen am größten. Am 04. Februar traten an 107 der 262 Pegel, für die Meldestufen festgelegt sind, Überschwemmungen der Meldestufe 1 bis 3 auf.

Verursacht durch Dauerregen in Kombination mit Schneeschmelze, waren Flüsse in fast ganz Bayern betroffen. Die größten Überschwemmungen der Meldestufe 3 gab es an insgesamt sechs Pegeln im Gebiet des Oberen Main, an kleineren Zuflüssen zum unteren Main sowie an Iller und Schmutter. Auch an der Donau traten fast durchgängig Ausuferungen der Meldestufe 2 auf.

Im Bereich der Alpen und des Alpenrandes waren zwar anhand der Meldestufen keine größeren Überschwemmungen zu beobachten, an den Pegeln mit kleinerem Einzugsgebiet wurden aber dennoch außergewöhnlich hohe Abflussscheitel registriert. An einigen Pegeln traten Abflüsse mit Jährlichkeiten von 5- bis 10-jährlich auf, an den Pegeln Füssen/Lech und Beyharting/Glonn wurden auch 10- bis 20-jährliche Werte gemessen.

Hochwasser Anfang August

Dauerregen mit auch flächenmäßig außergewöhnlich hohen Regenmengen sowie Starkregen verursachte vom 03. bis 08. August ein größeres Hochwasser, das fast ausschließlich das Gebiet von Isar und Inn betraf. Hier traten am 04. August an insgesamt 47 Pegeln Überschwemmungen mindestens der Meldestufe 1 auf. Überschwemmungen der Meldestufe 3 gab es nicht nur an kleineren Zuflüssen, sondern auch an großen Flüssen wie der unteren Isar, dem Inn, der Mangfall und an der Donau in Passau. Am stärksten war die Mangfall betroffen, am Pegel Feldolling/Mangfall wurden das einzige Mal im Jahr 2020 Überschwemmungen der Meldestufe 4 registriert (siehe auch Abbildung 4).

Bei diesem Hochwasser-Ereignis gab es die meisten und höchsten extremen Abfluss-Scheitel in 2020. Vor allem an den Pegeln der kleineren Flüsse im alpinen und voralpinen Teil des Einzugsgebietes von Isar, Loisach und Alz sowie an kleineren Zuflüssen zum oberen Inn traten an vielen Pegeln Abflussscheitel mit hohen Jährlichkeiten auf. An insgesamt 91 der 434 Pegel, für die Jährlichkeits-Werte festgelegt sind, wurde ein Abflussscheitel von mindestens dem 1-jährlichen Wert gemessen. Abflussscheitel, die im statistischen Mittel alle 20 bis 50 Jahre vorkommen, wurden an sechs Pegeln registriert, 50- bis 100-jährliche Werte ebenfalls an sechs Pegeln. An insgesamt fünf Pegeln an der Glonn im Mangfallgebiet, an den Salzach-Zuflüssen Kleiner Sur (siehe Abbildung 5) und Stoißer Ache sowie dem Chiemsee-Zufluss Überseer Bach hatten die Hochwasser-Scheitel einen Abflusswert mit einer Jährlichkeit von über 100 Jahren.

Die Grafik zeigt die Abfluss-Ganglinie am Pegel Piding/Stoißer Ache vom 02. bis 08. August und als waagerechte Linien die Abfluss-Werte der Jährlichkeiten. Die Abflusswerte steigen am 04. August von nur 0,4m³/s sehr schnell auf hohe Werte, am Vormittag des 04. August ist der HQ100-Wert von 76,5m³/s knapp überschritten. Die Abflusswerte gehen ebenfalls schnell zurück, der unterste Schwellwert von HQ2 mit 30,8m³/s ist fünf Stunden später wieder unterschritten. Abbildung 5: Abfluss-Ganglinie am Pegel Piding/Stoißer Ache, einem kleineren Zufluss zur Salzach, das Einzugsgebiet der Stoißer Ache am Pegel Piding ist knapp 50km2 groß

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