Verlauf des Niedrigwassers 2019 im Grundwasser

Die mittlere Niederschlagsmenge im Jahr 2019 summierte sich in Bayern auf 861mm (Nordbayern 704mm, Südbayern 1048mm). Gegenüber dem 30-jährigen Mittel der Jahre 1981 bis 2010 entspricht dies einem Niederschlagsdefizit von rd. -11% (Nordbayern rd. -16%, Südbayern rd. -7%). Entsprechend konnte im Jahr 2019 das vorhandene Defizit aus den Vorjahren (insbesondere der Trockenjahre 2015 und 2018) nicht ausgeglichen werden. Dies hatte zur Folge, dass sich die Messwerte an vielen Grundwassermessstellen und Quellen im Jahresverlauf auf einem insgesamt niedrigen Niveau, teils auch unterhalb der Messwerte aus dem Trockenjahr 2018, bewegten.

Zur Beschreibung der bayernweiten Grundwasserstandsentwicklung im Jahresverlauf können die tagesaktuellen Daten des Niedrigwasser-Informationsdienstes (NID) herangezogen werden. Der NID umfasst insgesamt rd. 500 Messstellen, die entweder dem oberflächennahen Grundwasser (einschließlich Quellen) oder tieferen Grundwasserleitern zugeordnet sind. Auf Basis einer statistischen Einteilung erfolgt für jede Messstelle mit einer mindestens fünfjährigen Messreihe eine Klassifikation der aktuellen Niedrigwassersituation (kein Niedrigwasser; niedrig; sehr niedrig; neuer Niedrigstwert). Betrachtet man den zeitlichen Verlauf des Messstellanteils, der innerhalb des NID als mindestens niedrig eingestuft war, so ergibt sich die in Abb.1 dargestellte und im Weiteren näher beschriebene Entwicklung im Verlauf des Jahres 2019.

Vorbemerkung zur Grafik

Die y-Achse zeigt den relativen Anteil der NID-Messstellen im oberen Grundwasserstockwerk mit Einstufung Niedrigwasser. Die x-Achse zeigt den zeitlichen Verlauf über die Monate Januar 2019 bis Dezember 2019.

Entwicklung des relativen Anteils der NID-Messstellen mit Einstufung Niedrigwasser über die Monate Januar 2019 bis Dezember 2019. Weitere Erläuterungen im nachfolgenden Text. Abb.1: Verlauf der Niedrigwassersituation 2019 im Grundwasser als Entwicklung des relativen Anteils der NID-Messstellen mit Einstufung Niedrigwasser. In der Auswertung berücksichtigt sind Grundwassermessstellen und Quellen des oberen Stockwerks mit einer Beobachtungsdauer > 5 Jahre

Nach dem Trockenjahr 2018 konnten sich die Grundwasserstände an vielen bayerischen Messstellen bis Ende März 2019 wieder geringfügig erholen. Nach wie vor wiesen aber rd. 25% der Messstellen niedrige Grundwasserstände auf. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Jahresmitteltemperaturen, sowie der in Summe zu geringen Niederschläge, kam es im Jahresverlauf 2019 bayernweit erneut zu einer Abnahme der gemessenen Grundwasserstände. Einzelne feuchtere Witterungsabschnitte wirkten sich, mit Ausnahme des Zeitraumes Ende Mai bis Ende Juni, nur kurzzeitig positiv auf die Grundwasserverhältnisse aus. Zum Höhepunkt der Niedrigwasserphase wurden Anfang Dezember 75% der Messstellen als niedrig oder sehr niedrig eingestuft. Eine nennenswerte Erholung in der zweiten Dezemberhälfte hat nicht mehr stattgefunden, auch wenn die gefallenen Niederschläge die ausgetrockneten Böden zumindest zum Teil wieder auffüllen konnten. Zum Jahresende wurden dann immer noch rd. 60% der Grundwassermessstellen als niedrig oder sehr niedrig klassifiziert.

Betrachtet man die 347 Grundnetz-Messstellen, die mindestens seit dem Jahr 2000 in Betrieb sind, so zeigten sich in den beiden vergangenen Jahren 2018 (79-mal) und 2019 (118-mal) an auffallend vielen Grundwassermessstellen neue Niedrigstwerte. Die anhaltende mehrjährige Niedrigwassersituation im Grundwasser in Bayern ist demnach deutlich ausgeprägt. Für die Trockenjahre 2003 und 2015 zeigen heute nur noch 23 bzw. 21 Grundwassermessstellen einen Niedrigstwert. Das heißt, die Grundwasserstände 2018 und 2019 lagen demnach vielfach auf einem niedrigeren Niveau als 2003 und 2015. Für die genannten Zahlen liegt die Auswertung der Messzeitreihen von 2000 bis 2019 zu Grunde. Messwerte vor diesem Zeitabschnitt wurden, sofern vorhanden, nicht berücksichtigt.

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