Lawinen

Ähnlich wie der Winter 2015/2016 war auch der Winter 2016/2017 außergewöhnlich trocken und warm. Niederschlagsphasen wurden meist von starkem Wind begleitet. Einige Male regnete es bis in die Hochlagen. Das hatte Auswirkungen auf die Lawinengefahrenstufe und auf die Arbeit der Lawinenkommissionen und Sicherheitsbehörden. Straßensperrungen mussten zwar nur selten ausgesprochen werden, aber die Kommissionen mussten trotzdem jederzeit bereit sein, um auf die wechselnden Verhältnisse reagieren zu können. Ein Beispiel dafür war Anfang März, als in kurzer Zeit ein Meter Neuschnee in den Hochlagen fiel. Im Winter 2016/2017 kam im bayerischen Alpenraum kein Mensch in Lawinen ums Leben.

Bis auf einen markanten Wintereinbruch Anfang November war der Herbst und Frühwinter 2016 von lang andauernden Hochdruckwetterlagen geprägt. Bei warmen Temperaturen und Föhn schmolz der Schnee südseitig bis Ende Dezember weitgehend ab.

Erst Anfang Januar fiel, begleitet von stürmischem Wind, bis zu ein halber Meter Neuschnee. Danach beruhigte sich das Wetter bevor es Mitte des Monats bei mehreren Niederschlagsperioden nochmal einen deutlichen Neuschneezuwachs gab. Ende Januar setzte kaltes Hochdruckwetter ein, die Schneedecke setzte sich deutlich.

Der Februar war geprägt von mehreren Niederschlagsperioden, die abwechselnd Schnee aber auch Regen bis in mittlere Lagen brachten. Die Schneedecke wurde dabei mehrfach stark durchfeuchtet und gefror bei anschließenden Kältephasen wieder.

Ein markantes Niederschlagsereignis war zwischen 08. und 10. März zu verzeichnen. Oberhalb 2.000m fiel über ein Meter Neuschnee, darunter regnete es stark. In der anschließenden Hochdruckphase konnte sich die Schneedecke deutlich setzen, bevor es am 18. März in mittleren Lagen nochmal stark regnete.

Bis Mitte April herrschte trockenes, warmes Frühlingswetter und die Schneedecke ging stark zurück (Abb. 1). Pünktlich zu Ostern kam der Winter zurück mit Schnee bis in die Tallagen und bis zu 150cm Neuschnee in den Hochlagen. Das winterliche Wetter hielt bis Anfang Mai an, erst danach aperte die Schneedecke zunehmend aus.

Trotz der unterdurchschnittlichen Schneehöhen war der Winter 2016/2017 sehr dynamisch und wechselhaft. Regen bis in die Hochlagen und Sturm in Orkanstärke stellte auch diesen Winter in den bayerischen Bergen keine Seltenheit dar. Außergewöhnlich war der späte Winterbeginn und der markante Wintereinbruch Ende April.

Lawinengefahr im Winter 2016/2017

Erst mit dem Schneefall Anfang Januar konnte man von einer Lawinengefahr im alpinen Gelände sprechen. Daher begann die Lageberichtssaison 2016/2017 am 04. Januar mit dem ersten Lagebericht. Auf Grund der schlechten Bindung des gefallenen Neuschnees zur verharschten Altschneedecke war die Lawinengefahr bis zum 19. Januar verbreitet erheblich, ehe die Lawinengefahr mit der zunehmenden Setzung der Schneedecke zurückging. Straßensperrungen südlich von Oberstdorf waren in dieser Zeit nötig, da der Schnee auf dem aperen Boden ins Tal zu rutschen drohte und die Verkehrswege gefährdete.

Anfang und Mitte Februar verschärfte sich die Situation jeweils, als sich mit Neuschnee und Wind störanfällige Verfrachtungen bildeten und in tieferen Lagen mit Regen die Schneedecke deutlich an Festigkeit verlor (Abb. 2). Die Wetter- und damit die Lawinenlage veränderte sich fast täglich, Wachsamkeit war gefragt. Sperrungen waren letztendlich nicht nötig, da die Schneedecke in den Tallagen deutlich zurückgegangen war und keine Gefahr für Verkehrswege und die Bevölkerung bestand.

Eine deutliche Verschärfung der Lawinengefahr trat mit den Niederschlägen ab dem 8. März ein. Vor allem in den Hochlagen war die Situation auf Grund des vielen Neuschnees kritisch und am 10. März wurde das einzige Mal diesen Winter eine große Lawinengefahr herausgegeben. Die in Folge großen Sprengerfolge auf der Zugspitze bestätigten die Einschätzung (Abb. 3). Mit der anschließenden Erwärmung schmolz die Schneedecke rasch ab und die Lawinengefahr ging in Folge deutlich zurück.

Mit dem vielen Neuschnee und Wind wurde es ab dem 15. April nochmal heikel. In den Hochlagen kam es zu einigen Schneebrettlawinen und in tieferen Lagen rutschten Gleitschneelawinen am Boden ab. Am 02. Mai wurde der letzte Lagebericht veröffentlicht.

Insgesamt ist der Gefährdungsverlauf im Winter 2016/2017 als normal bis mäßig einzustufen mit den Hauptproblemen Triebschnee und Nassschnee, die abwechselnd das Lawinengeschehen bestimmten. Die Gefahrenstufe 4 wurde nur an einem Tag, dem 10. März in den Hochlagen ausgegeben. Nur ein Lawinenunfall im freien Tourengelände mit schwerer Verletzung wurde bekannt. Wir danken den ehrenamtlichen Lawinenkommissionsmitgliedern und Beobachtern für ihre Einsatzbereitschaft, die einen unersetzbaren Beitrag leisten, um die Bevölkerung vor Lawinenunglücken zu schützen.

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