PRESSEMITTEILUNG

Natur: Nr. 53 / Freitag, 29. November 2024

Neue Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns erschienen

Erfolge und Handlungsbedarfe im Naturschutz dokumentiert

Die Sand-Silberscharte Unterfrankens zeigt das botanischer Artenschutz erfolgreich sein kann. Die Bestände konnten nicht nur erhalten sondern sogar ausgeweitet werden. Die Sand-Silberscharte Unterfrankens zeigt das botanischer Artenschutz erfolgreich sein kann. Die Bestände konnten nicht nur erhalten sondern sogar ausgeweitet werden. (Quelle: Andreas Zehm)

+++ Bayerns große Artenvielfalt an Pflanzen ist ein besonderer Schatz. Im Auftrag des Bayerischen Artenschutzzentrums im Landesamt für Umwelt (BayAZ, LfU) aktualisierten Wissenschaftler der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM) sowie freiberufliche und ehrenamtliche Experten aus allen Teilen Bayerns die Rote Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen. Im Ergebnis zeigen sich bei manchen Arten erfreuliche Entwicklungen. So konnten sich beispielsweise die Reliktbestände der Sand-Silberscharte dank effektiven Artenschutzes erholen. Bei anderen Pflanzenarten Bayerns müssen die Anstrengungen, die Bestände zu stabilisieren, fortgeführt und ausgeweitet werden. +++

Die aktualisierte vierte Fassung der Roten Liste bewertet 3.265 einheimische und 382 eingebürgerte Arten. Als Grundlage für die objektive Einstufung wurden in dem Rahmen knapp sieben Millionen Datensätze ausgewertet. Für die regionalen Bestandsentwicklungen wurde die Einschätzung von Ortskennern berücksichtigt und für bestimmungskritische Artengruppen (z. B. die Habichtskräuter oder Brombeeren) wurden Spezialisten einbezogen.

Im Ergebnis wurden 1.135 Pflanzenarten – etwas mehr als ein Drittel der Farn- und Blütenpflanzen im Freistaat – als gefährdet eingestuft.

Bei Betrachtung der Veränderungen zur Vorgängerliste findet man Erfolgsbeispiele des botanischen Artenschutzes, wie die europaweit streng geschützte Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides) Unterfrankens. Dem ehedem besonders starken Rückgang der Art, bedingt vor allem durch Sandabbau und Bebauung, wurde durch langjährig durchgeführte Pflege und Wiederansiedlungen effektiv entgegengewirkt. Selbst wiederangesiedelte Vorkommen können mittlerweile als stabil angesehen werden. Die Bestände haben sich soweit vergrößert, dass die Art von der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ in die Kategorie „stark gefährdet“ zurückgestuft werden konnte.

Einen wichtigen Beitrag zum Erhalt gefährdeter Pflanzenarten leisten auch das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) und die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR), die Landschaftspflegeverbände und Gebietsbetreuer sowie die vielen daran beteiligte Landwirte. Als positive Beispiele können die Bewirtschafter der Kalkscherbenäcker genannt werden, oder die Schäfer auf den Wacholderheiden der Frankenalb als auch die unzähligen Landwirte, die die Streuwiesen des Alpenvorlandes traditionell nutzen. Gleiches gilt für die Nutzer, die die Buckelwiesen und Wiesmahdflächen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen pflegen, die Heumilch-Bauern, denen wir artenreiche Wiesen verdanken oder jenen Landwirten, die die letzten Almendweiden gemeinschaftlich bewirtschaften. Diese Leistungen für den Erhalt der bedrohten Pflanzenwelt Bayerns können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Zu den Pflanzenarten, die in der vorhergehenden Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft wurden und nun in die Gefährdungskategorie „stark gefährdet“ gestellt wurden, gehört die Berg-Kronwicke, die in wärmeliebenden Säumen und lichten Trockenwäldern vorkommt und dort durch Wildverbiss und Nährstoffeinträge in eigentlich nährstoffarme Biotope weiter zurückgeht. Auch erste Auswirkungen des Klimawandels machen sich bemerkbar, z. B. bei Arten der Feuchtlebensräume.

Gegenmaßnahmen werden bereits an vielen Stellen ergriffen und die bestehenden Bemühungen intensiviert. Eine wirksame Maßnahme sind die Artenhilfsprogramme. Diese werden derzeit ausgeweitet und strukturell optimiert. In vielen Fällen sind die Erfolge dem Einsatz zum Teil ehrenamtlicher Einzelpersonen zu verdanken, die kontinuierlich und akribisch Biotoppflege und Schutzmaßnahmen umsetzen.

Stabile vielfältige Lebensgemeinschaften mit zahlreichen Ökosystemdienstleistungen sind nur bei intakter pflanzlicher Artenvielfalt möglich. So ist die heimische Pflanzenvielfalt wichtig für sogenannte Ökosystem-Dienstleistungen, als dass sie Sauerstoff bereitstellen, Schadstoffe aus der Luft filtern, Temperatur- und Niederschlagsextreme abpuffern. Außerdem stellen sie Lebensraum und Nahrungsquelle für Bienen, Insekten und ganz viele andere Tiere dar. Auch die Menschen brauchen eine möglichst große Artenvielfalt, sei es um hochqualitative Nahrungsmittel zu produzieren, für die Naherholung, die Gesundheit oder die Arzneimittelentwicklung.

Publikation:
Bayerisches Landesamt für Umwelt [Hrsg.] (2024): Rote Liste Bayern – Farn- und Blütenpflanzen (Gefäßpflanzen - Trachaeophyta). – Bearbeitung: Klotz, J., Wagner, A., Fleischmann, A., Ruff, M., Niederbichler, C., Scheuerer, M., Wagner, I., Woschée, R., Gilck, F., Zehm, A ­ – Oktober 2024, Augsburg, 192 S.

Link zur Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen:
www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_nat_00478.htm

Link auf Homepage:
www.lfu.bayern.de/natur/rote_liste_pflanzen/

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