Die Länderarbeitsgemeinschaft Vogelschutzwarten (LAG VSW) schätzt die Dimension des Vogelschlags an Glasscheiben und Glasfassaden in Deutschland pro Jahr auf 100 bis 115 Millionen Vögel. Das ist eine Größenordnung, die sich teilweise auf Populationsebene bestimmter Arten oder in bestimmten Städten auswirken kann. An Glasscheiben oder Fassadenabschnitten, an denen sich Glasanflüge häufen, kann es daher zu einem artenschutzrechtlichen Konflikt kommen. Auch das Bayerische Landesamt für Umwelt mit seinen fast vollständig verglasten Fassaden ist von erheblichem Vogelschlag nicht ausgenommen.
					Viele Institutionen informieren über das Phänomen und mögliche Abhilfemaßnahmen, so dass Architekten, Bauherren und Behörden umfangreiche Materialien über die Wirksamkeit von Markierungen zur Verfügung stehen. Da nachträgliche Abhilfemaßnahmen in der Regel teurer sind als die frühzeitige Einbeziehung des Vogelschlags in die Gebäudeplanung, empfiehlt es sich, den möglichen Vogelschlag frühzeitig in der Planung zu berücksichtigen. 
 Bauseits mit Siebdruckverfahren in das Glas integrierte Markierung an einem Gebäudeübergang. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph
Bauseits mit Siebdruckverfahren in das Glas integrierte Markierung an einem Gebäudeübergang. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph  Die Anzahl der nachträglich angebrachten Greifvogelsilhouetten steht häufig in direktem Zusammenhang mit den Scheibenanflügen. Vögel nehmen die Aufkleber lediglich als Flecken wahr, eine Wirksamkeit entfalten sie erst in sehr hoher Dichte. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph
Die Anzahl der nachträglich angebrachten Greifvogelsilhouetten steht häufig in direktem Zusammenhang mit den Scheibenanflügen. Vögel nehmen die Aufkleber lediglich als Flecken wahr, eine Wirksamkeit entfalten sie erst in sehr hoher Dichte. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph  Ein neuartiges, als gut wirksam getestetes Markierungssystem in Form von Punkten, die außen mit Aluminium beschichtigt sind, bedeckt lediglich 0,8 % der Glasscheibe und ist entsprechend unauffällig. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph
Ein neuartiges, als gut wirksam getestetes Markierungssystem in Form von Punkten, die außen mit Aluminium beschichtigt sind, bedeckt lediglich 0,8 % der Glasscheibe und ist entsprechend unauffällig. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph Im Auftrag der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA) hat die Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG VSW) einen Leitfaden erarbeitet und veröffentlicht, der Schwellenwerte zur Einschätzung möglicher artenschutzrechtlicher Konflikte von Vogelschlag an Glasscheiben festlegt und eine Bewertung von Glasbauten und –fassaden hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit für Vögel ermöglicht. Dieses Bewertungsverfahren berücksichtigt Eigenschaften der Fassade und die Umgebung des Bauwerks, d. h. ihre Attraktivität als Vogellebensraum. Ein Punktesystem erlaubt die Differenzierung zwischen geringem, mittlerem, hohem und sehr hohem Vogelschlagrisiko je Kriterium und die Summe der Punkte die Einschätzung des Gesamtrisikos: geringes Risiko – hohes/erhöhtes Risiko – Risiko nicht eindeutig prognostizierbar. Die Beurteilung einer Fassade ist sowohl im Planungsstadium als auch für den Gebäudebestand möglich.
 Das LfU hat beim Bau eines neuen Laborgebäudes dazugelernt und den Übergang mit undurchsichtigen (mattierten) Glasscheiben versehen. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph
Das LfU hat beim Bau eines neuen Laborgebäudes dazugelernt und den Übergang mit undurchsichtigen (mattierten) Glasscheiben versehen. Foto: Bernd-Ulrich Rudolph Weiterführende Informationen
Links
Dokumente
- LAG Vogelschutzwarten: Vermeidung von Vogelverlusten an Glasscheiben - Bewertung des Vogelschlagsrisikos an Glas - PDF
- LfU-Bericht Untersuchung zum Vogelschlag an Glas in München August bis Oktober 2020 - PDF
- Empfehlungen der Vogelwarte Sempach: Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht - PDF
- NABU Regionalverband Dresden-Meißen (2021): Handlungsleitfaden Artenschutz an Glasflächen - PDF

 
	

