Die Wirkung von Lärm auf den Menschen

Lärm kann das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden von Menschen beeinträchtigen.
Dabei unterscheidet man zwischen Wirkungen auf das Gehör und Wirkungen auf den Gesamtorganismus.

Auf Umweltlärm reagieren Menschen sehr unterschiedlich. So können zwei ähnliche Geräusche - selbst bei gleichem Schallpegel - sehr unterschiedlich empfunden werden. Ein Wasserfall in einer idyllischen Bergwelt wird allgemein mit Erholung gleichgesetzt, während eine befahrene Autobahn eine Belastung darstellt Mit wachsenden Pegeln nehmen allerdings die negativen Wirkungen unerwünschter Geräusche zu und gleichzeitig steigt der Anteil der sich gestört fühlenden und objektiv belasteten Personen. Eine scharfe Grenze, ab der alle Menschen gleich beeinträchtigt wären, gibt es nicht. Auch ein und derselbe Mensch empfindet das gleiche Geräusch – abhängig von der Situation und seinen Stimmungen – verschieden.

Psychophysische Auswirkungen

  • Ab 25 bis 30 dB(A) wird häufig bereits die Erholsamkeit des Schlafes als gestört empfunden.
  • Bei Pegeln ab 40 bis 45 dB(A) können sich die Schlafstadien ändern.
  • Bei Werten unter 60 dB(A) wird von Belästigungen und erheblichen Belästigungen gesprochen.
  • Ab einer Dauerbelastung von 60 bis 65 dB(A) spricht die Lärmwirkungsforschung von einer gesundheitlichen Beeinträchtigung.

Gesundheitliche Folgen:

  • Stress und Nervosität als Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen, zum Beispiel Herzinfarkt
  • Störung der Schlafqualität,
  • üble Laune, Ärger, Ohnmachtsgefühle,
  • Beeinträchtigung des Lebensgefühls,
  • Erhöhung des Medikamentenkonsums,
  • Zunahme der Fehleranfälligkeit,
  • Abnahme der Lernfähigkeit
  • Zunahme von Depressionen.

Physische Auswirkungen

Bei einer Dauerbelastung von über 65 dB(A) am Tag wird ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für Erkrankungen aufgrund geändertem Stoffwechsel und Hormonhaushalt oder auch Änderung der Gehirnstromaktivität erwartet. Langfristig steigt das Risiko für Bluthochdruck und Herzinfarkt (Quelle: BMU).

Bei vorübergehender Einwirkung von Geräuschen unter 85 dB(A) liegen die körperlichen Reaktionen im Bereich der menschlichen Anpassungsfähigkeit.

Minderung des Hörvermögens ab 85 dB(A) durch:

  • kurze Einwirkungen, zum Beispiel Hämmern: zeitweilige Hörschwellenverschiebung
  • Geräusche über 85 dB(A) oder kurze sehr laute Einwirkungen, zum Beispiel Disco, Festival, Handy, MP3-Player, Heimwerkergeräte, Knalle über 120 dB(A): dauerhafte Hörschwellenverschiebung => Schwerhörigkeit => Vertäubung => Selbstverstümmelung und versuchte Körperverletzung

Soziale Auswirkungen

  • Anheben der Stimme, Lauterdrehen von Radio und Fernsehen, Abnahme der Verständlichkeit, Unterlassen von Kommunikation,
  • Veränderung der Nutzung von Wohnräumen, Terrassen, Balkonen und Gärten sowie des Lüftungsverhaltens,
  • Abnahme von Hilfsbereitschaft und häuslicher Geselligkeit, Ghettobildung

Ökonomische Auswirkungen

  • Krankheitskosten und Berufsunfähigkeitsrente wegen Schwerhörigkeit die häufigste Berufskrankheit und zunehmende Kinder und Jugendkrankheit
  • Kosten für Schlafmittel, Arzt und ähnliches
  • Wertminderung von Grundstücken
  • Kosten für Fehler

Störung durch Lärm

Da die amtliche Geräuschbeurteilung dem Gleichheitsgrundsatz verpflichtet ist, lassen sich subjektive Einflüsse kaum berücksichtigen. So wird für die Unterscheidung der unerheblichen von den erheblichen Geräuscheinwirkungen an den durchschnittlichen Menschen gedacht.

Die individuelle Wirkung eines Geräusches auf einen Menschen hängt ab von:

  • den akustischen Geräuschmerkmalen
    Lautstärke, Dauer, zeitlicher Verlauf (gleichbleibend/schwankend bis impulshaltig), Frequenzzusammensetzung (ohne/mit hervortretenden Tönen), Häufigkeit der Geräuschereignisse, Differenz zwischen Störgeräusch und Hintergrundgeräusch
  • der Geräuschart
    Naturgeräusch: Vögel, Wind, Blätterrauschen, Wasserfall, Gewitter,
    Musik und Sprache: natürlich oder elektronisch wiedergegeben,
    Geräusche am Arbeitsplatz
    Geräusche vom Verkehr: Straßen-, Schienen-, Schiffs- und Luftverkehr
    Geräusche von Anlagen: Gewerbe, Gaststätten, Sport, Freizeit, Schießen, Baustellen
  • Zeitpunkt des Auftretens des Geräusches
    allgemein: tags, nachts, während der Ruhezeiten (morgens, abends, sonn- und feiertags),
    individuell: Wach-/Schlafzustand, Arbeiten/Wohnen und Erholen, Konzentrationszustand
  • der Ortsüblichkeit des Geräusches
    Wohngebiet, Mischgebiet, Gewerbegebiet
  • der Informationshaltigkeit und Bedeutung des Geräusches
    tropfender Wasserhahn,
    Wimmern des Babys für die Mutter/einen Fremden,
    Musik als Wohlklang oder Ruhestörung
  • der Geräuschempfindlichkeit der Betroffenen
    Persönlichkeitsmerkmale (ausgeglichene/reizbare, optimistische/pessimistische Grundeinstellung),
    situative Empfindlichkeit (Geräusche ungewohnt/gewohnt; entspannt, ruhig, erholt/angespannt, nervös, müde, erschöpft)
  • der Einstellung zur Geräuschquelle
    Zuneigung zum/Neid auf Geräuschverursacher,
    geräuschvolle Tätigkeit sinnvoll/unsinnig,
    geräuschverursachendes Verhalten allgemein anerkannt/abgelehnt,
    Geräusch vermeidbar/unvermeidbar, unverminderbar

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