Verlauf des Niedrigwassers 2023 im Grundwasser

Die mittlere Niederschlagsmenge im Jahr 2023 summierte sich in Bayern auf rund 1.045mm (Nordbayern 896mm, Südbayern 1.177mm). Gegenüber dem 30-jährigen Mittel der Jahre 1971 bis 2000 entspricht dies einem Niederschlagsüberschuss von rund +10%. Entsprechend hat sich im Jahr 2023 das vorhandene Defizit aus den Vorjahren (insbesondere der Trockenjahre 2015, 2018, 2019, 2020, 2022) leicht verringert. Vor Allem die sehr niederschlagsreichen Monate November und Dezember 2023 führten zum Jahresende bei vielen flachen und schnell reagierenden Grundwasservorkommen zu einem markanten Anstieg der Messwerte an Grundwassermessstellen und Quellen.

Zur Beschreibung der bayernweiten Grundwasserstandsentwicklung im Jahresverlauf können die tagesaktuellen Daten des Niedrigwasser-Informationsdienstes (NID) herangezogen werden.

Der NID umfasst derzeit rund 680 Messstellen, die entweder dem oberflächennahen Grundwasser (einschließlich Quellen) oder tieferen Grundwasserleitern zugeordnet sind. Auf Basis einer statistischen Einteilung erfolgt für jede Messstelle mit einer mindestens fünfjährigen Messreihe eine Klassifikation der aktuellen Niedrigwassersituation (kein Niedrigwasser; niedrig; sehr niedrig; neuer Niedrigstwert). Betrachtet man den zeitlichen Verlauf des Messstellanteils, der innerhalb des NID als mindestens niedrig eingestuft wurde, so ergibt sich die in Abbildung 1 dargestellte und im Weiteren näher beschriebene Entwicklung im Verlauf des Jahres 2023.

Vorbemerkung zur Grafik

Die y-Achse zeigt den relativen Anteil der NID-Messstellen im oberen Grundwasserstockwerk mit Einstufung Niedrigwasser. Die x-Achse zeigt den zeitlichen Verlauf über die Monate Januar 2023 bis Dezember 2023.

Entwicklung des relativen Anteils der NID-Messstellen mit Einstufung Niedrigwasser über die Monate Januar 2023 bis Dezember 2023. Die genaue Beschreibung des Verlaufs kann dem nachfolgenden Text entnommen werden. Abbildung 1: Verlauf der Niedrigwassersituation 2023 im Grundwasser als Entwicklung des relativen Anteils der NID-Messstellen mit Einstufung Niedrigwasser. In der Auswertung berücksichtigt sind Grundwassermessstellen und Quellen des oberen Stockwerks mit einer Beobachtungsdauer >5 Jahre.

Im langjährigen Vergleich war das Jahr 2023 ein leicht überdurchschnittliches Niederschlagsjahr. Insgesamt stellten sich dennoch drei charakteristische Niedrigwasserphasen in den oberen Grundwasserstockwerken ein. Nach dem zuvor insgesamt zu trockenem Jahr 2022 wurde die erste Niedrigwasserphase bereits in der ersten Märzhälfte mit 66% der Messstellen mit Einstufung niedrig oder sehr niedrig erreicht. Die Niederschläge der Folgemonate bis Mitte Mai reduzierten den Anteil an Messstellen mit Niedrigwasserbedingungen dann auf ein vorübergehendes Minimum von rund 20%. Die anschließend zu warme und insgesamt zu trockene Periode bis Mitte/Ende Juli führte zur zweiten markanten Niedrigwasserphase mit einem Maximum von 60% niedrigen und sehr niedrigen Messstellen. Als Folge des dann einsetzenden deutlich zu warmen und vor allem deutlich zu nassen August verringerte sich der Anteil der Grundwasserstände mit niedrigen oder sehr niedrigen Messdaten Ende des Monats erneut auf 20%. Die ungewöhnlich warmen und trockenen Herbstmonate September und Oktober resultierten schließlich in der dritten Niedrigwasserphase mit 53% Messstellen mit niedrigen beziehungsweise sehr niedrigen Messdaten in der zweiten Oktoberhälfte.

Die ungewöhnlich feuchten Monate November und Dezember änderten die Verhältnisse dann großflächig. So kam es zu einem markanten Anstieg der Grundwasserstände und Quellschüttungen, vor allem im Bereich vieler flacher und schnell reagierender Grundwasservorkommen. In einigen Regionen Bayerns wurden auch neue Höchstwerte registriert, was insbesondere in Siedlungsgebieten in einem gehäuften Auftreten von vernässten Kellern und anderen Unterflurbauwerken führte. Das Jahresminimum von 7% Messstellen mit Niedrigwasserbedingungen wurde am 26. Dezember 2023 registriert.

Im Mittel wiesen 38% der Messstellen im Jahr 2023 durchgehend niedrige oder sehr niedrige Messwerte auf. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr 2022 einer leichten Erholung (2017: 38%, 2018: 44%, 2019: 45%, 2020: 48%, 2021: 34%, 2022: 48%).

Entgegen der beschriebenen vorübergehenden Erholung der schnell reagierenden Grundwasservorkommen zum Jahresende, hat sich die bei vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen seit mehreren Jahren beobachtete abnehmende Tendenz der Grundwasserstände auch im Jahr 2023 entweder weiter fortgesetzt oder an einigen Messstellen auch abgeschwächt. Auf Grund der überwiegend sehr langsam stattfindenden Regenerierungsprozesse zeigten sie bis Ende des Jahres lediglich eine geringe Reaktion auf die Niederschläge im Jahr 2023. Im Jahresdurchschnitt wurden an 63% der Messstellen der tieferen Grundwasserstockwerke niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände registriert.

Betrachtet man die 334 Grundnetz-Messstellen des Landesgrundwasserdienstes, die mindestens seit dem Jahr 2000 in Betrieb sind, so wurden in den vergangenen sechs Jahren an auffallend vielen Grundwassermessstellen neue Niedrigstwerte (NNW) registriert: 2018 (52-mal), 2019 (27-mal), 2020 (24-mal), 2021 (27-mal), 2022 (55-mal) und 2023 (42-mal). Die anhaltende mehrjährige Niedrigwassersituation im Grundwasser in Bayern setzte sich auch im Jahr 2023 fort.

Für die Trockenjahre 2003 und 2015 zeigen heute nur noch 18 bzw. 12 Grundwassermessstellen einen Niedrigstwert. Das heißt, die Grundwasserstände liegen seit 2018 vielfach auf einem erheblich niedrigeren Niveau als 2003 und 2015. Für die genannten Zahlen liegt die Auswertung der Messzeitreihen von 2000 bis 2023 zu Grunde. Messwerte vor diesem Zeitabschnitt wurden, sofern vorhanden, nicht berücksichtigt.

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