Winter 2019/2020

Der Winter 2019/2020 war außergewöhnlich mild, stürmisch und in tiefen Lagen schneearm

Im Vergleich zum "Katastrophenwinter" 2018/2019 konnte das Wetter- und Lawinengeschehen im Winter 2019/2020 kaum gegensätzlicher sein: Bis auf die Hochlagen blieb die Schneemächtigkeit den ganzen Winter hindurch unterdurchschnittlich. Die Lawinenkommissionen waren in den Tallagen kaum gefordert, die Schneedecke begann im Frühjahr schnell auszuapern und der Lawinenwarnzentrale wurde nur ein Unfall mit Personenbeteiligung gemeldet. Insgesamt war der Hochwinter von einem dynamischen Wettergeschehen mit vielen schnell aufeinander folgenden Tiefdruckgebieten und Fronten geprägt, die insbesondere Wind, aber kaum nennenswerten Schneefall brachten.

Der Herbst 2019 stellte sich durchaus winterlich dar. In höheren Lagen traten bereits Anfang Oktober die ersten nennenswerten Schneefälle auf. Ab Mitte November blieb der Schnee dann in mittleren Lagen liegen.

Eine deutliche Zunahme der Schneehöhen folgte mit dem Durchzug mehrerer Fronten Mitte Dezember. Die Schneefallperioden waren dabei von starkem Wind begleitet, der den Schnee umfangreich verfrachtete. Während der anschließenden Föhnwetterlage, die bis Weihnachten andauerte, aperte der Schnee in tiefen Lagen bereits wieder aus. Mit Schwerpunkt im Allgäu fielen danach bis zum Jahreswechsel nochmal bis zu 50 cm Neuschnee.

Bis Mitte Januar herrschte weitgehend ruhiges Winterwetter, ehe es zum Monatsende zu einzelnen Schlechtwetterphasen mit unbedeutenden Schneefällen kam.

Erläuterung im nachfolgenden Text. Abb.1: Saisonverlauf der Temperaturen, der Windgeschwindigkeiten und der Schneehöhe an der automatischen Messstation am Fellhorn im Allgäu (1610 m.ü.NN). Beschreibung siehe Fließtext.

Im Februar traten in schneller Abfolge zahlreiche Tiefdrucksysteme auf, die von stürmischem Wind begleitet wurden. Dies wird in Abb. 1 ersichtlich. In drei übereinanderliegenden Linien- und Säulendiagrammen wird der Saisonverlauf der Temperaturen, Windgeschwindigkeiten und Schneehöhe an der automatischen Messstation am Fellhorn von September 2019 bis April 2020 angezeigt. Die Temperaturkurve zeigt zwischen Ende Januar und Anfang März abwechselnd kalte und warme Witterungsphasen. Die Windgeschwindigkeit steigt in dieser Phase mehrmals in den stürmischen Bereich. Bei der Schneehöhe zeigt sich ein rasches auf und ab. Die Schneehöhenkurve (dunkelblaue Linie) dieses Winters bleibt deutlich unterhalb der durchschnittlichen Schneehöhe der letzten 20 Jahre. Der Zeitraum des dynamischsten Witterungsverlaufs ist grafisch durch die schwarze Umrahmung hervorgehoben. Besonders zu erwähnen ist der 10. Februar mit dem Sturmtief Sabine, das erhebliche Schäden an unserem automatischen Messnetz zur Folge hatte. Insgesamt führte der starke Wind und die oft milden Temperaturen zu einer starken Abnahme der Schneehöhe in tiefen und mittleren Lagen (siehe Abb.2).

Anfang März schneite es nochmal bis in die Tallagen, ehe es am 10. und 11. März bis in die Hochlagen regnete. Anschließend gingen die Temperaturen deutlich zurück und es stellte sich stabiles Hochdruckwetter ein.

Im April nahmen die Temperaturen allmählich wieder zu und der Schnee aperte nun auch in mittleren Lagen zusehends aus.

Entwicklung der Lawinengefahr im Winter 2019/2020

Die Lageberichtssaison 2019/2020 begann mit dem Lawinenlagebericht für den 13. Dezember. Mit den Schneefällen Mitte Dezember konnte man von einer Lawinengefahr im alpinen Gelände sprechen. Oberhalb der Waldgrenze hatten sich störanfällige Triebschneeansammlungen gebildet. Diese wuchsen zu Weihnachten deutlich an und die Lawinengefahr stieg dabei gebietsweise kurzzeitig auf Stufe 4, also große Lawinengefahr an.

Die Schneedecke konnte sich anschließend deutlich setzen und stabilisieren. Sie war vom starken Wind hartgepresst, so dass ab Mitte Januar nur noch von geringer Lawinengefahr ausgegangen wurde. Bis zu 40 cm Neuschnee im Allgäu und eine schlechte Bindung zum Altschneepaket bedingte am 19. Januar einen Anstieg der Lawinengefahr auf erheblich, bevor sich die Situation in den darauffolgenden Tagen wieder entspannte.

Die Lawinengefahr im Februar verlief entsprechend dem Wetter dynamisch. Das Auf und Ab der Temperaturen, der starke Wind und immer wieder Niederschläge führten zu kritischen Situationen für Skitourengeher, Schneeschuhwanderer und Bergsteiger. Der starke Wind hatte in höheren Lagen starke Verfrachtungen und störanfällige Triebschneepakete zur Folge (Abb.3). Hervorzuheben ist der Anstieg der Lawinengefahr auf Stufe vier am 05. und 06. Februar in den Hochlagen der Werdenfelser Alpen, als innerhalb von 24 Stunden ein Meter Neuschnee fiel.

Nassschnee war am 10. und 11. März das größte Problem, als es durch starken Regen bis in die Hochlagen zu erhöhter Lawinenaktivität kam. Glücklicherweise war die Schneedecke insgesamt vergleichsweise geringmächtig, so dass es nur zu wenigen großen Lawinenabgängen kam. Straßen und andere Verkehrswege waren kaum gefährdet und es mussten daher keine Sperrungen vorgenommen werden.

Die Saison endete in diesem Winter früh. Die Schneedecke war stark zurückgegangen und aperte im April mit den steigenden Temperaturen zusehends aus. Zudem waren ab 16. März auf Grund von Covid19 alle Bergbahnen und Skipisten geschlossen, von alpinen Unternehmungen wurde generell abgeraten.

Insgesamt ist der Gefährdungsverlauf im Winter 2019/2020 als mäßig einzustufen mit dem Hauptproblem "Triebschnee", welches das Lawinengeschehen dominierte. Die Gefahrenstufe 4 wurde an drei Tagen herausgegeben. Nur ein Lawinenunfall im freien Tourengelände mit leichten Verletzungen wurde bekannt. Wir danken den ehrenamtlichen Lawinenkommissionsmitgliedern und Beobachtern für ihre Einsatzbereitschaft, die einen unersetzbaren Beitrag leisten, um die Bevölkerung vor Lawinenunglücken zu schützen.

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