Natur: Nr. 40 / Mittwoch, 10. September 2025

Drohne des Bayerischen Artenschutzzentrums befliegt das Münsinger Filz

Das Bayerische Artenschutzzentrum im Landesamt für Umwelt befliegt mit einer Drohne das Münsinger Filz Das Bayerische Artenschutzzentrum im Landesamt für Umwelt befliegt mit einer Drohne das Münsinger Filz (Quelle: LfU)

+++ „Arrive Breakpoint“ – eine Computerstimme informiert, dass die Drohne ihr Einsatzgebiet erreicht hat. Nadine Gebhardt startet den ersten Arbeitsvorgang, im Büro hat sie bereits einen automatisierten Flugplan vorprogrammiert. In gleichmäßigen Bahnen surrt das Fluggerät in einer Höhe von 50 Metern mit 3,6 Metern pro Sekunde über das Moor. Das regelmäßige Klicken verrät, dass kontinuierlich Fotos geschossen werden. Später wird die Wissenschaftlerin vom Bayerischen Artenschutzzentrum (BayAZ) im Landesamt für Umwelt (LfU) die Daten am Computer bearbeiten und analysieren. +++

Während des gesamten Vorgangs hat Kollegin Dr. Theresa Lehmair ein zusätzliches Auge auf die Drohne. Kommt ein Greifvogel dem technischen Gerät zu nahe? Nähern sich Hubschrauber oder andere Fluggeräte? Neben der Drohnenpilotin ist immer eine zweite Person dabei, der sogenannte Spotter, um die Drohne und den nahen Luftraum auch im Blick zu haben. Ein Mäusebussard zieht unbeeindruckt einige hundert Meter weiter seine Kreise und lässt seinen typischen Ruf hören.

Was bringt der Blick aus der Luft und der Einsatz dieser Technik im Moor? Das erprobt das BayAZ im Rahmen des Projekts „Biodiversität und Moorschutz“. Moore sind sensible Lebensräume, Wege sind oft unwegsam oder nicht vorhanden. Die hochauflösenden Aufnahmen der Drohne erlauben Aussagen über bestimmte Tier- und Pflanzenarten sowie dortige Strukturen und verursachen kaum Störung auf den wertvollen Naturflächen. „Wir können beispielsweise erkennen, ob Dämme noch funktionieren“, erläutert Nadine Gebhardt. Gerade nach Renaturierungsmaßnahmen ist es wichtig die weitere Entwicklung des Gebietes zu beobachten.

Das Münsinger Filz wurde 2019/2020 renaturiert – ein Projekt des Arbeitskreises Tölzer Moorachse. Gräben und Torfstiche wurden angestaut, der Hochmoorbereich entbuscht und ehemalige Streuwiesen gemäht. Die Gelder dafür kamen aus dem Klimaprogramm Bayern 2050 (KliP). Ziel ist es, den Wasserhaushalt so wiederherzustellen, dass im Optimalfall das Moor wieder als Kohlenstoffsenke funktioniert und der Lebensraum hochmoorspezifischer Tier- und Pflanzenarten verbessert wird. Der Erfolg der Maßnahmen wird unter anderem über die Drohnenbefliegung wissenschaftlich begleitet. „Für das Gebiet haben wir zudem eine Kartierung von Heuschrecken und Tagfaltern vergeben“, sagt Lehmair. Bereits im Vorfeld wurden bestimmte Flächen im Auftrag des LfU botanisch erfasst, unter anderem Knabenkräuter, Kriech-Weide und Arnika sind Pflanzen, auf die die Forschenden ein Auge haben. 

Die beiden Wissenschaftlerinnen sind im Rahmen des BayAZ-Projekts mit der Drohne bayernweit unterwegs und unterstützen auf Anfrage verschiedene Moorschutzakteure. Neben Gebhardt hat auch Lehmair den sogenannten großen Drohnenführerschein (EU-Fernpilotenzeugnis A2), die rechtliche Basis für eine Reihe von Einsätzen, die immer mit den zuständigen Naturschutzbehörden abgesprochen und entsprechend genehmigt sind. „Wir wollen keine seltenen Arten wie Schwarzstorch oder Kranich stören“, sagt Nadine Gebhardt, „Wir besprechen uns im Vorfeld mit den örtlichen Experten und fliegen so, dass sensible Arten und Lebensräume nicht gestört werden. Laien und Freizeitdrohnenpiloten sollten grundsätzlich ihre Fluggeräte von störungssensiblen Gebieten wie Mooren fernhalten, meist ist die Befliegung auch rechtlich verboten.“

Im Münsinger Filz werden mehrere Teilflächen überflogen, immer von außen, da der Zugang über die Gräben und Wasserflächen der ehemaligen Torfstiche schwierig ist. „Schrägbildaufnahme nicht vergessen“, lautet Theresa Lehmairs Erinnerung nach jedem Flugvorgang – damit auch Fotos für spätere Publikationen geschossen werden.

Zurück im Büro erarbeitet Nadine Gebhardt sechs Luftbilder, sogenannte Orthomosaike, mit einer Auflösung von 1,4 Zentimeter pro Pixel. Die hohe Auflösung ermöglicht Rückschlüsse darüber, wie sich renaturierte Bereiche entwickeln: Im Münsinger Filz sind aktuell die Dämme intakt, das Wasser wird wie geplant im Gebiet zurückgehalten. Die gewonnenen Ergebnisse werden durch Untersuchungen der Flora und Fauna vom Boden aus ergänzt, um noch weitere Erkenntnisse über die Entwicklung des Moores nach der Renaturierung zu gewinnen.

Weitere Informationen: https://www.lfu.bayern.de/natur/bayaz/moore/biodiversitaet_moorschutz/index.htm

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