Analytik/Stoffe, Klima: Nr. 38 / Montag, 01. September 2025
Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) startet das Projekt „Klimawandel, Chemikalien und die Alpen“ um Zusammenhänge frühzeitig zu erkennen.

+++ „Der Klimawandel ist für uns immer deutlicher spürbar. Doch was er für die Belastung der Erde mit Chemikalien bedeutet, das weiß keiner so genau“, sagt Marion Letzel, Abteilungsleiterin im Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Seit Jahrzehnten steigen sowohl im Tiefland als auch in den Höhenlagen der Alpen die Temperaturen; Gletscherrückgänge und tauende Permafrostböden sind sichtbare Folgen. Doch es gibt auch unsichtbare Auswirkungen, die Chemikalien betreffen, die sich in unserer Umwelt angereichert haben: im Wasser, im Boden, in der Luft und in Lebewesen. „Es sind viele Effekte denkbar, auch gegenläufige“, so Letzel. +++
Wenn es wärmer wird, verdampfen zum Beispiel mehr Stoffe in die Atmosphäre. Durch Windsysteme werden sie rund um den Globus transportiert. In kühleren Regionen wie den Alpen kondensieren diese Stoffe dann und schlagen sich nieder. Es kommt zu vermehrten Einträgen. Doch gleichzeitig können Wärme und Sonneneinstrahlung auch zu einem stärkeren Abbau der Stoffe führen.
Solche Zusammenhänge sollen mit dem Projekt „Klimawandel, Chemikalien, Alpen“ geklärt werden. Seit 2005 betreibt das LfU zusammen mit dem Umweltbundesamt Österreich auf der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus an der Zugspitze und auf dem Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern mehrere Messstationen, um langlebige Schadstoffe zu bestimmen. In der Luft und im Niederschlag werden Schadstoffe wie PCB, chlorierte Insektizide wie DDT, Dioxine, Flammschutzmittel, Quecksilber und die Ewigkeitschemikalien PFAS bestimmt. Bereits seit 20 Jahren stehen Stoffgehalte in Umweltproben im Hochgebirge im Fokus – eine weltweit einmalige Zeitreihe.
Zum ersten Mal wird sie nun in Zusammenhang gesetzt zu mittleren Temperaturen und Niederschlagsmengen im Betrachtungszeitraum. „Ohne die enge und wertvolle Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und dem Virtuellen Alpenobservatorium (VAO) wäre das nicht möglich“ sagt Letzel. „Diese Institutionen verfügen über ein detailliertes Protokoll der Klimadaten der letzten Jahrzehnte, das sie uns dankenswerter Weise zur Verfügung stellen.“
Genauso wichtig ist die Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Berchtesgaden: seit 30 Jahren betreibt dieser ein dichtes Netz von Messstationen, was ihn zum Referenzgebiet für Klimaforschung im Hochgebirge macht. Bereits vor 20 Jahren hat das LfU im Nationalpark Bodenproben entnommen und analysiert. 2026 soll dort erneut ein flächiger Abgleich durchgeführt werden.
Diese Kontinuität über mehrere Jahrzehnte ist bei Klimaprojekten der Grundstein für valide Aussagen. Um langfristige Änderungen der Umweltbelastung mit Chemikalien herauszuarbeiten und nicht Einzeleffekten aufzusitzen, müssen Daten zwingend über mehrere Jahrzehnte statistisch abgesichert werden.
Luft, Niederschlag, Boden – im Untersuchungsspektrum fehlt dann noch der Aspekt Lebewesen, der auch die Problematik der Bioakkumulation von Stoffen in der Nahrungskette adressiert. Hierfür eignen sich Rehlebern, die in der Jagdsaison 2025/26 von Jägern des Forstbetriebes Oberammergau in die Labore am LfU geliefert werden. Damit kann an Untersuchungen des Umweltbundesamtes angeknüpft werden, das seit 2009 im Nationalpark Berchtesgaden die Bioakkumulation von PCB und PFAS in Wildtierlebern bestimmt.
Ein umfangreiches Netz an lokalen und nationalen Kooperationspartnern ist nötig, um dieses Projekt zu bewältigen. In einem weiteren Schritt werden die Daten an die Stockholm Konvention der Vereinten Nationen gemeldet, einem multinationalen Abkommen, das von 186 Staaten ratifiziert wurde.
Weitere Informationen unter:
KlimChemAlps – Einfluss des Klimawandels auf Umweltchemikalien in den bayerischen Alpen
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