PRESSEMITTEILUNG
Natur: Nr. 23 / Donnerstag, 05. Juni 2025
Ein duftendes Gras mit Seltenheitswert braucht unsere Hilfe

Mehrere Stöckchen markieren Fundpunkte in einer Wiese an der Wertach, die den Lechwerken (LEW) gehört. Dort zeigen sich Rispen eines hellen Grases, die geöffneten Ährchen lassen den Blütenstand silbrig wirken. Was hier in Wehringen wächst, hat Seltenheitswert: Das Duftende Mariengras (Hierochloe odorata) ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Ihren Namen verdankt die Pflanze dem Inhaltsstoff Kumarin, der auch beim Waldmeister für die intensive Duftnote sorgt. Hierochloe stammt aus dem Griechischen und bedeutet Heiliges Gras, denn die Pflanze hatte in vielen Kulturen spirituelle Bedeutung. Die seltene Grasart wächst auf feuchten bis nassen, eher sauren Böden.
Dr. Manfred Ludwig hat die Markierungen angebracht: Der Mediziner im Ruhestand kümmert sich für den Bund Naturschutz um diese Fläche und hat heuer nur diese vier blühenden Pflanzen gefunden. Im Grün der Wiese verbergen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere Mariengräser, doch ohne Blüte ist eine Identifizierung schwierig. „2024 blühten hier über 50 Gräser“, erzählt Ludwig, „aber so trocken wie heuer habe ich die Fläche noch nie erlebt“.
„Die Bäume am Waldrand wurden gefällt, um mehr Licht auf die kleine Fläche zu lassen“, erklärt Botaniker Marcel Ruff. Der Lichteinfall und das feuchte Frühjahr sorgten im vergangenen Jahr offensichtlich für die hohe Anzahl an blühenden Pflanzen, heuer könnte die Trockenheit ein Manko sein. Ruff ist beim Bayerischen Artenschutzzentrum im Bayerischen Landesamt für Umwelt zuständig für botanischen Artenschutz und damit auch für das Artenhilfsprogramm Duftendes Mariengras.
Denn die Art braucht Hilfe. Ruff geht davon aus, dass in Bayern die Bestände um bis zu 90 Prozent zurückgegangen sind. Das Duftende Mariengras verschwindet – so wie seine Lebensräume verschwinden. Feuchte Wiesen wurden drainiert, die Häufigkeit der Mahd nahm zu oder sie wurden zu Äckern umgewandelt. Doch auch Nichtstun bedeutet für Hierochloe odorata das Aus. Liegen die Standorte brach, verändert sich dort schnell die Vegetation, die Flächen verbuschen.
Hier an der Wertach hat der Mensch eingegriffen und unterstützt das Duftende Mariengras. Gemeinsam beratschlagten Mitarbeitende der unteren und höheren Naturschutzbehörden, des Landesamtes für Umwelt (LfU), Vertreter von Bund Naturschutz und Landschaftspflegeverband sowie der Gemeinde in den vergangenen Jahren über nötige Maßnahmen. Nachdem beispielsweise Problempflanzen wie Goldrute und Schilf überhandnahmen, wurde der Mahdzeitpunkt nach vorne verlegt. Der Landschaftspflegeverband Landkreis Augsburg führte seit 2005 die jährliche Pflege durch, finanziert über die Regierung von Schwaben aus Fördermitteln der Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien.
1995 von Bernhard Uffinger auf der Fläche an der Wertach entdeckt, wurden jedoch ab 2008 keine Pflanzen mehr gefunden. 2021 wurde die Art wiederentdeckt, anschließend legte das Landesamt für Umwelt (LfU) ein Artenhilfsprogramm für die Pflanze auf. Das Fällen von Bäumen durch den Landschaftspflegeverband brachte 2024 einen sichtbaren Erfolg. Doch auch wenn 2025 nur vier Pflanzen sichtbar waren, geht die Pflege weiter. Jetzt wieder mit handgeführtem Motorbalkenmäher über den Bund Naturschutz, da möglicherweise die Mahd mit größeren landwirtschaftlichen Maschinen den Boden etwas verdichtet und der empfindlichen Pflanze schaden könnte. „Ich werde heuer auch nochmal mit dem Freischneider gegen die Goldruten vorgehen“, sagt Manfred Ludwig. „Wir vom LPV sind sehr froh, dass diese sogenannte Pinzettenpflege vom Bund Naturschutz übernommen wird“, sagt der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverband, Werner Burkhart.
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