Streuwiesen
Was sind Streuwiesen?
Schwerpunktvorkommen von Streuwiesen sind die Landschaften südlich des Chiemsees, des Allgäus und das Loisachtal zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen; Foto: Dr. Andreas Zehm
Streuwiesen sind eine vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft, die in Bayern vor allem im voralpinen Hügelland zu finden ist. Streuwiesen sind keine Futterwiesen, sondern dienen der Gewinnung von Streu für die Ställe. Sie treten an feuchten und nassen Standorten, zum Beispiel in Bereichen mit Quellwasser-Austritten, in Senken mit vermindertem Wasserabfluss oder in Moorgebieten auf. Streuwiesen werden traditionell zumeist einer Herbstmahd unterzogen, wodurch im gewissen Umfang Nährstoffe entzogen, die Verfilzung und das Aufkommen von Gehölzen verhindert wird.
Hohe Artenvielfalt in Streuwiesen
Streuwiesen bieten zahlreichen Pflanzen- und Tierarten einen unersetzbaren Lebensraum. Dabei sind viele dieser Arten sehr selten oder werden sogar auf den Roten Listen als „vom Ausstreben bedroht“ verzeichnet.
Die Sumpfgladiole (Gladiolus palustris) und der Schlauch-Enzian (Gentiana utriculosa) kommen heute fast ausschließlich in Streuwiesen vor. Auch zahlreiche seltene Tiere finden im Lebensraum Streuwiese ein einmaliges Habitat, so bevorzugt die Kreuzotter (Vipera berus) die Übergangsbereiche zwischen Moor und Streuwiese, die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) offene Feucht- und Streuwiesenbereiche. Diese und zahlreiche andere Arten sind daher besonders auf die dauerhafte Erhaltung dieser Streuwiesenflächen angewiesen.
Der Schlauch-Enzian (Gentiana utriculosa), für den Bayern eine hohe internationale Erhaltungsverantwortung hat, ist wie die Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris) auf Streuwiesen als Lebensraum angewiesen. Die Schmetterlingsart Riedteufel (Minois dryas) ist ein typischer Bewohner der feuchten und nassen Wiesen
Nützliche Streugewinnung
Die Streuwiesen werden nicht gedüngt und einmal im Jahr zwischen Mitte September und Mitte März gemäht. Das sind die Gründe, weshalb sich hier eine einzigartige Artenvielfalt entwickeln konnte. Streuwiesen konnten allerdings mit den technischen Fortschritten in der Landwirtschaft nicht mithalten und wurden angesichts von modernen Stallanlagen und dem Import von billigem Stroh aus den Getreideanbaugebieten vielerorts als „nutzlos“ erachtet, das heißt sie wurden durch Entwässerung und Düngung in Futterwiesen umgewandelt, aufgeforstet oder fielen brach. Die Naturschutzverwaltung bemüht sich deshalb seit langer Zeit, mit Hilfe der Vertragsnaturschutzprogramme diese Entwicklung zu bremsen. Langfristig können Streuwiesenbiotope aber nur erhalten werden, wenn die landwirtschaftlichen Betriebe wieder ein Interesse an der Streugewinnung und -verwertung haben.
Zum Erhalt der dort vorkommenden seltenen Tier- und Pflanzenarten empfiehlt sich eine angepasste und schonende Mähtechnik. Ein hoher Schnitt, geringes Gewicht des Mähgeräts und das kurzzeitige Liegenlassen der Streu ermöglicht eine den Boden schonende Nutzung, das Nachreifen mancher Pflanzensamen und gibt außerdem den Kleintieren die Chance zu flüchten. Das Einstreumaterial von Streuwiesen hat den Vorteil, dass es preisgünstig und frei von Pestizidrückständen ist, was diese Streu für ökologisch wirtschaftende Betriebe besonders interessant macht und wertvolle Mineralstoffe sowie Kräuter als Zusatz-Nahrung bereitstellt. Ein weiterer Vorzug liegt darin, dass sich die Transportwege meist kurz gestalten, wodurch ein regionaler Wirtschaftskreislauf entsteht beziehungsweise erhalten bleibt.
Für die Verwertung von größeren Mengen Streu sind Stallsysteme mit Festmistgewinnung am besten geeignet; Foto: Dr. Andreas Zehm