Bayerisches Landesamt für
Umwelt

Zwergdommel (Ixobrychus minutus)

Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: In Bezug auf Status Brutvorkommen: ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin:

Verbreitung und Bestandssituation

Das Areal der Art erstreckt sich lückig von Spanien und Nordafrika bis in das Baltikum und von hier bis Mittelasien. Südlich der Sahara bis Südafrika, auf Madagaskar und Australien sind weitere Vorkommen zu finden.

Die Zwergdommel ist in Bayern zerstreut verbreitet. Das Brutareal hat sich seit der Erfassung von 1996-1999 wesentlich vergrößert, insbesondere in den Schwerpunktgebieten in Mainfranken (Lkr. Schweinfurt), im Aischgrund, entlang der oberbayerischen Donau und am Unteren Inn.

Von 1975 bis 1999 hat der Bestand um 20-50 % abgenommen (v. Lossow & Fünfstück 2003). Seit den 1950er Jahren hat in ganz Mittel- und Westeuropa ein dramatischer Bestandseinbruch stattgefunden (Bauer & Berthold 1996). In Bayern sind neuerdings aber zumindest lokal wieder positive Entwicklungen (z. B. Altmühlsee) zu beobachten (Weixler et al. 2016). Doch sind kurzfristige, über weite Gebiete oft asynchrone, Fluktuationen für diese Art typisch.

Laut nicht systematischen Auswertungen der Abeitsgemeinschaft Seltener Brutvögel konnten in Bayern 2015 30-46 Brutpaare festgestellt werden. (Weixler et al. 2016)

Brutbestand: 35-50 Brutpaare (VSW 2016)

Kurzfristiger Bestandstrend: Rückgang > 20 %

Fundortkarte

Zwergdommel (Ixobrychus minutus)

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX



Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

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Vorkommen in Bayern

relevante Nachweise ab 2000

Liste Vogelarten in Bayern mit saP-relevanten Nachweistyp bzw. Status- XLSX

TK-Blatt-Nummer TK-Blatt-Name
5726 Bad Kissingen Nord
5731 Coburg
5737 Schwarzenbach a.d.Saale
5832 Lichtenfels
5833 Burgkunstadt
5927 Schweinfurt
5929 Haßfurt
6027 Grettstadt
6028 Gerolzhofen
6029 Knetzgau
6031 Bamberg Nord
6120 Obernburg a.Main
6125 Würzburg Nord
6139 Falkenberg
6227 Iphofen
6231 Adelsdorf
6236 Eschenbach i.d.OPf.
6330 Uehlfeld
6331 Röttenbach
6436 Sulzbach-Rosenberg Nord
6532 Nürnberg
6533 Röthenbach a.d.Pegnitz
6638 Schwandorf
6639 Wackersdorf
6733 Allersberg
6739 Bruck i.d.OPf.
6741 Cham West
6830 Gunzenhausen
6831 Spalt
6833 Hilpoltstein
7039 Mintraching
7040 Pfatter
7136 Neustadt a.d.Donau
7143 Deggendorf
7231 Genderkingen
7232 Burgheim Nord
7233 Neuburg a.d.Donau
7234 Ingolstadt
7235 Vohburg a.d.Donau
7236 Münchsmünster
7243 Plattling
7244 Osterhofen
7329 Höchstädt a.d.Donau
7330 Mertingen
7333 Karlshuld
7341 Dingolfing Ost
7427 Sontheim a.d.Brenz
7428 Dillingen a.d.Donau West
7429 Dillingen a.d.Donau Ost
7431 Thierhaupten
7438 Landshut West
7439 Landshut Ost
7526 Ulm Nordost
7527 Günzburg
7545 Griesbach i.Rottal
7546 Neuhaus a.Inn
7626 Ulm-Südost (Neu-Ulm)
7631 Augsburg
7635 Haimhausen
7637 Erding
7645 Rotthalmünster
7646 Würding
7727 Buch
7734 Dachau
7735 Oberschleißheim
7736 Ismaning
7740 Ampfing
7743 Marktl
7744 Simbach a.Inn
7745 Rotthalmünster Süd
7829 Ettringen
7830 Schwabmünchen
7928 Mindelheim
7939 Wasserburg a.Inn
7942 Tittmoning
8032 Dießen a.Ammersee
8033 Tutzing
8034 Starnberg Süd
8038 Rott a.Inn
8040 Eggstätt
8042 Waging a.See
8132 Weilheim i.OB
8137 Bruckmühl
8138 Rosenheim
8139 Stephanskirchen
8140 Prien a.Chiemsee
8141 Traunstein
8143 Freilassing
8227 Kempten (Allgäu)
8232 Uffing a.Staffelsee
8233 Iffeldorf
8234 Penzberg
8324 Wangen im Allgäu West
8327 Buchenberg
8328 Nesselwang West
8330 Roßhaupten
8332 Unterammergau
8333 Murnau a.Staffelsee
8334 Kochel a.See
8423 Kressbronn am Bodensee
8424 Lindau (Bodensee)
Letzter Daten-Import erfolgte am 12.9.2023.

Lebensraum und Lebensweise

Als Brutplätze kommen vor allem Verlandungszonen von Altwässern, Seen, Weihern und Teichen, in offener bis halboffener Landschaft in Frage. Dabei sind reich strukturierte, dichte, aber nicht unbedingt sehr großflächige (Alt-)Schilfbestände von entscheidender Bedeutung. Diese können auch mit Weidengebüsch und anderen Uferpflanzen durchsetzt sein, was sich positiv auswirkt. Andere ausreichend bewachsene Feuchtgebiete werden mitunter von Durchzüglern aufgesucht. Ein reiches Nahrungsangebot sowie dessen gute Nutzbarkeit sind Voraussetzung für eine dauerhafte Brutansiedlung.

Phänologie

Sehr seltener Brutvogel

Wanderungen: Langstreckenzieher; Ankunft im Brutgebiet ab Anfang April, Abzug ab Anfang Juli (Dispersionszug der Jungen) bzw. ab Ende August.

Brut: Nest bodennah im Altschilf oder etwas höher im Gebüsch

Brutzeit: Anfang Mai bis Ende August; Legebeginn ab Mitte Mai

Tagesperiodik: tag-, dämmerungs- und nachtaktiv

Zug: überwiegend nachts


Brutzeit-Diagramm
Dunkle Sektorenfarbe weist auf die Hauptbrutzeit der Art in Bayern hin.

Gefährdungen und Beeinträchtigungen

Der Bestand der Zwergdommel ist in Bayern vom Aussterben bedroht. Auf der Roten Liste wandernder Vogelarten wird sie ebenfalls als vom Erlöschen bedroht eingestuft.

Lebensraumverlust stellt die größte Gefährdung dar, z. B. durch Entlandung oder Trockenlegung von Gewässern und Feuchtgebieten, Schilfmahd (besonders zur Brutzeit), und Flussregulation.

Eine intensive, fischereiwirtschaftliche Bewirtschaftung von Teichen und Weihern kann ebenfalls zur Abnahme des Bestandes führen. Menschlichen Störungen, wie Freizeitaktivitäten vor allem in Nestnähe, sind als Störfaktor nicht zu unterschätzen.

Starke Wasserstandsschwankungen zur Brutzeit haben mitunter negative Auswirkungen auf den Bruterfolg.

Zu den Veränderungen und Gefährdungen im Brutgebiet kommen die Probleme eines Langstreckenziehers hinzu.

Mögliche Vermeidungs-, Minimierungs- und CEF-Maßnahmen

  • Pflegemaßnahmen (Entbuschung, kontrollierte Schilfmahd/Entlandung), damit vorhandene Habitate nicht durch fortschreitende Sukzession - vor allem in Zusammenhang mit Eutrophierung - verloren gehen

  • Einrichtung von Ruhezonen zur Abhaltung von Störungen durch Freizeit- und andere Ufernutzung während der Brutzeit

Sonstige Hinweise

  • Bei Windenergieanlagen: Prüfbereich von 1.000 m um bekannte Neststandorte; Prüfbereich von 1.000 m für regelmäßig aufgesuchte Nahrungshabitate um geplante Windenergieanlagen, innerhalb derer zu prüfen ist, ob und in welchem Umfang die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatschG erfüllt sind (StMWI 2016).

Ergänzende Informationen

Bauer, H.-G. & P. Berthold (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. - 715 S.,Wiesbaden.

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie (2016): Hinweise zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen (WEA). - http://www.stmwi.bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwivt/Publikationen/2016/Windenergie-Erlass_2016.pdf (Abruf am 19. Dezember 2017)

Lossow, G. v. & H.-J. Fünfstück (2003): Bestand der Brutvögel Bayerns 1999. - Ornithol. Anz. 42: 57-70.

Weixler, K., H.-J. Fünfstück & S. Biele (2016): Seltene Brutvögel in Bayern 2014-2015. 5. Bericht der Arbeitsgemeinschaft Seltene Brutvögel in Bayern. - OTUS 8: 60-116.

Weiterführende Literatur:

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Arbeitshilfe Vogelschutz und Windenergienutzung - Fachfragen des bayerischen Windenergie-Erlasses. - https://www.lfu.bayern.de/natur/windenergie_artenschutz/index.htm (Abruf 04.04.2018)

Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Q & P. Südbeck (2007): Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 44: 83-105.

Wahl, J. & T. Heinicke (2013): Aktualisierung der Schwellenwerte zur Anwendung des internationalen 1%-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. - Ber. Vogelschutz 49/50: 85-97.