Naturschutzrelevante Gutachten in Bayern

Umwelt-Planungsbüro Alexander Scholz
2022

Artenhilfsprogramm Großer Brachvogel und Kiebitz im „Königsauer Moos“ Erfassung der Bestände der Wiesenbrüter im SPA-Gebiet 7341-471 Teilgebiete 01 und 02 sowie Durchführung von Gelegeschutzmaßnahmen mit Aktualisierung der Schutz- und Entwicklungsmaßnah

Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag von: Regierung von Niederbayern, 108 Seiten, Dingolfing
Landkreise: Dingolfing-Landau
Artengruppe:
Vögel
Stichwörter:
Wiesenbrüter, Artenhilfsmaßnahme, Gelegschutz
Landkreis(e):
Dingolfing-Landau
Auftraggeber:
Landschaftspflegeverband Dingolfing-Landau

Zusammenfassung

Im Isartal, im Landkreis Dingolfing-Landau, finden seit dem Jahr 1986 Kartierungen der Wiesenbrüter statt. Die Ergebnisse dieser jährlichen Erfassungen dienen als Grundlage für die Aktualisierung und Anpassung der Pflege von Flächen und zur Durchführung von Entwicklungsmaßnahmen innerhalb des SPA-Gebietes „Wiesenbrütergebiete im Unteren Isartal“ [7341-471], Teilgebiet „Königsauer Moos“. Dabei steht neben der Durchführung von speziellen Entwicklungsmaßnahmen von Flächen für Wiesenbrüter, die extensive Pflege von Landkreisflächen sowie von Flächen, die über Bewirtschaftungsvereinbarungen gemäß den Vorgaben des Vertragsnaturschutzprogrammes genutzt werden oder im Besitz der Autobahn GmbH liegen, im Vordergrund. Das Hauptaugenmerk der Erfassung wurde auch im Jahr 2021 auf die im Gebiet brütenden Wiesenbrüter Großer Brachvogel Numenius arquata und Kiebitz Vanellus vanellus gelegt. Diese sogenannten Leitarten reagieren empfindlich auf Veränderungen in Ihren Lebensräumen, bewirken einen Mitnahmeeffekt für zahlreiche weitere Arten und anhand ihrer Ansprüche lassen sich Schutzziele formulieren sowie konkrete Maßnahmen ableiten. Im Jahr 2021 wurden in dem ca. 920 ha großen Brachvogel-Untersuchungsgebiet „Königsauer Moos“, 39 Brutpaare des Großen Brachvogels nachgewiesen. Davon konnten bei 20 Paaren Gelege nachgewiesen werden. Für 19 Paare bestand Brutverdacht Brutstatus B. Damit konnten zwei Paare weniger als im Vorjahr 2020 ermittelt werden 41 BP. Im langfristigen Vergleich befindet sich der Bestand weiterhin auf niedrigem Niveau. Zwischen den Jahren 2008 und 2020 waren es immer mindestens 40 Brutpaare, in den Jahren vor 2008 allerdings weniger als 2021. Für den Zeitraum der letzten zehn Jahre lässt sich ein Bestandsrückgang von 35 % konstatieren. Bei mindestens 16 Gelegen alle einzeln gezäunt, wurde im Jahr 2021 Schlupferfolg nachgewiesen. Die Gelege der übrigen Paare dürften bereits relativ rasch nach der Eiablage, hauptsächlich durch Prädation verloren gegangen sein. Im Königsauer Moos war der Schlupferfolg im Jahr mit über 75 % sehr gut und über 25 % höher als in den Vergleichsgebieten Donaumoos oder Altmühltal. In vielen anderen bayerischen Brutgebieten des Großen Brachvogels wurden in diesem Jahr weniger oder gar keine Küken flügge RUPPRECHT V. HEIKENS J. 2021. Sechs flügge Jungvögel konnten im Jahr 2021 festgesellt werden, die alle nachweislich bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einzeln gezäunten Gelege hervorgingen. Die in der Literatur angegebene erforderliche Reproduktionsrate von 0,4 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar wird im Königsauer Moos nun seit bereits mehr als zehn Jahren, parallel zu der seit 10 Jahren stattfindenden Bestandsabnahme der Brutpaare, nicht mehr erreicht, obwohl seit mehreren Jahren aufwändige Artenhilfsmaßnahmen unterschiedlicher Art umgesetzt werden, um den Bruterfolg zu erhöhen. Da als sehr wahrscheinlicher hauptverantwortlicher Faktor für den ausbleibenden Bruterfolg weiterhin das hohe Prädationsrisiko im Gebiet anzunehmen ist, sollten in diese Richtung verstärkt Schutzbemühungen unternommen werden. Als weitere Hauptgefährdungsursachen müssen für das Gebiet auch die insbesondere in den Randbereichen aber auch teilweise im Kerngebiet vorliegende, intensive Flächennutzung mit mehrschürigen Wirtschaftsgrünland und Intensiväckern innerhalb des SPA-Gebietes und die damit entstehende Fragmentierung des Lebensraumes sowie menschliche Störungen genannt werden. Auch die seit mehreren Jahren anhaltend trockene Witterung speziell zur Ansiedlungsphase der Vögel, als auch während der gesamten Brutzeit, führt zusammen mit weiteren Faktoren speziell für Leitarten wie den Großen Brachvogel, zu einer anhaltenden Lebensraumverschlechterung im Gebiet. Im Untersuchungsgebiet „Parzen“ wurden im Jahr 2021 neun Brutpaare des Großen Brachvogels ermittelt. Der Bestand hält sich hier auf dem Niveau der Vorjahre. Laut den vorliegenden Aufzeichnungen wurde hier in den letzten acht Jahren nur ein flügger Jungvogel nachgewiesen. Eine systematische Erfassung des Bruterfolges findet im Untersuchungsgebiet „Parzen“ allerdings nicht statt. In den beiden Kiebitz-Untersuchungsgebieten „Unteres Moos“ ca. 183 ha und „Parzen“ ca. 325 ha im westlichen und östlichen Teil des SPA-Vogelschutzgebietes, wurden im Jahr 2021 jeweils 24 Brutpaare des Kiebitzes erfasst. In beiden Gebieten verläuft die Bestandsentwicklung in den letzten Jahren deutlich negativ. Mit nur sieben flüggen Jungvögeln, alle festgestellt im Untersuchungsgebiet „Unteres Moos“, existiert für das Jahr 2021 ein vergleichsweise niedriger Wert. Mit den aufgrund der im Jahr 2021 durchgeführten landesweiten Wiesenbrüterkartierung in Bayern, der Vollständigkeit halber miterfassten Kiebitz zwischen den beiden langjährigen Untersuchungsgebieten „Unteres Moos“ und „Parzen“, wurden in den drei Untersuchungsgebieten zusammen, mindestens 59 Kiebitz-Brutpaare erfasst. Als weitere naturschutzfachlich bedeutsame Vogelarten bzw. Arten, die nach Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie geschützt sind und im Gebiet vorkommen, wurden neben einem Revier der Grauammer, einzelne oder mehrere Reviere unter anderem von Blaukehlchen, Rebhuhn, Rohrweihe und Wachtel ermittelt.

Erstellt am: 16.12.2022

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