Artenhilfsprogramm Kleine Teichrose Nuphar pumila in Bayern

Zusammenfassung
Arbeiten 2024: In mehreren Telefonaten und Emails wurden die Möglichkeiten der geschützten Ausbringung von Rhizomen erörtert. Neben dem Bau von Schutzkäfigen wurden einfachere Verfahren wie Auflegen eines Gitters am Boden sowie das Ausbringen von Rhizomen durch mit Steine bescherte Jutesäcke diskutiert. Bei der erfolgreichen Ansiedlung bei Kisslegg Baden Württemberg wurden die Rhizome mithilfe von Kabelbindern an mit Steine gefüllte Jutesäcke angebunden und in das Gewässer versenkt. Dort gab es allerdings keinen Besatz durch Fische. Diese Methode eignet sich in Gewässern in Torfstichen oder bei Moorrenaturierungen angelegten Gewässern. Bei Fischbesatz wäre eine einfache Methode ein Gitter am Boden auszulegen und mit Edelstahlhaken zu sichern. Die Maschenbreite ist so zu wählen, dass die jungen Blätter der Teichrosen durch die Spalten kommen. Die Idee Unterwasserkörbe zu bauen, wurde verworfen, da zu befürchten ist, dass sich die bereits unter Wasser entfaltenden Blätter darin verfangen. Am 10.7.24 wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg erneut Blätter gesammelt, um den entwickelten genetischen Schnelltest zu erproben. Außerdem wurden Rhizome zur Ansiedlung entnommen und ebenfalls getestet. Ergebnis war, dass es sich bei allen Rhizomen um reine Nuphar pumila handelte. Bei einigen der Blattproben wurde mehrfach an einem der 7 Marker ein Einfluss einer Hybridisierung mit Nuphar lutea festgestellt. Dieser ist nur sehr schwach und ist wohl auf einen schon länger zurückliegenden, historischen Genfluss zurückzuführen. Die Zugehörigkeit zu Nuphar pumila ist auch in diesen Fällen gegeben. Die genaue Analyse der genetischen Daten läuft noch. Am Weiher hat es Unstimmigkeiten mit dem Besitzer gegeben. Eine Überprüfung des Bestandes und die geplante Ausbringung von Nachzuchtmaterial in Schutzkäfigen im Winter 2024/25 können bzw. konnten nicht stattfinden. Wenigstens wurde eine Überprüfung des Bestandes für 2025 wieder gestattet. Am Weiher konnte 2024 trotz Nachsuche kein Nachweis erbracht werden. Nuphar pumila kann aber bei ungünstigen Bedingungen auch nur Unterwasserblätter ausbilden, die in dem durch Huminsäuren dunkel gefärbten Wasser nicht vom Ufer aus erkennbar sind. Ein Termin für das Ablassen des Weihers ist bisher nicht in Sicht. Die Erhaltungskultur der Rhizome aus den Weihern im Botanischen Garten Tübingen läuft erfolgreich. Die geplante Ausbringung am W.-Weiher wurde auf den Frühsommer 2025 verschoben. Hintergrund ist, dass der Wasserstand im Herbst aufgrund der Aktivität des Bibers nicht so stark wie geplant abgesenkt werden konnte. Die am 10.7.2024 entnommen Rhizomstücke wurden zunächst für 6 Wochen zwischengelagert und am 16.8. nach Rottenburg gebracht, nachdem sich andeutete, dass eine Ausbringung im Herbst nicht stattfinden wird. Dabei wurde festgestellt, dass die frei im Wasser treibenden Rhizomstücke teilweise angefangen hatten zu faulen. Die faulen Bereiche wurden abgeschnitten und die vitalen Bereiche in entsprechendes Substrat gepflanzt. Bis zum Oktober haben sich aus den gepflanzten Stücken noch einige Unterwasserblätter, aber keine Schwimmblätter mehr gebildet. Es besteht aber gute Hoffnung, dass die Pflanzen so den Winter überstehen und im Frühsommer ausgebracht werden können. Arbeiten 2025: Die 2024 geplante Anbringung von Schutzkäfigen wurde 2025 vom Besitzer abgelehnt, auch sonstige Maßnahmen sind unerwünscht. Ein Monitoring der Art darf aber stattfinden. Ein Termin für eine Sanierung des Dammes am Weiher steht noch nicht fest. 2025 wurden mehrere Ansiedlungen vorgenommen, drei davon in Einzelgewässer sowie eine in drei Gewässern einer Kette aus von der Moorallianz angelegten Gewässern. Dabei wurde großenteils auf Material aus dem a.-See zurückgegriffen. Bei der Ansiedlung am W.-Weiher im Juni handelte es sich dabei um überwinterte Rhizome, die bei der genetischen Analyse mit dem 2023 von der Universität Heidelberg entwickeltem Schnelltest als reine Nuphar pumila identifiziert worden sind. 2023 wurden neben den gehälterten Pflanzen auch zahlreiche Proben mit dem genetischen Schnelltest untersucht. Dabei wurde nur in wenigen Fällen ein leichter hybridogener Einfluss in einem der 6 ausgewählten Marker festgestellt. Die Hybridisierung fand wohl vor 8 Generationen statt und ist als marginal zu bezeichnen. Der jetzige Bestand ist also insgesamt als Nuphar pumila anzusprechen. Aus diesem Grund konnte für weitere Ansiedlungen auf einen genetischen Test verzichtet werden und direkt Material entnommen und wieder ausgebracht werden. Dieses wurde für die Anpflanzungen sowie für eine zweite Anpflanzung im Oktober verwendet. Bei der Herbstauspflanzung bei Oy wurde auf das Material aus der Erhaltungskultur zurückgegriffen. Um eine möglichst große genetische Vielfalt bei der Ansiedlung zu erreichen wurde von beiden Erhaltungskulturen Material verwendet. Während der Ausbringung der frisch gesammelten Rhizome fielen seltsame braune Kapseln an den Wurzeln auf. Bei genauerer Sicht stellte es sich heraus, dass es sich um Larven bzw. sich verpuppende Larven des Seerosen-Schilfkäfers Donacia crassipes handelt. Dieser Käfer lebt an See- und Teichrosen. Die adulten Käfer fressen an den Schwimmblättern. Zur Eiablage bohren sie ein Loch durch ein Schwimmblatt und legen ein Ei an die Blattunterseite. Die Larve frisst an den Wurzeln und lebt mehrere Jahre unter Wasser. Dabei versorgt sie sich mit zwei am Abdomen befindlichen Stacheln mit Sauerstoff, indem sie diese in das Aërenchym der Wurzeln stößt. Donacia crassipes lebt wie oben schon erwähnt sowohl auf der Gattung Nuphar wie auch Nymphaea und dürfte im Gebiet weit verbreitet sein. Die ungewollte Einbringung in Südteil des Schwindenmoos im Nordteil wurden die Larven von den Setzlingen vor der Ausbringung entfernt erscheint somit nicht gravierend, zeigt aber wie schnell man mit Pflanzen auch deren Fressfeinde ungewollt verschleppt. Neben dem Seerosen-Schilfkäfer gibt es noch eine Reihe weiterer, auf See- und Teichrosen spezialisierte Insekten, wie den Seerosen-Blattkäfer Galerucella nymphaea und den Seerosen-Zünsler Elophila nymphaeata. Es stellt sich die Frage, ob das bisher unerklärbare längere Ausbleiben von Schwimmblättern bei der Kleinen Teichrose eine Reaktion auf starken Befall von Schadinsekten sein könnte. Das Vorkommen galt als verschollen, wenn nicht als erloschen und zwischen den Beobachtungen zuletzt 1997 dann wieder 2023 klafft eine Lücke von 25 Jahren. Ähnliches ist von einem Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern dokumentiert. Von kürzerem Ausbleiben von Schwimmblättern wird immer wieder berichtet. Ob dies als ein Abwehrmechanismus gegen Fressfeinde erklärbar ist, kann in der Praxis wohl nur mit großem Aufwand belegt werden und bleibt somit Spekulation.
Erstellt am: 18.11.2025
