Tierwohl und Immissionsschutz

Die bayerische Nutztierhaltung befindet sich derzeit in einem Strukturwandel. Die zunehmende Bedeutung des Tierwohls führt zu einer Umstellung der Rinderhaltung von Anbindeställen zu Laufställen, teilweise mit Auslauf. In der Schweinehaltung geht der Trend zu Außenklimaställen. Dies führt bei am Tierwohl orientierten Systemen zu einem veränderten Emissionsverhalten und Immissionspotenzial.

Bei der Rinderhaltung liegt der Fokus beim Milchvieh. Durch eine Umstellung von Anbindehaltung auf tiergerechte Laufstallsysteme nimmt die emissionsrelevante Fläche zu. Dadurch nehmen die Emissionen von Ammoniak zu. Dabei haben sich verschiedene Haltungsverfahren und Emissionsminderungstechniken für Laufställe entwickelt mit zum Teil noch unbekannten Emissionsfaktoren und Immissionswirkungen.

Bei der Schweinehaltung wird bei tierwohlorientierten Haltungsverfahren der Kontakt zum Außenklima ermöglicht. Die Umstellung von zwangsbelüfteten Ställen mit gefassten Abluftbedingungen über Kamine auf frei belüftete Ställe mit bodennahen diffusen Emissionsquellen kann einerseits zu einem höheren Belästigungspotenzial durch Gerüche in der Nachbarschaft führen. Andererseits ist es denkbar, dass aufgrund niedrigerer mittlerer Stalltemperaturen, windinduziertem Abtransport und der Ausbildung von Funktionsbereichen die Immissionsbelastungen bei tiergerechten Haltungsverfahren im Vergleich zu zwangsbelüfteten Ställen geringer sind und daher andere Beurteilungsmaßstäbe erforderlich sind. Bezüglich der Ammoniakemissionen kann nicht ausgeschlossen werden, dass das größere Platzangebot für die Tiere zu einer Zunahme der belasteten Flächen und zu einer Zunahme der Emissionen führt. Es ist aber auch denkbar, dass die Immissionsbelastung durch Ammoniak im Vergleich zu zwangsbelüfteten Ställen in größerer Entfernung oder auch aufgrund der niedrigeren Durchschnittstemperaturen in den Ställen abnimmt. Zudem können durch das Angebot getrennter Funktionsbereiche – wie Fressen, Liegen, Koten – die mit Kot und Urin verschmutzten Flächen deutlich reduziert werden.

Durch die Projekte "Immissionsschutzanforderung bei der Errichtung von Tierwohlställen in Bayern" werden durch praxisnahe Untersuchungen an bestehenden Ställen im Bereich der Schweine- und Rinderhaltung Erkenntnisse über das Immissionspotenzial von tierwohlorientierten Haltungsverfahren gewonnen. Die Ergebnisse sollen eine sachgerechte und realitätsnahe immissionsschutzrechtliche Bewertung tiergerechter Haltungsverfahren ermöglichen. Durch Handlungsempfehlungen und Auflagenvorschläge soll ein emissionsreduzierter Betrieb solcher Anlagen ermöglicht werden.

Teilen