Steinbruch Aumühle
Das Geotop "Steinbruch Aumühle im Nördlinger Ries" zeigt die bei einem Meteoriteneinschlag vor knapp 15 Millionen Jahren – beim sogenannten "Ries-Impakt" – entstandenen Gesteinsmassen. Diese sind hier in Form von "Bunter Brekzie" und grauem, tuffähnlichem "Suevit" übereinander abgelagert.
Anfahrt - So finden Sie den Steinbruch Aumühle
Auf der B466 zwischen Nördlingen und Gunzenhausen ca. 2,5 km nördlich von Oettingen den Hinweisschildern zum Geotop folgen.
Die Schautafel steht vor dem Eingang zum Steinbruch. Wenn Sie den Steinbruch betreten möchten, ist die vorherige telefonische Anmeldung bei Firma Märker Tel.: 09080-80 notwendig.
Beschreibung
Der Ries-Impakt
Zur Zeit des Tertiärs schlug in den Bereich der fränkisch–schwäbischen Alb ein etwa 1 Kilometer großer Steinmeteorit mit einer Geschwindigkeit von mindestens 70.000 km/h ein. Dabei entstand ein bis 4 Kilometer tiefer Krater mit einem Durchmesser von 25 Kilometern.
Unterhalb des Kraters wurde das Gestein bis in mehrere Kilometer Tiefe zertrümmert, extrem komprimiert und teilweise aufgeschmolzen. Das Gesteinsmaterial wurde nach oben und zur Seite herausgeschleudert ("Bunte Brekzie"); ein Teil davon glitt anschließend in den Krater zurück. Riesige Mengen Staub, Asche und größere, zum Teil geschmolzene Gesteinstrümmer wurden bis in die Stratosphäre geschleudert, regneten anschließend von dort herab ("Suevit") und überdeckten die bereits abgelagerte Bunte Brekzie.
Der Meteorit selbst verdampfte. Druck- und Hitzewelle löschten alles Leben im Umkreis von weit über 100 Kilometern in Sekunden aus.
Was ist hier zu sehen?
Der Steinbruch Aumühle beinhaltet die beiden typischen Gesteinsprodukte des Ries–Meteoriteneinschlages: unten die "Bunte Brekzie" und darüber den "Suevit".
Die Bunte Brekzie besteht aus einem Gemenge der an der Einschlagstelle vorhandenen Gesteine (Gneise und Granite des Grundgebirges, rote und braune Trias-Sedimente und Kalke des Oberen Jura). Die Größe der Partikel reicht von feinem Gesteinsstaub bis zu metergroßen Blöcken.
Der Suevit (lateinisch von "Sueven", die Schwaben) ähnelt einem vulkanischen Tuff und besteht aus einer feinen grauen Grundmasse (hervorgegangen aus Gesteinsstaub und größeren Partikeln), in welche Trümmer des ehemals vorhandenen Gesteins, teilweise in geschmolzener Form (Glas-"Flädle"), eingeschlossen sind.
Gab es noch weitere Einschläge, und was geschah danach?
Der "kleine Bruder" des Rieskraters ist das etwa 45 km westlich gelegene Steinheimer Becken, das einen Durchmesser von ca. 3 km besitzt. Es entstand wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Ries durch einen kleinen "Begleiter" des Ries-Meteoriten (einen sog. "Mond") oder durch ein Bruchstück des eigentlichen Ries-Meteoriten.
Im Rieskrater selbst bildete sich nach dem Impakt ein abflußloser See, in dem sich Niederschlag und Verdunstung im herrschenden subtropisch wechselhaften Klima die Waage hielten. Die Wassertiefe war daher nie groß; zeitweise fiel der See sogar trocken.
In 2 Millionen Jahren wurden 300 Meter mächtige Tone mit kleinen Braunkohlenflözen sowie fossilreiche Kalke abgelagert. Erst als später die Wörnitz den Kraterrand durchbrach, lief der See leer.
Wann wurde das Ries als Meteoriten–Einschlag erkannt?
Lange Zeit wurde für das Nördlinger Ries und seine eigenartigen Gesteine eine vulkanische Entstehung angenommen. Erst 1961 fand man eindeutige Beweise für einen Meteoriteneinschlag. Man entdeckte im Suevit Minerale, die nur unter sehr hohem Druck entstanden sein konnten (zum Beispiel die Hochdruck–Modifikation von Quarz namens Coesit), und die damit eine vulkanische Herkunft eindeutig widerlegen.
Die Verwendung der Ries–Gesteine
Suevit fand vor allem im Mittelalter als gut bearbeitbarer Baustein in vielen regionalen Bauwerken Verwendung. So wurde der "Daniel" – das 90 Meter hohe Wahrzeichen der Stadt Nördlingen – komplett aus Suevit erbaut. Der Turm zeigt heute aber auch die Anfälligkeit des Suevits für Verwitterung: Im Mauerwerk sind zahlreiche offene und bereits reparierte Ausbrüche zu finden.
Geologische Karte/Zeittafel
Weiterführende Informationen
Links
- Der Steinbruch Aumühle im Nördlinger Ries in 3D
- Zementwerk Märker
- Gemeinde Hainsfath
- Geopark Ries
- Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben