Karlsgraben

Bereits vor über 1200 Jahren versuchte Kaiser Karl der Große, eine schiffbare Verbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer herzustellen. Bei Treuchtlingen nähern sich die Flusssysteme von Donau und Main bis auf wenige Kilometer. Dort begann man mit dem Bau eines Kanals, der Fossa Carolina. Geotechnische Baugrundprobleme führten wahrscheinlich dazu, dass das Werk nicht vollendet wurde.

Anfahrt - So finden Sie den Karlsgraben

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Treuchtlingen ist Bahn-Haltepunkt für Nah- und Fernverkehrszüge der Verbindungen in Richtung München, Ingolstadt, Nürnberg, Würzburg, Donauwörth und Ansbach. In Treuchtlingen-Bahnhof aussteigen und weiter zu Fuß etwa 4,5 km zum Geotop laufen oder mit dem VGN-Bus (Fahrpläne unter vgn.de) zum Treuchtlinger Ortsteil Graben fahren. Von dort etwa 700 m zum Geotop Karlsgraben (Fossa Carolina). Wegweiser führen zum Geotop.

Von der A 6 über die B 2 oder die B 13 nach Weißenburg in Bayern. Weißenburg auf der B 2 Richtung Donauwörth durchfahren. Nach etwa 3 Kilometern in Dettenheim Richtung Graben abzweigen. Dort den Wegweisern zum Geotop folgen.

Von der A 9 über Ingolstadt und B 13 Richtung Weißenburg in Bayern. In Laubenthal auf der Staatsstraße 2216 Richtung Treuchtlingen abbiegen. Kurz vor Treuchtlingen auf die B 2 Richtung Weißenburg wechseln. Nach etwa drei Kilometern in Dettenheim Richtung Graben abzweigen. Dort den Wegweisern zum Geotop folgen.

Beschreibung

Die Zeit des Tertiär

In der Tertiärzeit durchquerte ein Fluss von Norden her das Gebiet um das heutige Treuchtlingen und grub eine tiefe Rinne in die Landoberfläche. Dann, vor etwa 14,5 Millionen Jahren, schlug weiter südlich, im Übergangsbereich der heutigen schwäbischen und fränkischen Alb, der Ries-Meteorit ein. Die Auswurfmassen aus seinem Krater plombierten den Flusslauf. Es entstand ein großer Stausee, der Rezat-Altmühl-See. In ihm setzten sich tonige und kalkige Seesedimente ab, die bei Graben eine Mächtigkeit bis zu 30 Meter erreichen.

Das Graben-Projekt

Um eine schiffbare Verbindung über die Europäische Wasserscheide zwischen den beiden Flusssystemen herzustellen, befahl Karl der Große den Bau eines Kanals von der Altmühl zur Rezat. Diese beiden Flüsse nähern sich beim Treuchtlinger Ortsteil Graben in einem Tal auf knapp drei Kilometer mit einem Höhenunterschied von weniger als zehn Metern. Mit großem Aufwand begann man im Jahre 793 mit den Arbeiten an der Fossa Carolina. Ob der Kanal je fertiggestellt oder genutzt wurde, ist ebenso umstritten wie seine Bauart. Heute sind bei der Ortschaft Graben von dem auf 3000 Meter geplanten Kanal eine etwa 350 Meter lange Wasserfläche und einige angrenzende Erdwälle erhalten. Der Karlsgraben ist Zeugnis eines der größten ingenieurgeologischen Bauprojekte des Mittelalters und das wohl bedeutendste Boden-Denkmal aus karolingischer Zeit in Franken.

Schwieriger Untergrund

Die älteste Quelle über den Bau der Fossa Carolina, die amtlichen Reichsannalen aus der kaiserlichen Kanzlei zu Lorsch, schildert, mit welchen Schwierigkeiten die zahlreichen Arbeiter beim Kanalbau konfrontiert waren: "Was die Werkleute tagsüber an Erde aushuben, das fiel des Nachts [...] wieder in sich zusammen."
Eine geologische Bohrung am Karlsgraben zeigte, dass die oberen fünf Meter des dortigen Untergrundes aus quartärer Talfüllung - überwiegend Lehmen - bestehen. Darunter folgen etwa 30 Meter mächtige, tonige und schluffige Ablagerungen.
Erst in 37 Metern Tiefe stieß man auf ältere Gesteine, den Opalinuston aus der Jurazeit. Bei diesem Untergrund aus überwiegend instabilen und gleitfähigen Schichten liegt die Vermutung nahe, dass beim Kanalbau erhebliche Schwierigkeiten auftraten.

Geotechnische Probleme einst und jetzt

Im Jahr 1992 wurde eine neue Verbindung, der Main-Donau-Kanal, fertiggestellt. Er schneidet bis zu 30 m tief in den Untergrund ein. Im Sulztal und im Ottmaringer Tal durchfährt er mächtige fossile – vor der heutigen Zeit entstandene - Rutschmassen aus Gesteinen des Malm und des Dogger sowie jüngere Talfüllungen.
Bei seinem Bau traten ähnliche Probleme auf wie wohl bei der Fossa Carolina. Berechnungen zeigten, dass auch in diesen lockeren Gesteinen Rutschungen möglich sind. Deshalb mussten einige Böschungsabschnitte verflacht und durch Stützscheiben oder Bohrpfahldübel stabilisiert werden. Auf derartige Konstruktionen konnte der Kaiser Karl der Große einst nicht zurückgreifen: sie waren damals noch nicht bekannt.

Geologische Karte/Zeittafel

Zeittafel mit (übereinanderliegend dargestellt): Erdfrühzeit (bis vor 545 Mio. Jahren), Erdaltertum (bis vor 250 Mio. Jahren, unterteilt in: Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon, Perm), Erdmittelalter (bis vor 65 Mio. Jahren, unterteilt in: Trias, Jura, Kreide), Erdneuzeit (bis Heute, unterteilt in: Tertiär, Quartär)Zeittafel. Der Karlsgraben befindet sich in Gesteinen, die zur Zeit des Tertiär entstanden

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