Stadt Obernburg: Umfassender Sanierungsplan für das Trinkwasserleitungsnetz

Über hundert Rohrbrüche pro Jahr vor allem im Bereich der Hausanschlussleitungen und hohe Leitungsverluste sind für die Stadt auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Im Zuge der Sanierung des öffentlichen Leitungsnetzes geht man unkonventionelle Wege, um auch die privaten Hausbesitzer einzubinden.

Über hundert Rohrbrüche pro Jahr und hohe Leitungsverluste sind für die Stadt und ihre Wasserkunden auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Doch nun geht man in Obernburg intensiv an die Erneuerung der Trinkwasserleitungen.

Obernburg betreibt ein Trinkwasserversorgungsnetz mit 55 km öffentlichen Leitungen. Dieses Netz ist in Etappen gewachsen. Den wohl ältesten Teil machen Graugussleitungen mit einem Alter von 70  bis  80 Jahren aus. Verlegt wurden auch einige Kilometer Asbestzementleitungen und etwas jüngere PVCRohre mit einem Alter von 50 bis  60 Jahren. Dazu kommen noch die Hausanschlussleitungen mit einer geschätzten Gesamtlänge von 60 km. Zu einem bestehen die Hausanschlüsse aus Stahlrohren, zum anderen wurden dafür PERohre der ersten Generation – wie man heute weiß leider noch relativ schadensanfällig – aus den 70erJahren verbaut.

Das gesamte Netz ist somit in die Jahre gekommen und es haben sich einige Probleme angesammelt: Seit 2015 liegt die Anzahl der Rohrbrüche bei über 100 pro Jahr, allein 2017 waren es ganze 170. Und in gut 90 % dieser Fälle brechen Rohre bei Hausanschlüssen, weswegen für diesen Bereich auch besondere Aktivitäten gesetzt werden.

Undichte Stellen im Netz: Gebührenerhöhungen sind die Folge

Im öffentlichen Netz bereiten Leitungen aus Asbestzement besondere Probleme, die vermutlich schon auf Mängel bei der Bauausführung zurückzuführen sind. Beim Einbau der Rohre wurde der Boden stark aufgeschwemmt und in den Rohren befinden sich seither Lufteinschlüsse. Doch auch die Graugussrohre machen Probleme. Schon seit 2007 muss das Trinkwasser in Obernburg aufgrund behördlicher Vorgaben gechlort werden, um eine evtl. Keimbelastung auszuschließen. Vermutete Ursache sind Ablagerungen und undichte Stellen in den alten Gussrohren. Zudem wurden entgegen den Vorschriften die Abwasserkanäle in manchen Bereichen direkt oberhalb dieser Wasserleitungen verlegt.

Die Wasserverluste liegen bei rd. 40 % der gesamten Netzeinspeisemenge. Nicht in Rechnung gestellte Wasserentnahmen (Bauwasser, Entnahme durch Feuerwehr etc.) dürften hier nur eine untergeordnete Rolle spielen. Zum großen Teil geht es um tatsächliche Leitungsverluste aufgrund von Leckagen. Hinzu kommen als weitere wirtschaftliche Belastung noch die aufwändigen Instandsetzungsarbeiten für die zahlreichen Rohrbrüche. Gleichzeit wurde in Obernburg in den vergangenen Jahren aber an anderen Stellen der Wasserversorgung kräftig investiert: in eine neue Wasseraufbereitung, in neue Hochbehälter und in ein neues Wasserwerk.

All das zusammen machte letztlich eine deutliche Anhebung des Wasserpreises um gut 80 % von 2,28 Euro auf 4,13 Euro pro Kubikmeter unumgänglich. Die Bevölkerung sah sich damit unvorbereitet konfrontiert und reagierte mit insgesamt 400 Widersprüchen gegen diese Preiserhöhung. Inzwischen wurde seitens der Stadtbetriebe die Informationsarbeit intensiviert. Bürgerveranstaltungen sorgen für Information und Aufklärung über den kritischen ISTStatus und werben auch für die erforderliche kommende Erneuerung des Leitungsnetzes.

Umfassende Sanierung nach Plan

Ein erster Entwurf einer Sanierungsplanung liegt inzwischen vor. Dieser Plan umfasst nicht nur die Trinkwasserleitungen, sondern berücksichtigt auch Straßensanierung und Kanalerneuerung in einem integrierten Gesamtkonzept.

  • Dazu wurden die Straßenoberflächen gescannt und bewertet sowie die Kanäle mit einer fahrbaren Roboterkamera untersucht.
  • Alle Trinkwasserleitungen wurden vorab in einem ITSystem mit Geodaten (GIS) erfasst. Ihr Zustand wurde auf Basis des Erfahrungswissens der Mitarbeiter und mittels Schadenstatistiken und den Prognoseaussagen des beauftragten Ingenieurbüros bewertet.
  • Die nötigen Sanierungsmaßnahmen wurden sodann in einem 8 Jahresplan zusammengefasst.

Ein erster Entwurf einer Sanierungsplanung liegt inzwischen vor. Dieser Plan umfasst nicht nur die Trinkwasserleitungen, sondern berücksichtigt auch Straßensanierung und Kanalerneuerung in einem integrierten Gesamtkonzept. Dazu wurden die Straßenoberflächen gescannt und bewertet sowie die Kanäle mit einer fahrbaren Roboterkamera untersucht. Alle Trinkwasserleitungen wurden vorab in einem ITSystem mit Geodaten (GIS) erfasst. Ihr Zustand wurde auf Basis des Erfahrungswissens der Mitarbeiter und mittels Schadenstatistiken und den Prognoseaussagen des beauftragten Ingenieurbüros bewertet.

Die nötigen Sanierungsmaßnahmen wurden sodann in einem 8 Jahresplan zusammengefasst. Jahr für Jahr werden dabei ganze Straßenzüge in Angriff genommen. Dabei werden jeweils die Straßenoberfläche und die darunter liegenden Trinkwasser und Abwasserleitungen erneuert – wo dies der Zustand der Rohre verlangt. Mit November 2019 konnte das erste Jahresprogramm abgeschlossen werden. Alte AsbestzementTrinkwasserleitungen wurden dabei auf 450 Meter Länge gegen neue Duktilgussrohre getauscht. Gleichzeitig wurden jedoch auch alle Anrainer durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit der Kommune dafür gewonnen auch Ihre Hausanschlussleitungen im privaten Bereich auf eigene Kosten mit erneuern zu lassen.

Die Stadt Obernburg setzt die jährlichen Kosten für das Sanierungsprogramm mit 600.000 bis 800.000 Euro an. Auf Jahre gerechnet handelt es sich also um ein Investitionsprogramm in der Größenordnung von 5 bis  7 Millionen Euro für Straßenoberflächen, Kanal und Trinkwasserleitungen. Um alle anfallenden Arbeiten im Zuge der umfassenden Leitungssanierung vernünftig bewältigen zu können, wurde das "Trinkwasserteam" bei der Stadt von zwei auf vier Fachkräfte erhöht.

Die Altlasten im Netz und Investitionen in neue Anlagen machten in Obernburg eine deutliche Erhöhung des Wasserpreises unumgänglich. Viele Widersprüche waren die Folge. Wir setzen jetzt auf eine intensivere Kommunikation mit der Bevölkerung, um die Akzeptanz für die nötigen Sanierungsmaßnahmen zu erhöhen.

Thimo Bernard, Wassermeister Stadt Obernburg

Stadt Obernburg am Main

  • System: Trinkwasser
  • Regierungsbezirk: Unterfranken
  • Landkreis: Miltenberg
  • Länge des öffentlichen Trinkwassernetzes: 55 km
  • Anzahl der angeschlossenen Einwohner: 9.000
  • Kontakt für Rückfragen: Timo Bernard, Wassermeister der Stadt Obernburg; Telefonnummer 0175 612 165 5; E-Mail: wasserwerk.obernburg@gmx.de

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