Oberes Kollbachtal: Leitungserneuerung mit
5-Jahresplänen
Der Zweckverband Wasserversorgung Oberes Kollbachtal geht entschlossen an die Erneuerung seiner Rohrleitungen. Vor allem die PVC-Leitungen im Versorgungsnetz haben nach bald 50 Jahren mit Materialermüdung und den daraus resultierenden Schäden zu kämpfen. Also investiert der Verband allein von 2018 bis 2021 insgesamt rd. 10 Millionen Euro in die Leitungserneuerung.

In sechs Kommunen versorgt der im Jahr 1965 gegründete Zweckverband Wasserversorgung Oberes Kollbachtal 8.800 Bürger mit Trinkwasser. Dazu wurden über die Jahrzehnte hinweg insgesamt 220 km an öffentlichen Leitungen unterirdisch verlegt. Hinzu kommen weitere 40 km an privaten Hausanschlussleitungen. Die ältesten Rohrleitungen stammen aus der Grün-dungsphase des Verbandes. In den angeschlossenen Ortsnetzen gibt es vereinzelt sogar ältere Leitungsabschnitte. Die Hauptausbauphase beim Netz lag zwischen den Jahren 1968 und 1985.
Saure Böden machen PVC-Rohre "müde"
Bei älteren PVC-Rohren treten inzwischen vermehrt Probleme auf. Zum einen wurden solche Rohre nicht immer spannungsfrei in einem Sandbett verlegt. Über die Jahre kann das zu Längsrissen (Spannungsrissen) oder Druckschäden durch reibende Steine führen. Zum anderen werden in den überwiegend sauren Böden des Verbandsgebietes aber auch die Weichmacher aus den PVC-Rohren herausgelöst. Somit wird das Material über die Jahre spröde – mit einer erhöhten Rissbildung als Folge. Bei diesem Problem handelt es sich also um klassische Materialermüdung.
Das gesamte Netz des Verbandes ist in einem Geoinformationssystem (GIS) abgebildet und damit sind fast alle Rohreigenschaften wie Alter, Material, Schadenstatistik komplett EDV-mäßig erfasst (80 %). Das GIS-System und das technische Erfahrungswissen heutiger und früherer Mitarbeiter im Verband bilden die Grundlage der Sanierungsplanung.
Jahr für Jahr mehr als 1 % des Netzes erneuern
Jeweils für einen 5 Jahreszeitraum werden Investitionspläne erstellt, mit dem Ziel über 1 % des Leitungsnetzes pro Jahr zu erneuern. Dafür werden die Netzabschnitte nach Alter und der beobachteten Häufigkeit von Schäden wie Rohrbrüchen gereiht. Auf dieser Datengrundlage erfolgt eine Abstimmung mit den geplanten Straßenbaumaßnahmen in den Kommunen des Verbandes, denn man will Straßen möglichst nicht für eine Leitungserneuerung eigens auf-graben. Also werden die genauen Netzabschnitte für eine Erneuerung zumeist nur für die kommenden zwei Jahre fixiert. Für die Folgejahre bleibt der Investitionsplan bis zur Abstim-mung mit dem Straßenbau noch entsprechend offen.
Rückblickend hat man im Jahr 2016 1,3 % der öffentlichen Leitungen erneuert, 2017 ca. 1 % und 2018 kam man sogar auf 1,8 %. Die Arbeiten erfolgen zum überwiegenden Teil in offener Bauweise (90 %). Den Eigentümern von Hausanschlüssen wird angeboten, ihre privaten Leitungen auch gleich mit erneuern zu lassen. Der Erfolg dabei ist jedoch von Straße zu Straße recht unterschiedlich und lag zwischen "nur" 10 % und bis zu 50 % der Anschlussnehmer. Teilweise kamen in den letzten Jahren auch sogenannte grabenlose Verfahren – also Baumaß-nahmen ohne Aufgraben der Oberfläche – zum Einsatz: Dabei wurde beispielsweise ein neues Kunststoffrohr in eine alte Leitung einfach eingezogen oder eine unterirdische Bohrung durchgeführt.
In Summe investierte der Verband zuletzt etwa 1,5 Millionen Euro jährlich in die Leitungserneuerung. Für die Periode von 2018 bis 2021 stehen sogar ganze 10 Millionen im Investitionsplan. Die Finanzierung erfolgt zur Gänze aus den Gebühren, welche dafür auch seit 2018 von 1,14 Euro auf 1,47 Euro brutto pro Kubikmeter angehoben wurden. Ab 01.01.2020 steht dann noch eine Anhebung auf 1,70 Euro pro Kubikmeter Wasserabgabe an. Dazu kommt aktuell noch eine Grundgebühr von zumindest 107 Euro pro Anschlussnehmer und Jahr.
Die aktuelle Erhöhung wirkt sich pro Haushalt im Schnitt nur mit 5 Euro Mehrkosten pro Monat aus und die Einwände dagegen hielten sich auch in Grenzen. Dank der Öffentlichkeit-sarbeit des Verbandes und weil die Investitionen eben gut begründet werden können.
Wir erneuern Trinkwasserleitungen in der Regel zusammen mit erforderlichen Straßenbau-maßnahmen. Also müssen wir Bauprojekte immer vorausschauend mit den Straßenbauträgern abstimmen.
Markus Schmitz, Werkleiter Wasserversorgung Oberes Kollbachtal
Oberes Kollbachtal
- System: Trinkwasser
- Regierungsbezirk: Niederbayern
- Landkreis: Rottal-Inn
- Länge des öffentlichen Trinkwassernetzes: 220 km
- Anzahl der angeschlossenen Einwohner: 8.800