PRESSEMITTEILUNG
Natur: Nr. 48 / Donnerstag, 21. Dezember 2017
Rote Listen für Bayerns Libellen und Säugetiere aktualisiert
Unterschiedliche Entwicklungen bei den gefährdeten Arten
Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) hat die Roten Listen für Bayern zu Libellen und Säugetieren aktualisiert. Dabei zeigen sich sowohl Verbesserungen als auch Verschlechterungen. 43 Prozent der heimischen Libellen stehen aktuell auf der Roten Liste. Die Bestände von 19 Libellenarten haben sich erfreulicherweise seit der letzten Bewertung 2003 positiv entwickelt, die von drei Arten negativ. Auf der aktuellen Roten Liste für die bayerischen Säugetiere stehen 42 Prozent der heimischen Arten. Knapp ein Drittel (32 Prozent) der einheimischen 79 Säugetierarten kommt sehr selten oder extrem selten vor. Bei 16 Arten hat sich zur vorherigen Fassung aus dem Jahr 2003 die Gefährdungskategorie verbessert, bei 14 verschlechtert. Ursachen der positiven Entwicklungen sind vor allem Artenschutzmaßnahmen des Naturschutzes.Ursachen für negative Bestandsänderungen sind in erster Linie Veränderungen der Landnutzung, wie etwa der Umbruch von Grünland, der Verlust von Kleinstrukturen oder die Zerschneidung von Lebensräumen. Für Fledermäuse ist auch der Verlust von geeigneten Wohnräumen in alten offenen Dachstühlen von Bedeutung. Bei den Libellen sind die Trockenlegung und Intensivierung der Nutzung von Feuchtwiesen, die Verfüllung von Kleingewässern und eine regelmäßige Grabenräumung und Grabenfräsen wichtige Gefährdungsursachen.
In den Alpen, in denen 65 Arten nachgewiesen sind, ist die Gefährdung der Säugetiere mit 23 Prozent wesentlich geringer als im übrigen Bayern. Das ist in erster Linie dem größeren Anteil an natürlichen Lebensräumen in den Hochlagen zuzuschreiben. In welcher Weise der Klimawandel Einfluss auf die Gefährdung und Verbreitung der Arten hat, ist noch nicht ausreichend erforscht. Höhere Temperaturen können sich positiv auf die Zuwanderung neuer Arten, aber auch negativ durch die Verkleinerung von geeigneten Lebensräumen auswirken.
Die Roten Listen Bayern können im Internet abgerufen werden unter: https://www.lfu.bayern.de/natur/rote_liste_tiere/index.htm
und
https://www.lfu.bayern.de/natur/rote_liste_tiere/2016/index.htm
Erstmalig wurden in Bayern nachgewiesen (Auswahl)
Gabel-Azurjungfer
Die kleine rund 3cm lange Gabel-Azurjungfer besiedelt flache krautreiche Stillgewässer in wärmebegünstigten Lagen. Sie hat als neue Art Bayern vermutlich an der Donau entlang von Osten her erreicht. Der erste sichere Nachweis gelang im Landkreis Dingolfing-Landau im Jahr 2016.
Nymphenfledermaus
Die Nymphenfledermaus wurde erst 2001 als eigene Art erkannt. 2012 ist sie zum ersten Mal in Bayern nachgewiesen worden. Ihr Lebensraum sind alte Eichenwälder, wo sie überwiegend im Kronenraum lebt und jagt. Aufgrund der starken Spezialisierung auf einen seltenen Lebensraum kommt sie fast nur nördlich der Donau vor. In einem Forschungsprojekt des LfU 2013 und 2014 erfolgten mehrere Nachweise der sehr seltenen Art in Unter-, Mittel- und Oberfranken, zum Beispiel im Steigerwald, so dass ihre Verbreitung in Bayern in den Grundzügen bekannt ist.
Vom Aussterben bedroht (Auswahl)
Birkenmaus
Die Birkenmaus hat in Bayern zwei isolierte Vorkommen in den Hochlagen des Bayerischen Waldes und in den Allgäuer Alpen. Sie lebt in moorigen Lebensräumen und auf Feucht- und Almwiesen. Nur selten gelingen Nachweise, der letzte aus dem Fellhorngebiet liegt 17 Jahre zurück. Im Bayerischen Wald dagegen gelangen mit dem Einsatz von Fotofallen in den letzten Jahren mehrere Nachweise dieser sehr seltenen Maus.
Luchs
In den 1980er Jahren wurden auf tschechischer Seite in einer offiziellen Aktion insgesamt 17 Karpaten-Luchse im Bereich des heutigen Sumava-Nationalparkes freigelassen. Ausgehend von diesem Grundstock hat sich der Luchs seit Anfang der neunziger Jahre im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet bis hinein ins österreichische Mühlviertel wieder etabliert. Heute existiert dort eine kleine, immer noch vom Aussterben bedrohte Population von ca. 60 bis 80 Tieren. Der Bestand ist durch ein intensives Monitoring gut überwacht. Er konzentriert sich auf die Hochlagen des Bayerischen Waldes und des Böhmerwalds. Die größte Bedrohung ist die illegale Tötung von Luchsen.
Große Hufeisennase
Die einzige Kolonie dieser seltenen Fledermausart in Deutschland lebt in der Oberpfalz. Sie wurde 1991 entdeckt und umfasste damals nur zwölf Weibchen. Dank intensiver Schutzanstrengungen gelang es, den Bestand in der Kolonie bis 2017 auf 184 erwachsene Tiere zu heben. Trotzdem ist die Große Hufeisennase noch immer vom Aussterben bedroht. Erste Ausbreitungstendenzen werden beobachtet, so dass eine weitere Erholung des Bestands zu erhoffen ist.
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