PRESSEMITTEILUNG

Gewässerökologie: Nr. 66 / Freitag, 20. November 2009

Sensationsfund im Lech: Landesamt findet "Himmelsgucker" / Vom Aussterben bedrohte Fischart nach über 100 Jahren erstmals in Bayern wieder nachgewiesen

Landesamt: Fischmonitoringprogramm besonders genau

Quelle: LfU
(Augsburg / Gersthofen) +++ Einen Sensationsfund haben die Gewässerspezialisten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) im Lech gemacht: Seit über 100 Jahren ist der Steingressling, eine Fischart aus der Verwandtschaft der Gründlinge, in Bayern nicht mehr nachgewiesen worden. Nun erlebten die Fischexperten des LfU bei ihren Untersuchungen am Lech in der Nähe von Gersthofen eine echte Überraschung: Vier erwachsene Tiere fanden sich bei der Gewässeruntersuchung in ihren Keschern. Der Steingressling gilt gemäß aktueller Roten Liste gefährdeter Fische in Bayern als "vom Aussterben bedroht" und auch europaweit steht er auf der Liste schützenswerter Arten nach der FFH-Richtlinie. Die extrem seltene Art hat dunkle Querbinden und schräg nach oben gerichtete Augen. Deshalb hat sie von ihrem Erstentdecker vor rund 150 Jahren einen wissenschaftlichen Namen erhalten, der übersetzt "Himmelsgucker" heißt. Die nächsten Fundorte sind in Niederösterreich in der Donau östlich von Wien. Für das Landesamt zeigt der Überraschungsfund, dass die Monitoring-Programme in den untersuchten Gewässerabschnitten hervorragend geeignet sind, den Bestand der Fische repräsentativ zu erfassen. Seit 2007 wurden rund 300 Gewässerabschnitte in ganz Bayern fischökologisch unter die Lupe genommen. Die Fischereifachberatungen der bayerischen Bezirke, die Fischspezialisten der Landesanstalt für Landwirtschaft sowie der Landesfischereiverband Bayern e.V. sind in einem gemeinsamen Projekt an den Arbeiten beteiligt. Die Untersuchungen sind Teil der Arbeiten zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie. +++

Faktenkasten

  • Der Steingressling ist ein Kleinfisch und gehört als Gründling zur Familie der Karpfenartigen. In Bayern kommen fünf Gründlingsarten vor.
  • Er erreicht etwa 12 - 15 Zentimeter Länge und lebt in kleinen Gruppen in den mittleren Flussabschnitten. Der bodenlebende Steingressling bevorzugt hohe Fließgeschwindigkeiten und Lebensräume mit steinigem Grund, besiedelt aber auch geeignete Lebensräume in der Tiefe großer Flüsse. Zum Laichen geht er in schnell überströmte Flachwasserbereiche.
  • Der jüngste Fund im Lech unterhalb von Gersthofen ist der erste Nachweis im Freistaat seit über 100 Jahren. Er wurde bei den laufenden Untersuchungen zur EG-Wasserrahmenrichtlinie gemacht.
  • Für die Fische ist die Untersuchung keine Belastung, sie werden für die Untersuchungen lediglich kurz betäubt. So wird der Fischbestand auf schonende Weise ermittelt. Bis 2013 werden insgesamt rund 600 solcher Abschnitte in ganz Bayern unter die Lupe genommen, knapp die Hälfte haben das LfU, die Fischereifachberatungen der bayerischen Bezirke, die Fischspezialisten der Landesanstalt für Landwirtschaft sowie der Landesfischereiverband Bayern e.V. bereits befischt und untersucht. Bewertet wird nicht nur, welche Fischarten vorkommen, sondern auch deren jeweilige Häufigkeit und Altersverteilung. Die Fachleute können daraus unter anderem schließen, ob die Fische in ihrem Lebensraum ungehindert wandern und sich vermehren können.
  • Fische sind gute Anzeiger für die Struktur der Gewässerlebensräume. Die EG-Wasserrahmenrichtlinie hat deshalb europaweit die Fische als eine der vier Biokomponenten festgelegt, die an den Gewässern untersucht werden. Insgesamt kommen in Bayern über 70 einheimische Fischarten vor.

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Stellvertretung
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