Gewässerschutz: Nr. 70 / Mittwoch, 15. Oktober 2008
Wasserflöhe, Fischeier und Wasserpflanzen – beste High Tech in der Umweltanalytik
Präsident Göttle: Biotests erfassen die Wirkungen von Schadstoffen und ergänzen chemische Untersuchungen / LfU setzt Testverfahren bei der Abwasserüberwachung und zur Güteüberwachung an der Donau ein
(Augsburg) +++ Sie sind die "Spürhunde" der Umweltüberwachung: die Wasserflöhe – winzige Krebstiere, die fast nur mit der Lupe zu erkennen sind. Sie kommen überall in den bayerischen Seen vor, eine der unzähligen Arten hat sich auch in den Wasserlaboren einen Namen gemacht: Der Wasserflohtest ist einer von vier Testverfahren im Abwasserbereich, für die es gesetzlich festgelegte Anforderungen gibt. Im Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) wird er als sogenannter Biotest zum Beispiel für die Überwachung von Industrieabwasserproben eingesetzt. Außerdem betreibt das Landesamt das Frühwarnsystem an der Donau und ist mit mehreren Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auf diesem Gebiet aktiv. Um die Testverfahren auf den neuesten wissenschaftlichen Stand zu bringen und neue Verfahren auf ihre Eignung zu prüfen, treffen sich in dieser Woche Fachleute am LfU in Augsburg. Zur Begrüßung der Gäste aus dem Umweltbundesamt, den Fachbehörden der Bundesländer, aus Ingenieurbüros und Universitäten sowie den Vertretern der chemischen Industrie betonte LfU-Präsident Albert Göttle: "Biotests ergänzen chemische Untersuchungen, denn sie zeigen, ob Inhaltsstoffe im Wasser für die Lebewesen giftig sind. Deshalb sind Biotests eine zentrale Säule bei der Bewertung von Stoffen und Umweltchemikalien, wie der PFT-Fall an der Alz gezeigt hat." +++Für die Umweltanalytiker mit ihren Spezialgeräten ist es eine harte Nuss, die Vielfalt möglicher Schadstoffe exakt zu analysieren. Die möglichen Schadwirkungen bei einem "Cocktail" im Wasser lassen sich kaum mehr vorhersagen. Daher setzt das LfU auch auf Biotests und überwacht damit das Abwasser bei rund 80 bayerischen Industriebetrieben. Darüber hinaus sind weitere Biotests in den bayerischen Flüssen im Einsatz: Ein solches Frühwarnsystem hat das LfU zum Beispiel an der Donau in Bad Abbach in Betrieb. Wenn ein Giftstoff im Donauwasser die "Unterwasserdetektive" – zum Beispiel Wasserflöhe, Muscheln, Algen und Bakterien – schädigt, lösen die Reaktionen der Testtiere im Landesamt Alarm aus.
Faktenkasten Biotestverfahren
- Bei der Überprüfung von Industrieabwasserproben kommen neben den Wasserflöhen auch Tests mit Fischeiern, Algen und Bakterien zum Einsatz.
- Eine tierschutzgerechte Alternative zum Fischtest ist der mit Beteiligung des LfU national und international genormte und anerkannte Fischeitest: Der Zebrabärbling, ein häufiger Aquarienfisch, legt unter günstigen Bedingungen täglich befruchtete Eier. Diese Eier werden mit den Abwasserproben in Kontakt gebracht, da Schadstoffe die Embryonalentwicklung stören können. Die Diagnose wird unter dem Mikroskop vorgenommen. Seit vier Jahren ist dieser Test bei der Abwasserüberprüfung zugelassen und verpflichtend. Seitdem müssen keine Fische mehr für diesen Test ihr Leben lassen.
- Derzeit sind spezielle Verfahren für Abwasseruntersuchungen in der Entwicklung, mit denen Erbgutschädigungen diagnostiziert werden können. Geforscht wird auch an Testverfahren, mit denen die Giftigkeit von Ablagerungen bewertet werden können. Ein Beispiel dafür sind Tests auf Schwermetalle, die sich im Sediment anreichern. Das LfU ist mit eigenen Projekten in beiden Themenfeldern beteiligt.
Weitere Infos:
http://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/fachinformationen/biol_analytik_toxizitaetstests/index.htm
Die Ergebnisse des Frühwarnsystems an der Donau sind laufend im Internet abrufbar: http://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/daten/messstation_donau/bad_abbach/indexx.htm
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