Natur: Nr. 53 / Donnerstag, 04. Dezember 2025

LBV, LfU und Kletterverbände schützen seit 25 Jahren erfolgreich Uhu und Wanderfalke in der Fränkischen Schweiz
 

Uhu Uhu (Quelle: Marcus Bosch_LBV)

In den 1990er Jahren waren zwei der imposantesten Felsbrüter Bayerns, der Wanderfalke und der Uhu, in der Fränkischen Schweiz sehr selten geworden – ausgelöst durch Pestizide sowie Störung und Verfolgung durch den Menschen. Um die Jahrtausendwende konnten beide Arten gerade noch vor dem Aussterben bewahrt werden. Damit sie langfristig geschützt sind, haben der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und das Bayerische Landesamt für Umwelt vor 25 Jahren das Artenhilfsprogamm Felsbrüter ins Leben gerufen. Der engen Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Kletterverbänden ist es zu verdanken, dass die beiden Arten in der Fränkischen Schweiz wieder einen natürlichen Lebensraum gefunden haben. Der Uhu, die größte Eule Europas, brütet dort jetzt wieder in beachtlicher Zahl. Nach dem Rekord im Vorjahr mit über 100 Revieren konnten 2025 stabile 83 Reviere nachgewiesen werden. Auch der Wanderfalke, der schnelle Jäger der Lüfte, ist dank intensiver Schutzmaßnahmen vor dem Aussterben bewahrt worden. Aktuell kommen in 22 Revieren der Fränkischen Schweiz Wanderfalken vor, dreimal mehr als zum Start des Artenhilfsprogamm.

Das Artenhilfsprogramm für Uhu und Wanderfalke zählt zu den erfolgreichsten im bayerischen Naturschutz: Beide Arten stehen seit 2016 nicht mehr auf der Roten Liste der Brutvögel Bayerns – ein klarer Beleg dafür, dass Schutzmaßnahmen wirken. Die Bestände haben sich stabilisiert oder steigen sogar, die Vögel kehren an ihre Brutplätze zurück. Das ist der gezielten Lenkung der Freizeitnutzung, der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und dem systematischen Monitoring zu verdanken. „Durch die frühzeitige Zusammenarbeit mit unseren Partnern und die finanzielle Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz konnten wir wichtige Maßnahmen umsetzen und eine verlässliche Datenbasis schaffen“, sagt Dr. Monika Kratzer, Präsidentin des LfU.

Regionale Kletterkonzepte zahlen sich aus

Schon lange vor Beginn des Artenhilfsprogamm kam es zu ersten Konflikten zwischen den Interessen des Naturschutzes und des Spotkletterns. Wo seltene Vögel in Höhlen und Nischen am Felsen brüten, können Kletteraktivitäten erhebliche Störungen verursachen, die im schlimmsten Fall zum Verlust des Brutplatzes führen. Um diese Gefahren zu verringern und gleichzeitig die Belange des Klettersports anzuerkennen, erarbeiteten der Deutschen Alpenverein (DAV), die IG Klettern, die zuständigen Naturschutzbehörden und der LBV gemeinsam Regeln für naturverträgliches Klettern. „Die vertrauensvolle Kooperation von DAV, IG Klettern und LBV hat dazu beigetragen, dass unter anderem Uhu und Wanderfalke an unseren Felsen wieder erfolgreich brüten. Sport und Naturschutz ziehen gemeinsam an einem Strang – zum Vorteil für seltene Arten und für die Klettergemeinschaft, die mit befristeten Einschränkungen ihrer Leidenschaft nachgehen kann“, bekräftigt auch Dr. Jürgen Kollert, 1. Vorstand der IG Klettern.

Dass sich die Vögel heute wieder weitgehend ungestört der Aufzucht ihrer Jungen widmen können, ist der konsequenten Umsetzung dieser Regeln in allen Teilen des Frankenjura zu verdanken. Voraussetzung ist jedoch ein intensives Monitoring der bekannten Brutplätze von Uhu und Wanderfalke durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LBV. „Nur wenn bekannt ist, wann die Vögel wo brüten, können wir zeitlich befristete Sperrungen von Kletterfelsen nach der Maßgabe ‚so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig‘ umsetzen“, erklärt Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender. 

Wie erfolgreich die Kletterkonzepte sind, zeigt die Bestandsentwicklung der Vögel seit Beginn des Artenhilfsprogramms. In den ersten zehn Jahren des Projektes konnte sich die Zahl der Wanderfalkenreviere mehr als verdreifachen und blieb seitdem auf einem stabil hohen Niveau. „Die Bestandskurve des Uhus stieg nicht ganz so rasant an, dafür war das Wachstum stetiger und die Population scheint auch heute noch größer zu werden. Um diese Erfolge nicht aufs Spiel zu setzen, ist eine Fortführung der vertrauensvollen Zusammenarbeit umso wichtiger“, betont Dr. Norbert Schäffer, LBV-Vorsitzender. 

Denn auch bei stabilen Beständen sind die Felsbrüter noch nicht „über den Berg“. Die aktuellen Herausforderungen, wie die zunehmend intensive Nutzung des Lebensraums durch Natursportarten, Brutverluste durch Fressfeinde oder auch die Vogelgrippe, verlangen weiterhin nach Aufmerksamkeit, Maßnahmen und Ressourcen. „Wir setzen uns weiterhin gemeinsam dafür ein, dass Felsbrüter in Bayern langfristig stabile Lebensräume finden“, resümiert Dr. Monika Kratzer, Präsidentin des LfU.

 



Fotos


Nachdruck und Auswertung von Pressemitteilungen sind allgemein gestattet. Auch die veröffentlichten Pressefotos dürfen im Rahmen der Berichterstattung zur zugehörigen Pressemitteilung mit entsprechender Quellenangabe verwendet werden.

Besuchen Sie uns in den sozialen Netzwerken


Kontakt zur Pressestelle

Bayerisches Landesamt für Umwelt
Pressestelle
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160
86179 Augsburg
Tel.: 08 21/ 9071-5242
Fax: 08 21/ 9071-5009

Pressesprecher
Matthias Häußler
Stellvertretung
Bianca Roß