Wasser: Nr. 33 / Donnerstag, 31. Juli 2025

Ganzheitliche Beratung zu Hochwasservorsorge in allen bayerischen Kommunen

Akteure von Kommune und WWA tauschen sich im Rahmen eines Beratungsgesprächs aus Akteure von Kommune und WWA tauschen sich im Rahmen eines Beratungsgesprächs aus (Quelle: Dr. Dieter Rieger, LfU)

+++ Seit einem Jahr informieren und sensibilisieren die Wasserwirtschaftsämter im Rahmen des HOCHWASSER-CHECK alle bayerischen Städte und Gemeinden zum Umgang mit Wassergefahren und beraten individuell zu Handlungsfeldern und geeigneten Vorsorgemaßnahmen. Ziel ist es, jede bayerische Kommune mindestens einmal alle sechs Jahre zu beraten. Bereits in den ersten zwölf Monaten hat über die Hälfte ein konkretes Gesprächsangebot erhalten. Alle können vom integralen Konzept des HOCHWASSER-CHECK profitieren – auch Städte und Gemeinden, die weit entfernt von großen Gewässern und außerhalb der definierten Risikogebiete liegen. Der HOCHWASSER-CHECK nimmt neben Flusshochwasser auch weitere Wassergefahren in den Fokus, etwa Oberflächenabfluss infolge von Starkregen. +++

Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Mit diesem Bewusstsein wurde der HOCHWASSER-CHECK im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz entwickelt und startete am 01.08.2024 bayernweit. Das integrale Beratungsangebot der Bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung richtet sich an alle 2.056 Kommunen. Tagelanger Regen oder extreme Niederschläge innerhalb kurzer Zeit können überall und infolge der Klimaerwärmung vermehrt auftreten und immense Schäden verursachen. Daher gilt es, nicht nur Fließgewässer im Blick zu behalten. Auch Überflutungen durch lokale Starkregenereignisse, hohe Grundwasserstände oder Überlastungen der Entwässerungssysteme sind zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund ist es für alle Städte und Gemeinden elementar, sich mit Risiken und Vorsorge auseinanderzusetzen – unabhängig davon, ob sie im Rahmen des bisherigen Risikodialogs zur Aufstellung der Hochwasserrisikomanagement-Pläne berücksichtigt waren oder nicht. Ergänzend zu den bereits bewährten Kartenmaterialien (Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten), kommt seit Februar 2024 bayernweit die Hinweiskarte Oberflächenabfluss und Sturzflut zum Einsatz. Diese Hinweiskarte beleuchtet auch Gefahrenstellen, die durch Starkregen in Gebieten weit weg von Gewässern, entstehen können.

Alle Akteure an einem Tisch

Kernelement des HOCHWASSER-CHECK ist ein ausführliches, persönliches Beratungsgespräch zwischen Kommunalvertretern und Fachberatern des Wasserwirtschaftsamtes mit optionaler Ortsbegehung. Dabei werden mögliche Wassergefahren, potenzielle Risiken, beobachtete Ereignisse und bereits umgesetzte Maßnahmen identifiziert und festgehalten. Daraus werden konkrete Handlungsoptionen für eine noch bessere Vorsorge in der Zukunft abgeleitet und mit allen relevanten Akteuren an einem Tisch erörtert. Neben Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, Verantwortlichen aus den Bereichen Umwelt, Planen, Bauen und Bauhofleitung sollen bestenfalls auch weitere Ortskundige eingebunden werden, wie etwa Vertreter von Feuerwehr, Katastrophenschutz sowie Wasserver- und -entsorgung. Im Gespräch werden – je nach Betroffenheit – neben den identifizierten Wassergefahren aus der Kartenmaterialauswertung auch Handlungsoptionen aus bis zu zwölf Themenbereichen besprochen. Dabei geht es primär um kleine, nicht-technische und kostengünstige Maßnahmen, die schnell umsetzbar sind.

Die Ergebnisse der Gespräche werden dokumentiert und der Kommune mit weiterführenden Informationsmaterialien übergeben. Für Städte und Gemeinden ist dies ein freiwilliges Beratungsangebot. Ziel ist es, das Bewusstsein für verschiedene Wassergefahren zu schärfen und die eigenen Handlungsmöglichkeiten zu aktivieren. Etwa durch ein vorausschauendes Flächenmanagement und den Schutz von eigenen Gebäuden können Hochwasserschäden verringert werden. Dabei ist auch die Vorbildfunktion der Städte und Gemeinden wichtig. Sie können Bürgerinnen und Bürger, Landwirte und Unternehmen gezielt adressieren und durch eigene Öffentlichkeitsarbeit das Thema Hochwasservorsorge fördern.

Erfahrungen der Kommunen mit dem HOCHWASSER-CHECK

Buttenwiesen, Herr Bürgermeister Hans Kaltner

Viele Städte und Gemeinden erkennen im HOCHWASSER-CHECK einen Mehrwert. „Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass uns extreme Wetterereignisse immer häufiger und überall treffen können. Daher ist der Hochwasserschutz eine wichtige Daueraufgabe, der wir uns als Kommune stellen müssen und dabei auch Bürger, Unternehmen und Landwirte mitnehmen wollen“, gibt Bürgermeister Hans Kaltner aus der Gemeinde Buttenwiesen in Schwaben zu bedenken. „Wir haben das Beratungsangebot des Wasserwirtschaftsamts gerne angenommen und konnten immer noch neue, hilfreiche Erkenntnisse und konkrete weitere Schritte aus dem Termin mitnehmen, obwohl wir uns schon viele Jahre mit dem Thema Hochwasservorsorge befassen.“ Besonders vorteilhaft sei gewesen, dass durch die Teilnahme von Feuerwehr- und Bauhofvertretern gebündelte Ortskenntnis und Fachwissen an einem Tisch saßen. Bei einer gemeinsamen Ortsbegehung habe man neuralgische Punkte direkt mit den Fachleuten des Wasserwirtschaftsamts begutachtet und die Herausforderungen beim letzten Hochwasserereignis vor Ort besprochen. „Auch hinsichtlich unserer eigenen Öffentlichkeitsarbeit und Krisenmanagementplanung hat uns der HOCHWASSER-CHECK wertvollen Input geliefert. Wir können das Angebot unbedingt auch anderen Kommunen weiterempfehlen. Hochwasserschutz ist immer eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur im Miteinander mit dem Wasserwirtschaftsamt und dessen Fachwissen gelingen kann. Der persönliche Austausch vor Ort auf Augenhöhe ist hier von unschätzbarem Wert“, so das Fazit des Gemeindeoberhaupts.

Fazit aus den Wasserwirtschaftsämtern nach dem ersten Jahr

WWA Donauwörth, Frau Patrizia Ernst, 2. stellvertretende Behördenleiterin und Abteilungsleiterin

Auch die Wasserwirtschaftsverwaltung profitiert vom neuen Beratungsformat des HOCHWASSER-CHECK. Patrizia Ernst, 2. stellvertretende Leiterin des WWA Donauwörth und Abteilungsleiterin für den Landkreis Dillingen, bemerkt: „Der persönliche und umfassende Austausch mit den Kommunalvertretern und weiteren Verantwortlichen vor Ort ist sehr hilfreich, um die relevanten Ansprechpartner, konkreten Gegebenheiten und lokalen Besonderheiten bei der Hochwasservorsorge der Gemeinde besser kennenzulernen. Die Erfahrung aus den Gesprächen zeigt, dass der Austausch auf Augenhöhe und damit die Kombination aus geballter Ortskenntnis und Fachwissen erst die passgenaue Beratung zu den jeweils für die Gemeinde wichtigen Themen ermöglicht.“ Dafür lohne sich auch die – gerade im ersten Durchlauf noch intensivere – ausführliche Terminvor- und -nachbereitung für alle Beteiligten auf lange Sicht. „Das integrale Beratungsziel über verschiedene Wassergefahren hinweg und die Bündelung bisheriger Vorsorgekonzepte ist ein Novum und erlaubt auch uns einen strukturierten Blick auf die Hochwasservorsorge vor Ort“, so ihr Eindruck.

Weiterführende Informationen zum HOCHWASSER-CHECK für Kommunen und auch zur Eigenvorsorge für Bürgerinnen und Bürger sind zu finden auf den Internetseiten von Hochwasser.Info.Bayern unter:

https://www.hochwasserinfo.bayern.de/index.htm

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