PRESSEMITTEILUNG
Natur, Wasser: Nr. 22 / Mittwoch, 04. Juni 2025
Wiederansiedlung von bedrohten Flusskrebsen
Eine tragende Säule beim Schutz einheimischer Gewässerbewohner
+++ Am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) setzen sich Experten im Rahmen eines Artenhilfsprojektes für den Schutz der einheimischen Flusskrebse ein. Dies beinhaltet auch die Wiederansiedlung von Flusskrebsen in Lebensräumen, in denen die Tiere vormals beheimatet waren. Solch eine Wiederansiedlung wurde nun am 03. Juni 2025 in einem Bachsystem in Weilheim-Schongau durchgeführt. Die Edelkrebse wurden in der Teichanlage des LfU in Wielenbach gezüchtet. +++
Ursprünglich gab es in Bayern zwei einheimische Flusskrebsarten – den Edelkrebs (Astacus astacus) und den Steinkrebs (Austropotamobius torrentium). Verschiedene negative Einflüsse wie etwa strukturelle Veränderungen von Gewässern, Schadstoff- und Feinsedimenteinträge haben den einheimischen Flusskrebsen stark zugesetzt. Mittlerweile stellen auch steigende Wassertemperaturen und periodischer Wassermangel in Folge des Klimawandels für die heimischen Krebse ein zunehmendes Problem dar. Insbesondere aber die aus Nordamerika eingeschleppten invasiven Flusskrebsarten und die von ihnen übertragene Tierseuche „Krebspest“ verursachen seit vielen Jahrzehnten einen drastischen Rückgang der einheimischen Bestände.
Viele Edelkrebs- und Steinkrebsvorkommen sind mit der Ausbreitung der invasiven Flusskrebse und in Folge von Krebspestausbrüchen unwiederbringlich erloschen. Diese Pilzerkrankung ist für die einheimischen Arten tödlich, wohingegen die invasiven Flusskrebse dagegen in aller Regel immun sind, gleichzeitig aber als Überträger der Krankheit fungieren. Der Edelkrebs etwa ist durch gebietsfremde Flusskrebse fast überall verdrängt worden und somit aus einem großen Teil seiner ursprünglichen Lebensräume – die Mittel- und Unterläufe von Fließgewässern – verschwunden.
Sind invasive Flusskrebse wie der nordamerikanische Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) einmal in einen Gewässerabschnitt und damit in den Lebensraum von einheimischen Flusskrebsen vorgedrungen, so lassen sie sich mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln bedauerlicherweise nicht mehr beseitigen. Der Lebensraum ist dann für die einheimischen Arten dauerhaft verloren. Um die einheimischen Flusskrebse zu schützen, besteht zurzeit nur die Möglichkeit, die Ausbreitung der invasiven Arten mit Hilfe von Ausbreitungsbarrieren, sog. Krebssperren, zu unterbinden.
Auch wenn es gelingt, die Ausbreitung der invasiven Flusskrebse einzudämmen, kann es allerdings passieren, dass der Krebspesterreger über andere Wege in einen Bestand einheimischer Arten gelangt und die Krankheit dort ausbricht. Die infizierten Flusskrebse verenden dann binnen weniger Tage und ganze Bestände können so in kurzer Zeit vollständig erlöschen.
Wenn ein derartiger Verlust eines heimischen Krebsbestandes durch die Krebspest stattgefunden hat, der Lebensraum aber nicht durch invasive Flusskrebse besiedelt wurde, kann die Population durch Besatz und Wiederansiedelung neu gegründet werden.
Im derzeit am LfU laufenden Artenhilfsprojekt für Flusskrebse ist – neben der Eindämmung der Ausbreitung invasiver Flusskrebse als wesentlichste Maßnahme – Zucht und Wiederansiedlung ein tragendes Element für den Schutz von Edel- und Steinkrebs.
So siedelt das LfU nun Edelkrebse in einem Bachsystem in Weilheim-Schongau wieder an, in dem die Krebspest vor einigen Jahren verantwortlich für dessen Verschwinden war. Dazu wurden am 03. Juni 2025 mehr als 500 Edelkrebse in ihr neues Zuhause entlassen.
„Mit etwas Glück kann sich mit diesem Initial- und Wiederansiedlungsbesatz eine neue Population gründen. Davon profitieren nicht nur die Flusskrebse selbst: Als wichtige Schlüsselart im Ökosystem, die abgestorbenes Material und Reste von toten Organismen wiederverwertet, wirkt sich die Anwesenheit von Edelkrebsen positiv auf das gesamte Gewässer aus“, so die Präsidentin des LfU, Dr. Monika Kratzer.
Im Übrigen helfen Meldungen von Flusskrebsen in Bayern – egal ob einheimische oder gebietsfremde Arten – den Experten am LfU, mehr Wissen über die Verbreitung zu generieren und dieses möglichst aktuell zu halten. Über die Mailadresse flusskrebs@lfu.bayern.de können Sichtungen gemeldet werden.
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