PRESSEMITTEILUNG
Analytik/Stoffe: Nr. 51 / Montag, 18. November 2024
Ein Nürnberger Zwilling zur Zugspitze
Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) eröffnet eine neue hochkarätige Messstation in der Frankenmetropole
+++ „Was auf der Zugspitze schneebedeckt ist, steht hier im Grünen. Größer könnten die Gegensätze nicht sein“, sagt Dr. Marion Letzel anlässlich der Inbetriebnahme der neuen Messgeräte in Nürnberg. Sie ist Abteilungsleiterin für Zentrale Analytik und Stoffbewertung am LfU. Trotz oder gerade wegen der Gegensätze wird an beiden Standorten mit der identischen Zielsetzung gearbeitet: Im Sinne eines Frühwarnsystems werden Schadstoffe überwacht, deren Eintrag in die Umwelt auf Basis internationaler Abkommen weiter reduziert werden soll. Dabei handelt es sich um industriell produzierte Chemikalien, für die sich umwelt- und gesundheitsschädigende Eigenschaften herausgestellt haben, wie die als Flammschutzmittel oder Weichmacher eingesetzten Polychlorierten Biphenyle (PCB) oder das ehemals massenhaft eingesetzte Insektizid DDT. Erfasst werden auch Substanzen, die ungewollt bei Verbrennungsprozessen entstehen, die sich aber über spezielle Filter und angepasste Technologien vermeiden lassen. Hierzu zählen beispielsweise polychlorierten Dioxine. +++
Wegen ihren schädigenden Wirkungen auf Mensch und Umwelt wurden diese Stoffe in der Europäischen Union beschränkt, in vielen Fällen verboten. Da ihre Funktionen jedoch nachgefragt werden, kommen andere Chemikalien auf den Markt, die zum Teil ähnliche Eigenschaften aufweisen können. Auch diese neu erscheinenden Alternativen werden vom LfU in ihren Luftkonzentrationen seit 2005 an der Zugspitze und nun seit Mitte 2024 auch in Nürnberg gemessen.
„Um mit den Entwicklungen neuer Chemikalien Schritt zu halten, erweitern wir am LfU Jahr für Jahr unser Messrepertoire und haben damit ein umfassendes Frühwarnsystem“, erklärt Letzel. Das LfU hat deshalb in Kooperation mit der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (SUN) eine Zwillingsstation zur Zugspitze in der Frankenmetropole aufgebaut. „Alle vier Wochen ist das LfU vor Ort und nimmt Proben, bei denen die Luftkonzentrationen von über 50 Stoffen im Labor gemessen werden“, so Letzel.
Die Parallelmessstation an der Zugspitze ist deshalb wichtig, weil für eine Regulierung von Schadstoffen unter anderem belegt sein muss, dass diese Stoffe nicht an ihrem Einsatzort verbleiben, sondern über sehr große Entfernungen transportiert werden und sich in der Luft nicht abbauen. Ihre Konzentrationen sind an der Zugspitze – wo sie durch Höhenströmungen herangetragen werden – so gering, dass sie in den Laboren des LfU nur mit hochwertiger Analytik nachgewiesen werden können. Das LfU stellt so beispielsweise weiterhin in Spuren die Nachwirkungen der Malariabekämpfung mit DDT in Norditalien oder die seit den 1980er Jahren in Deutschland im Einsatz auf geringste Mengen beschränkte PCB fest. Für viele Schadstoffe konnten an der Zugspitze mittlerweile Erfolge der Beschränkungsmaßnahmen belegt werden. So nahmen beispielsweise verbotene Insektizide binnen weniger Jahre stark in ihren Luftkonzentrationen ab.
Weitere Informationen unter: https://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/pop/index.htm sowie https://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/projekte_alpenschutz/purealps/index.htm
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