PRESSEMITTEILUNG

Natur: Nr. 18 / Freitag, 26. April 2024

Lebensräume für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten werden neu erfasst

Fachbüro aus Karlstadt am Main ab Ende April im Landkreis Aschaffenburg unterwegs

Ein Schwalbenschwanz bei der Nahrungsaufnahme auf einer Hain-Flockenblume auf einer extensiv genutzten Wiese im Hafenlohrtal bei Rothenbuch. Ein Schwalbenschwanz bei der Nahrungsaufnahme auf einer Hain-Flockenblume auf einer extensiv genutzten Wiese im Hafenlohrtal bei Rothenbuch. (Quelle: Renate Ulrich)

+++ Im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) und in enger fachlicher Abstimmung mit dem Landratsamt Aschaffenburg nehmen Fachleute ab Ende April diesen Jahres die Naturschätze im Landkreis Aschaffenburg unter die Lupe. Nach den ersten Erhebungen vor über 30 Jahren werden die Biotope nun zum zweiten Mal untersucht.

Bei einer Online-Informationsveranstaltung am 25.04.2024 informierten das LfU und das Landratsamt Aschaffenburg als die Untere Naturschutzbehörde die Bürgermeister der Landkreisgemeinden, die lokalen Fachbehörden und Verbände über den Start der Kartierungen im Landkreis. Über 4.700 Biotopflächen mit einer Gesamtfläche von ca. 2.600 ha wurden beim ersten Durchgang der Biotopkartierung, Anfang der 1990er Jahre, erhoben. Sie nehmen rund 3,7 % der Landkreisfläche ein. In den kommenden drei Jahren wird das Wissen über das Vorkommen der kleinen Naturoasen von einem Fachbüro aus Karlstadt am Main auf den neuesten Stand gebracht. Die Bandbreite der zu erhebenden Biotope ist äußerst vielfältig im Landkreis: naturnahe Hecken und Feldgehölze, naturnahe Fließ- und Stillgewässer mit ihren gewässerbegleitenden Gehölzsäumen und den Verlandungszonen, Streuobstbestände mit alten Obstbäumen, artenreiche Wiesen, Sandrasen, Magerrasen und viele mehr. Wälder über 5.000 qm werden nicht kartiert. Rund 700.000,- Euro stellt der Freistaat Bayern für die Naturinventur im Landkreis zur Verfügung.

„Biotope sind Lebensräume für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten, die durch die Vielfalt der Lebewesen, die dort leben, einzigartig sind,“ so erläutert Michael Stellmach vom LfU. „Sie sind für den Erhalt unserer Landschaft und Natur von unschätzbarem Wert. Wir möchten diese Kostbarkeiten – gemeinsam mit Ihnen – für künftige Generationen bewahren. Die Erhebung dieser Biotope im Landkreis Aschaffenburg bildet die wesentliche Basis dafür“, so Herr Stellmach.

Landwirte können über das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm eine Vergütung für die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege einer in der Biotopkartierung erfassten Fläche erhalten. Für Behörden und Naturschutzverbände ist die Biotopkartierung zudem die wesentliche Wissensgrundlage. „Die Aktualisierung der Daten ist für unsere tägliche Arbeit im Landratsamt, insbesondere für meine Kolleginnen und Kollegen im Fachbereich Naturschutz und für den Erhalt unserer vielfältigen und schützenswerten Natur im Landkreis von besonderer Bedeutung“ so Landrat Dr. Alexander Legler zur Wichtigkeit der Biotopkartierung.

Über drei Sommerhalbjahre werden die Biotope im gesamten Landkreis nun erfasst. Die Ergebnisse der Kartierung stehen voraussichtlich im Herbst 2027 zur Verfügung. Sie werden dann über den UmweltatlasBayern der Öffentlichkeit bereitgestellt. +++

Die Naturschutzbehörde am Landratsamt Aschaffenburg und das LfU stehen für weitere Auskünfte zur Verfügung. Für alle Interessierten liegt im Landratsamt in Aschaffenburg auch die Broschüre des LfU „Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren“ zur Information aus. Diese kann auch kostenfrei bestellt oder heruntergeladen werden: Broschüre Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren

 

Weitere Informationen

Gemäß Art. 46 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) ist das LfU für die landesweite Durchführung der Biotopkartierung zuständig. Die Biotopkartierung erfasst und beschreibt nach einem bayernweit einheitlichen Schema wertvolle Lebensräume, wie die nach § 30 und § 39 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Art. 16 und 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen oder die Natura 2000-Lebensraumtypen. Sie liefert eine Bestandsaufnahme der wertvollen Flächen und der Pflanzenarten, die dort leben. Wiederholungskartierungen bringen die Daten auf den neuesten Stand. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse den Gemeinden und der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Biotope werden im Gelände erhoben und im Maßstab 1:5.000 in Luftbild-Karten eingezeichnet. Dabei erfassen und beschreiben speziell ausgebildete Kartiererinnen und Kartierer die für den Naturschutz wichtigen Flächen und die dort wachsenden Pflanzen. Seit 2006 werden zusätzlich die Lebensraumtypen des europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000 erfasst. Knapp vier Prozent der Landesfläche Bayerns außerhalb der Alpen sind seit Beginn der Biotopkartierung als ökologisch wertvolle Lebensräume erfasst und beschrieben worden.

www.lfu.bayern.de/natur/biotopkartierung/

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Marko Hendreschke
Stellvertretung
Dr. Korbinian Freier

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