PRESSEMITTEILUNG

Natur: Nr. 21 / Dienstag, 22. Juni 2021

Feuchtwiesen, Auwaldbestände und Magerrasen: Biotopvielfalt in Ingolstadt

Kartierung wertvoller Lebensräume auf dem gesamten Stadtgebiet

Blick vom Scherbelberg auf Ingolstadt. Blick vom Scherbelberg auf Ingolstadt. (Quelle: Iris Gallenberger)

+++ Im Auftrag der Stadt Ingolstadt und unter fachlicher Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) nehmen Fachleute seit diesem Frühjahr die Naturschätze in der Stadt unter die Lupe. Zum Start der Geländearbeiten wurden bei einer Online Info-Veranstaltung am 21.06.2021 die lokalen Behörden, Naturschutzverbände und Interessenvertretungen der Bewirtschaftenden informiert. Die Biotope in der Stadt Ingolstadt wurden erstmals 1986 kartiert. Das Wissen über die wertvollen Lebensräume wird nun bereits zum zweiten Mal auf den neuesten Stand gebracht. „Um dem Klimawandel zu begegnen, wollen wir neue ökologisch wertvolle Flächen einrichten und so einen städtischen Biotopverbund schaffen. Für den sinnvollen Ankauf von Flächen und deren Begrünung sind unsere bestehenden Biotope wichtige Grundlage, die es nun zu erfassen und zu vernetzen gilt“ erläutert Umweltbürgermeisterin Petra Kleine. Christian Tausch, Leiter der Abteilung Naturschutz am LfU unterstrich die Bedeutung der Biotopkartierung. „Sie liefert der Stadt, den Naturschutzbehörden, Planungsbüros, Naturschutzverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen wichtige Informationen für ihre tägliche Arbeit, wie zur Planung und Beurteilung von Bauvorhaben oder von Maßnahmen zum Schutz der Natur. Auf der Basis der aktualisierten Daten können die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege der Biotopflächen gezielt über den Vertragsnaturschutz honoriert werden.“ +++

Im Stadtgebiet Ingolstadt findet sich eine Vielzahl von Naturoasen: Die teils dichten, teils parkartig aufgelichteten Auwaldbestände mit ihren zahlreichen Altgewässern entlang der Donau sind von überregionaler Bedeutung. Sie umfassen auch sehr wertvolle, orchideen- und enzianreiche Magerrasen auf ehemaligen Kiesbrennen.

Mit der Schutter, der Sandrach, dem Mailinger Bach und einer Vielzahl weiterer Bäche und Gräben besitzt Ingolstadt Biotopachsen, die begleitet von Gehölzsäumen und Feuchtwiesen als Leitlinien sowohl für Tiere und Pflanzen als auch für Erholungssuchende von Bedeutung sind. Entsprechendes gilt für die über das ganze Stadtgebiet verteilen Hecken, Feldgehölze und Gebüsche, die das Landschaftsbild maßgeblich bestimmen und Bausteine im Biotopverbund darstellen. Die ehemaligen Festungsanlagen, Forts und Zwischenwerke sind eine Besonderheit der Stadt und umfassen oft wertvolle Biotopkomplexe.

Alle diese Biotope sorgen für eine große Artenvielfalt. Der Kammmolch, die Wasserfledermaus, der Rohrschwirl, die Keilfleck-Libelle und der Arznei-Haarstrang gehören zu den bayernweit bedeutsamen Arten, die im Stadtgebiet Ingolstadt Lebensraum finden.

Die Erhebungen in den Sommerhalbjahren 2021 und 2022 führt eine Arbeitsgemeinschaft aus Fachleuten aus Bayreuth und Nürnberg durch. Wälder über 5000 qm werden nur dann kartiert, wenn sie Eigentum der Stadt Ingolstadt sind. Die Ergebnisse der Kartierung liegen voraussichtlich im Sommer 2023 vor. Rund 140.000 Euro stellen der Freistaat Bayern und die Stadt Ingolstadt gemeinsam für die Naturinventur in der Stadt zur Verfügung. Bei der letzten Aktualisierung 2003/2004 wurden 813 Biotope mit einer Gesamtfläche von 1772 ha erfasst. Dies entspricht einem Biotopanteil von ungefähr 13 Prozent des Stadtgebiets.

Die Naturschutzbehörde an der Stadtverwaltung Ingolstadt und das LfU stehen für weitere Auskünfte zur Verfügung. In der Stadtverwaltung liegt die neue Informationsbroschüre des LfU „Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren“ zur Information für alle Interessierten aus:

Broschüre Lebensräume erfassen und gemeinsam bewahren

Eine Aufzeichnung der Online Info-Veranstaltung vom 21.06.2021 ist in Kürze unter https://www.youtube.com/user/StadtIngolstadt verfügbar.

Weitere Informationen

Gemäß Art. 46 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) ist das LfU für die landesweite Durchführung der Biotopkartierung zuständig. Die Biotopkartierung erfasst und beschreibt nach einem bayernweit einheitlichen Schema wertvolle Lebensräume, wie die nach § 30 und § 39 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Art. 16 und 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen oder die Natura 2000-Lebensraumtypen. Sie liefert eine Bestandsaufnahme der wertvollen Flächen und der Pflanzenarten, die dort leben. Wiederholungskartierungen bringen die Daten auf den neuesten Stand. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse den Gemeinden und der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Biotope werden im Gelände erhoben und im Maßstab 1:5.000 in Luftbild-Karten eingezeichnet. Dabei erfassen und beschreiben speziell ausgebildete Kartiererinnen und Kartierer die für den Naturschutz wichtigen Flächen und die dort wachsenden Pflanzen. Seit 2006 werden zusätzlich die Lebensraumtypen des europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000 erfasst. Rund vier Prozent der Landesfläche Bayerns außerhalb der Alpen sind seit Beginn der Biotopkartierung als ökologisch wertvolle Lebensräume erfasst und beschrieben worden.

Weitere Informationen zur Biotopkartierung

Naturschutz - Karten und Fachdaten online

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