PRESSEMITTEILUNG

Natur: Nr. 16 / Freitag, 12. Juni 2020

Blütenreiche Wiesen und unverbaute Bäche

Wertvolle Lebensräume im Landkreis Miltenberg werden bis Herbst 2022 neu erfasst

Strukturreichtum ist ein Indiz für hohe Artenvielfalt - wie hier an einem unverbauten Abschnitt des Aubachs. Strukturreichtum ist ein Indiz für hohe Artenvielfalt - wie hier an einem unverbauten Abschnitt des Aubachs. (Quelle: Dirk Bönsel)

+++ Im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) und in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Miltenberg nehmen Fachleute ab Mitte Juni dieses Jahres die Naturschätze im Landkreis Miltenberg unter die Lupe. Nach der ersten Biotopkartierung vor über 30 Jahren werden wertvolle Lebensräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten zum zweiten Mal untersucht. Der Vizepräsident des LfU, Dr. Richard Fackler, unterstreicht die Bedeutung der Biotopkartierung: „Das Wissen über die Lage und Ausprägung der Biotope ist Grundlage für die tägliche Arbeit von Naturschutzbehörden, Kommunen, Planungsbüros und wissenschaftlichen Einrichtungen. Es hilft, die Planung unterschiedlicher Vorhaben zu erleichtern und zu beschleunigen sowie die wertvolle Naturausstattung zu schützen.“ Auf der Basis aktualisierter Daten können zum Beispiel Landwirte für die naturnahe Bewirtschaftung und Pflege dieser Flächen gezielt über den Vertragsnaturschutz honoriert werden. „Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Naturinventur leisten private Grundstückseigentümer, indem sie den Kartierern die Geländearbeiten ermöglichen und Hinweise geben. Dafür sprechen wir schon jetzt unseren Dank aus,“ ergänzt Dr. Fackler. +++

Die Bandbreite der kleinen Naturoasen im Landkreis ist vielfältig: naturnahe, eingewachsene Stillgewässer, weitgehend unverbaute Bäche, extensiv genutzte, blütenreiche Wiesen in den Tälern oder Hanglagen, aufgelassene Weinhänge oder Steinbrüche, sandige Magerrasen oder großflächige, strukturreiche Komplexe aus naturnahen Hecken und alten Streuobstwiesen. Sie alle sind Garant für die kostbare Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten im Landkreis. So etwa für den Steinkauz, den Wendehals und die Gelbbauch-Unke oder für die Sand-Sommerwurz und den kleinen Vogelfuß – allesamt Arten, die im Landkreis Miltenberg noch Lebensraum finden. Mit der Dokumentation dieser Naturschätze leistet die Biotopkartierung einen Beitrag zu deren Erhalt.

Die Geländearbeiten werden von einem Karlstädter Planungsbüro durchgeführt und bis Herbst 2022 abgeschlossen. Sie umfassen alle wertvollen Biotope im Landkreis. nicht jedoch die Schutzgebiete der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Gebiete), die eigens erfasst werden. Wälder sind ebenfalls nicht Bestandteil der Biotopkartierung.

Die Ergebnisse der Kartierung stehen voraussichtlich im Sommer 2023 zur Verfügung. Über 400.000 Euro stellt der Freistaat für die neue Naturinventur im Landkreis Miltenberg zur Verfügung. Bei der letzten Kartierung wurden ca. 1.060 Biotope mit einer Gesamtfläche von rund 2.800 Hektar erfasst. Dies entspricht einem Biotopanteil von ca. 4 Prozent im Landkreis. Kommunen, lokale Fachbehörden, Interessenverbände der Grundeigentümer und Bewirtschafter sowie Vertreter der Naturschutzverbände im Landkreis wurden bereits informiert. Die geplante Informationsveranstaltung vor Ort konnte aufgrund der aktuellen Corona-Situation noch nicht stattfinden und wird sobald wie möglich nachgeholt.

Weitere Informationen

Gemäß Art. 46 des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) ist das LfU für die landesweite Durchführung der Biotopkartierung zuständig. Die Biotopkartierung erfasst und beschreibt nach einem bayernweit einheitlichen Schema wertvolle Lebensräume, wie die nach § 30 und § 39 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder Art. 16 und 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotoptypen oder die Natura 2000-Lebensraumtypen. Sie liefert eine Bestandsaufnahme der wertvollen Flächen und der Pflanzenarten, die dort leben. Wiederholungskartierungen bringen die Daten auf den neuesten Stand. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse den Gemeinden und der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Biotope werden im Gelände erhoben und im Maßstab 1:5.000 in Luftbild-Karten eingezeichnet. Dabei erfassen und beschreiben speziell ausgebildete Kartierer die für den Naturschutz wichtigen Flächen und die dort wachsenden Pflanzen. Seit 2006 werden zusätzlich die Lebensraumtypen des europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000 erfasst. Rund vier Prozent der Landesfläche Bayerns außerhalb der Alpen sind seit Beginn der Biotopkartierung als ökologisch wertvolle Lebensräume erfasst und beschrieben worden.

www.lfu.bayern.de/natur/biotopkartierung/

www.lfu.bayern.de/natur/fis_natur/fin_web

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Stellvertretung
Dr. Korbinian Freier

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