Rohstoffgeologie: Nr. 79 / Dienstag, 14. November 2006
Untersuchung in 52 Steinbrüchen im Freistaat zeigt hohe Artenvielfalt / Landesamt-Vizepräsident Matthes bei Rohstofftag in Augsburg: Rohstoffabbau trägt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei
(Augsburg) +++ Steinbrüche und Gruben sind wertvolle Natur-Inseln in der Landschaft. Das ergab eine Untersuchung an 52 Steinbrüchen des Freistaats, die heute beim zweiten Rohstofftag am Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg vorgestellt wurde. Die Ergebnisse lassen aufhorchen: Steinbrüche in allen Landesteilen sind besonders artenreich und beherbergen viele seltene und gefährdete Arten. Drei Jahre lang hatten Biologen bei der ersten Repräsentativuntersuchung bayerischer Steinbrüche Inventur gemacht. Sie fanden bei ihren Untersuchungen in den Steinbrüchen mehr als 1000 Pflanzenarten, das sind mehr als 40 Prozent aller in Bayern bekannten Arten, darunter viele seltene oder sogar vom Aussterben bedrohte Arten. Überdurchschnittlich artenreich sind auch die Vögel vertreten, an den Felswänden der Steinbrüche brüten zum Beispiel mehr als die Hälfte der bayerischen Uhus und des Wanderfalken. Auch für viele Insektengruppen sind Steinbrüche echte Refugien. LfU-Vizepräsident Bernd Matthes hob bei der heutigen Fachtagung in Augsburg die Bedeutung von Steinbrüchen hervor: "Der Rohstoffabbau trägt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei". Er forderte die Steinbruch-Betreiber dazu auf, bereits in der Planung und im Betrieb dem Naturschutz seinen Platz einzuräumen. Im Freistaat gibt es mehrere tausend Steinbrüche und Gruben. Pro Jahr werden in Bayern rund 150 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe abgebaut. Das entspricht einem jährlichen Pro-Kopf-Bedarf von 12 Tonnen. +++Rund 1000 Steinbrüche und Gruben wurden bei der Untersuchung erfasst und ausgewertet, rund die Hälfte davon sind Kalkbrüche. Aber auch Steinbrüche aus Granit, Gips, Basalt und Sandstein sind vertreten. Daraus wurde eine repräsentative Auswahl von 52 Brüchen mit einer Gesamtfläche von rund 400 Hektar detailliert untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden gemeinsam vom Bayerischen Industrieverband Steine und Erden e.V. und dem LfU herausgegeben.
Der Abbau von Festgesteinen verändert die Natur und die Landschaft von Grund auf. Es entstehen jedoch dabei neue Biotoptypen, vom Steinbruchrand bis zur Steinbruchsohle. Viele dieser sogenannten Sekundärbiotope sind sehr arm an Nährstoffen und an Wasser und mosaikartig kleinteilig. An den Felswänden der Brüche, den Halden und Schutthängen kann es im Sommer sehr heiß, im Winter extrem kalt werden. Steinbrüche und Gruben bieten deshalb vielen spezialisierten Arten und Lebensgemeinschaften neue und geeignete Lebensräume, die es in der Kulturlandschaft nicht mehr gibt. Selbst bei vollem Abbaubetrieb können mit Ruhezonen und Pufferstreifen bereits die Weichen dafür gestellt werden, dass Steinbrüche für Flora und Fauna wertvolle Natur-Inseln in der Landschaft sind.
Vor mehr als 150 Jahren wurde der staatliche geologische Dienst gegründet, um im Freistaat die Rohstofferkundung voranzutreiben. Seit vielen Jahren erforschen die Geologen des LfU und dessen Vorläuferbehörde, des Geologischen Landesamtes, im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums die Rohstoffvorkommen und Lagerstätten, bringen dazu Bohrungen nieder und untersuchen die Rohstoffeigenschaften in den Labors. Seit 2002 läuft ein Zehnjahresprogramm zur Rohstofferkundung. Besonders im Fokus stehen die Quarzvorkommen für die Solarindustrie, Weißkalke für die Papierindustrie und Hartgesteine für Gleis- und Straßenschotter. Die Ergebnisse werden unter anderem in den Karten des LfU und im Bayerischen Bodeninformationssystem (www.bis.bayern.de) veröffentlicht .
Am Augsburger Rohstofftag nahmen rund 100 Fachleute der Rohstoffindustrie, der Fachverwaltungen, der Kommunen, der Regierungen und der Regionalen Planungsverbände teil. Er wurde gemeinsam vom Bayerischen Industrieverband Steine und Erden, den Bayerischen Staatsforsten und dem LfU veranstaltet.
Redaktionelle Hinweise:
Bestelladresse für die Fachveröffentlichung "Steinbrüche und Gruben Bayerns und ihre Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz" und das Merkblatt "Der Steinbruch als Sekundärbiotop": www.bayern.de/lfu/bestell/index.html
Downloads
Besuchen Sie uns in den sozialen Netzwerken
Kontakt zur Pressestelle
Bayerisches Landesamt für UmweltPressestelle
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160
86179 Augsburg
Tel.: 08 21/ 9071-5242
Fax: 08 21/ 9071-5009
- Pressesprecher
- Matthias Häußler
- Stellvertretung
- Bianca Roß